Warum die Leute auf Klischees stehen Leipziger Musiker im Fokus: Der Asiate

„Der Asiate“ brachte diesen November sein neues Album „Kätzchenfleisch“ raus. Am 3. Dezember tritt er im Täubchenthal auf. Wir trafen uns mit Andi aka dem Zweckwahl-Leipziger aka dem selbsternannten Reiskanzler und erfuhren, warum die Leute auf Klischees stehen und Leipzig Mittel zum Zweck ist.

„Der Asiate“ brachte diesen November sein neues Album „Kätzchenfleisch“ raus. Am 3. Dezember tritt er im Täubchenthal auf. Wir trafen uns mit Andi aka dem Zweckwahl-Leipziger aka dem selbsternannten Reiskanzler und erfuhren, warum die Leute auf Klischees stehen und Leipzig Mittel zum Zweck ist.

© Carolin Schreier
Wenn ein Konzept in sich geschlossen ist, dann ist es auf jeden Fall das von Der Asiate. Hier ist der Name genauso Programm wie Performance und Lyrics. Mit viel Selbstironie, zum Teil einer unschuldigen Albernheit und vor allem einer großen Portion „Take It Easy“ schafft er es, Stereotypen mit einem High Five zu entgegnen. „Meine Texte sind ein Appell an die Leute, manche Dinge nicht so ernst zu nehmen. Zu sagen: ‚Ich war letztens beim Fidschi, Kippen holen‘ – gilt doch schon als Tabu! Wenn es sich nur um Worte handelt, und kein diskriminierender Hintergedanke mitspielt, sollten wir uns alle etwas lockern. Deswegen überspitze ich die Sachen und spiele mit den Stereotypen. Nicht umsonst heißt mein neues Album ja auch ‘Kätzchenfleisch‘.“ Und nicht umsonst gibt es auch einen Track mit B-Tight (Alles Kanacken) oder mit Rhymin Simon (Bart). Ganz spontan fallen uns die Worte des TITANIC-Chefs Tim Wolff ein: „Es lebe der Witz. Der kluge. Der platte. Jeder, der genügend Menschen findet, die über ihn lachen.“ Und so ist es wohl. Ganz nach dem Motto: Gib den Affen Zucker! „Ja, die Leute wollen nun mal nicht hören, dass ich ‘nen großen Schwanz habe! Bitte, kein Problem“, erzählt uns Der Asiate lachend.

„Ich war im Umkreis meines Ost-Dorfes der Einzige mit Migrationshintergrund”

Doch noch einmal zurückgespult – in eine Zeit weit vor der momentanen ReisKulTour. Wir schreiben das Jahr 1999. Und wie bei so vielen begann alles mit Ami-Rap. Über Eminem und 2Pac über Studieren der BRAVO und vor allem mit XXXXL Klamotten betrat Der Asiate die Welt des Hip Hop. „In der 5. Klasse konnte ich mich eigentlich komplett in meinen Klamotten verstecken. Ich sage dir, ich sah aus wie der Klassenclown. Zudem war ich im Umkreis meines Ost-Dorfes der Einzige mit Migrationshintergrund. Viele wussten mich gar nicht einzuordnen – ist der schwarz, ist der Asiate … Mich hat das nie gejuckt. Und 2007 stand ich dann das erste Mal im Tonstudio. Meine erste Veröffentlichung nennt sich ‘Wahre Liebe‘ – ein Liebessong an mich selbst.“
Und nun wohnt er in Leipzig. Seit vier Jahren bereits, doch bleibt die Messestadt Mittel zum Zweck. Sein Studio ist in Berlin und die meisten seiner Kollegen kommen auch aus der Hauptstadt. In Leipzig wohnt er mit seiner Freundin zusammen und zwecks der Termine verbringt er so gut wie keine Freizeit in Leipzig. „Leipzig ist schön. Aber ich wohne hier nun schon länger und kenn mich echt nicht aus, kenne generell wenige Leute hier, da ich neben meiner Musik auch noch arbeiten gehe. Was die hiesigen Rapper hier angeht, so ist Morlockk Dilemma zum Beispiel einer der sympathischsten Rapper, die ich kenne. Geht es um Features generell, so hätte ich gerne eines mit Favorite – ich bin ein großer Fan von ihm, der ist schön niveaulos.“

Wann haben Lieder über Bartwuchs dann doch tatsächlich einen zu langen Bart?

Uns bleibt die Frage, wie es nach „Kätzchenfleisch“ weitergehen soll. Über mediale Aufmerksamkeit, gerade seitens der sozialen Netzwerke, kann sich Der Asiate nicht beschweren. Doch wie lange bleibt diese Art von Comedy-Rap witzig, bedient es sich nur eines Themas – wann haben Lieder über Bartwuchs dann doch tatsächlich einen zu langen Bart? Wie lange lacht das Publikum über „einen kleinen Schwanz“? „Auf dem Album gibt’s das volle Programm: Vom Fidschi-Stand (mein Vater ist Fidschi-Händler) bis hin zur Katzenzubereitung. So wird das aber nicht ewig laufen. Irgendwann nervt‘s. Das nächste Projekt wird nicht nur um Klischees gehen.“