„Wenn wir keine Musik machen würden, hätten wir alle ein größeres Problem“ Leipziger Bands im Fokus: Grünfeuer

Mit Grünfeuer trafen wir wieder einmal eine Leipziger Band mit Herz am rechten Fleck und Musik für die Alltagsflucht. Hier lest ihr, wie das grüne Feuer entflammte und was ohne die Musik wäre.

„Das nächste Mal mieten wir einfach das ganze Ding hier und dann ist Ruhe!“, scherzen Dario, Steve und Robin herum, als wir uns im überfüllten Café Waldi endlich gefunden haben und an einen kleinen, runden Tisch quetschen. Mit Grünfeuer trafen wir eine Leipziger Band mit Herz am rechten Fleck und Musik für die Alltagsflucht.

© Grünfeuer Promo
Dass Grünfeuer mal Grünfeuer wird, hätte man vor etwas mehr als zehn Jahren vielleicht so nicht erwartet. Während für Dario Seeed die wichtigsten Wegbereiter waren, fieberten Steve und Robin in ihrer Skatepunkband dem Rockstar-Sein entgegen. Doch irgendwie … „Wir haben uns schon gegenseitig befruchtet.“, erzählt Sänger Dario. „Wir waren jeder in unserer Schiene, haben uns dann über meinen Cousin kennengelernt, und nach und nach, das hat auch wirklich zwei, drei Jahre gedauert, haben wir gelernt, unsere beiden Haupteinflüsse, den Hip Hop und den Rock allgemein, in unseren Songs zu vereinen. Wir waren ja auf einer Schule und haben uns immer freitags bei mir im Keller zum Proben und Abhängen getroffen. Das hat unsere Musik sehr geprägt: das Wochenend-Gefühl, die Flucht aus dem Alltag.“ Gitarrist Robin ergänzt: „Das Wichtige war von Anfang an, dass wir eben nicht nur Mucke machen, sondern auch dieses Miteinander haben. Und das hat sich bis heute bewahrt. Wir proben gerne lange, damit wir genügend Zeit haben, gemeinsam abzuchillen. Es ist wichtig, um in den richtigen Modus reinzukommen. Wir wollen entspannt arbeiten und die Songs nicht runterprügeln müssen.“

Wie das grüne Feuer entflammte

Mit 17 Jahren kommt man also auf Grünfeuer, einen doch philosophisch anmutenden Namen? Dario: „Naja, der Name war tatsächlich eher erstmal eine Eingebung. Ich weiß noch genau, wo ich stand in unserem alten Proberaum, als er mir eingefallen ist. Der Hintergrund kam später dazu. Wir sind in Markkleeberg groß geworden und im Sommer auf dem Weg zum Cospudener See war es der Hammer, wie das Sonnenlicht durch die Bäume gefallen ist. Dann kam dazu, dass Grün immer etwas Natürliches hat, etwas, das wächst. Und das Feuer hat Energie. Das sind also auch Gegenpole; Ruhe und Power. Das passt zu unseren Songs, zu unserem Crossover, und wenn ich Songs schreibe, ist mir auch wichtig, dass sie von diesen Gegensätzen leben.“

Klar gesehen – Gartensession (Juli 2015)

Thema Crossover … Wie lassen sich Rap, Funk und Rock zusammenbringen?  Robin: „Das lässt sich super kombinieren. Für die drei Sachen ist Tempo ganz wichtig, ein gutes Rap-Tempo findest du auch in vielen AC/DC-Songs, und beim Funk ist es genauso. Wenn das Schlagzeug einen Hip-Hop-Beat spielt, kann man als Gitarrist wunderbar ein Rock- oder Funkriff spielen. Und wenn du dann noch einen Synthezizer hast, klingt das gleich mehr nach 80er, da hast du noch eine Richtung drin.“ Bassist Steve ergänzt: „Es ist aber absolut nicht unser Ansatz, dass wir versuchen, haufen Richtungen zusammenzuwerfen und zu sagen: Cool, wir können 12 Musikrichtungen in einem Song spielen! Nein, es passiert unweigerlich daraus, dass wir aus mehreren Richtungen kommen.“ Dario: „Im Moment stehen wir aber ziemlich auf die 80er, wir haben da immer so einen Mix, den wir im Auto hören, wenn wir z.B. zu einem Gig unterwegs sind. Wenn da „Easy Lover“ von Phil Collins kommt, ist das immer wieder großartig. Aber es gibt sogar eine Erklärung dafür: In den 80ern haben auch viele Stile zusammengefunden, Hip Hop kam auf, zu Funk wurde gerappt, oder denken wir an „Walk this way“ von Aerosmith und Run DMC …

„Wir machen das als Band zu 50% für uns“

Die vierte im Bunde übigens, Schlagzeugerin Julia kam 2008 durch ein kleines Casting in die Band. „Mit Julia hat es gleich am besten gepasst. Wir fanden natürlich ein Mädel am Schlagzeug super cool in unserer Jungsrunde, aber sie hat auch gleich ordentlich Punch gezeigt, genauso, wie wir uns das für unsere Sachen vorgestellt haben. Dazu einen frechen Spruch auf den Lippen und wir wussten: Die Frau ist es.“

Liebesbeat (2013)
 

Eine gern gestellte Abschlussfragen unsererseits ist „Wann bist du glücklich?“, worauf Robin essentiell antwortet:  „Ich bin glücklich, ganz unabghängig von dem Erfolg, dass ich Musik machen kann. Musik ist einfach was Krasses. Man kann sich damit ganz gut selber helfen. Musik ist mein Ventil.“ und Dario ergänzt: „Wir machen das als Band zu 50% für uns. Wir freuen uns natürlich, wenn uns Leute zuhören, eine Platte kaufen und so, aber wenn wir es nicht machen würden, hätten wir alle ein größeres Problem. Wenn jemand sein Grünfeuer gefunden hat, heißt das auch, dass er oder sie etwas Wesentliches für sein Leben gefunden hat.“

Ob man nun Negatives verarbeitet oder positive Vibes reinsteckt –  durch die Musik wird aus beidem etwas Gutes gemacht.

„Die Feuerprobe“

Welche Jahreszeit ist Grünfeuer?

Robin: Frühling. Frühling ist irgendwie kraftvoll. So ist unsere Mucke auch. 

Steve: Grünfeuer ist der Sommer. Alle gehen raus, alle treffen sich, haben Spaß, sich Sachen entwickeln wie coole Abendaktionen.

Dario: Frühling bis Herbst.

Leipzig ist für mich …

Dario: … die optimale Stadt. Weil hier alles geht, weil man aber auch seine Ruhe haben kann. 

Steve: … the place to be.

Robin: Ich bin ja bisschen rumgetingelt durch die Welt. Aber Leipzig ist am coolsten, hier ist alles so grün. In Australien war es so trocken und khakifarben. Aber mir viel erst auf, als ich weg war, wie schön grün das hier alles ist. 

Wenn ich nicht Musik mache, dann …

Dario: … gucke ich sehr gerne Filme und Serien oder gehe spazieren. Und dann heißt das wahrscheinlich, dass ich gerade Geld verdiene, also arbeite.

Steve: muss ich Studieren. Aber am liebsten mache ich dann zu 99% Sport. Ich bin ein absoluter Sportfanatiker abseits von der Mucke. 

Robin: … gehe ich reiten und sammel Schmetterlinge. (lachen) [Da hat wohl jemand was zu vebergen!?]

Mein absoluter Happy-Gute-Laune-wieder-aufbau-Song ist …

Dario: Das ist bisschen temporär, aber Pharell Williams hat das echt gut drauf. 

Steve: Bruno Mars – Locked out of Heaven, den hab ich vorhin erst gehört. Den feiere ich sehr, witzig in Bezug darauf, dass ich mal Metaller war …

Robin: Van Halen – Jump. Typisch 80’s.

Dario: Und ich sag jetzt noch „Easy Lover“ von Phil Collins (lachen)

Meine Gedanken drehen sich die meiste Zeit um …

Dario: … neuen Songs, die zum Teil noch sehr skizzenhaft sind und darum, wie wir das vernünftig auf die Reihe kriegen. 

Steve: ich stehe kurz vor Abschluss meines Studiums, frage mich natürlich, was dann passiert und hoffe, dass ich in Leipzig einen Job finde. Aber an sich mach ich mir relativ wenig Gedanken – wird schon. 

Robin: … die Jobsuche z.Z. Das Märchen vom Fachkräftemangel! Ich bin Diplomingenieur und hab an einer sogenannten Elite-Universität studiert und bin seit einem halben Jahr auf Arbeitssuche. [beginnt, sich ein wenig in Rage zu reden, muss hier nicht unbedingt wiederholt werden]

Ich mag Menschen, die …

Dario: … offen sind und nicht schwarz-weiß denken. 

Steve: … einfach sie selbst sind. 

Robin: … halten, was sie verprechen. Und ich mag Bud Spencer!

Ich kann überhaupt nicht …

Robin: … Einrad fahren. [jetzt hat er aber ’nen Lauf!]

Steve: Puh, da kann ich wirklich nicht spontan antworten (lacht als Einziger) … nein, ich kann ganz viele Sachen einfach nicht unkommentiert lassen. 

Dario: … ruhig bleiben in vielen Situationen.

Wenn ich jemandem Feuer unterm Hintern machen könnte, wäre(n) das …

Dario: … Leute, die nicht erkannt haben, dass die wahrscheinliche Wahrheit in unser aller Leben darin besteht, dass sich etwas zusammensetzt aus ganz vielen Bestandteilen. Man könnte jetzt politisch werden, aber darauf begrenzt es sich natürlich nicht. 

Steve: … schlechte Menschen. Egal wer von wo kommt, was auch immer tut.

Robin: … jemand, der schlecht gegen Bayern München pfeift.

GRÜNFEUER LIVE am 13. November 2015 zum Record Release von Weltkind im UT Connewitz

www.gruenfeuer.com

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