„Weil Musik in der Zeit, im Moment passieren soll “ Leipziger Musiker im Fokus: Stephan König

Vor knapp einem halben Jahrhundert begann Stephan Königs Karriere als Pianist, Komponist und Dirigent. Angefangen hat alles mit einem alten braunen Kasten im Berliner Elternhaus.

Vor knapp einem halben Jahrhundert begann Stephan Königs Karriere als Pianist, Komponist und Dirigent. Angefangen hat alles mit einem alten braunen Kasten im Berliner Elternhaus. Bei Kaffee und Kuchen sprachen wir mit ihm über das Leben im Internat, anstehende Projekte und warum er lieber freischaffend ist.

© Antje Kröger

Wir treffen den Wahlleipziger an einem sonnigen Mittwochnachmittag im Café Grundmann. Für Stephan König ein besonderer Ort, da es das einzige Lokal in Leipzig ist, welches noch die originale Art déco – Ausstattung aus den Dreißiger Jahren besitzt. Aber auch musikalische Traditionen sind hier stark verwurzelt. In der DDR-Zeit wurden hier oft die berühmten Chanson- und Jazzabende veranstaltet, die gerade wegen ihrer kritischen Liedermacher gut besucht wurden. „Bei uns zu Hause stand so ein alter brauner Kasten herum, da konnte man die Klappe aufmachen und da waren so Tasten. Ab vier hab ich eigentlich schon auf dem Stuhl davor gesessen und versucht, da irgendwelche Töne herauszubringen“, entgegnet uns König auf die Frage nach dem Beginn seiner Leidenschaft für die Musik. Ab dem fünften Lebensjahr bekam er dann Unterricht in einer Musikschule. Auf Grund von guten Leistungen empfahl die Musikschule den Eltern, ihn doch auf eine Spezialschule zu schicken. Die Wahl fiel auf ein Internat in Halle an der Saale, damals wurde er gerade elf. „Am Anfang hatte ich natürlich total Heimweh – ist ja klar in dem Alter. Aber dort waren nur Musiker und das war das schöne daran.“ Er hat sich auch immer schon für andere Instrumente interessiert, zu seinem Glück teilte er sich sein Internatszimmer mit verschieden Instrumentalisten. Dadurch kam der junge König in den Genuss, sich auch mal an anderen Instrumenten außer dem Klavier ausprobieren zu können. Heute besitzt Stephan König eine große Instrumentensammlung und spielt auch viele davon, wenn auch nicht mehr öffentlich. „Ich denke, wenn man für Instrumente schreibt, muss man sie auch irgendwie spielen können“, erklärt er uns.

Heute hat sich Stephan König zu einem prägenden Charakter für die Leipziger Musiklandschaft gemausert. Sein Wirkungskreis erstreckt sich über Jazz und Klassik bis hin zu zeitgenössischer Musik. Nach dem Studium an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, wo er die Hauptfächer Dirigieren, Klavier und Komposition belegte, bekam er dort direkt eine feste Stelle als Lehrender. Allerdings kündigte er diese nach zwei Jahren wieder auf und beschränkt sich seit dem auf einen Lehrauftrag von fünf bis acht Wochenstunden. Eine Professur oder das sichere Beamtentum hat ihn nie interessiert. Er sagt dazu: „Ich will einfach frei sein und meine Projekte machen“. Und diese Projekte sind wirklich mannigfaltig!

Neben einer ganzen Reihe von Gästverträgen bei namenhaften Orchestern wirkte König auch schon bei Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit. So hatte er sechs Jahre die Position als ständiger Solopianist bei der Radiosendung Figaro-Lese-Café auf MDR Figaro inne. In unserem Gespräch beklagt er, dass es diese Form der Unterhaltung nur noch selten zu sehen bzw. zu hören gibt. König ist ebenso Gründer und Leiter der beiden Orchester „LeipJAZZig“ und „artentfaltung“. Für die Zukunft stellt er sich vor, beide Orchester in einem Saal zu vereinen und sie selbstkomponierte Stücke von ihm spielen zu lassen. Diese wird er dann vom Klavier aus leiten. Wenn man ihn auf Live-Mitschnitte seiner Konzerte anspricht, sieht er dies eher kritisch. „Ich bin ja generell ein wenig gegen das Festhalten von Musik, weil Musik in der Zeit, im Moment passieren soll!“ Studioaufnahmen sind ihm da schon lieber, weil sie steril und dafür gemacht sind, zu bleiben.

Info: 21. März um 20 Uhr, UT Connewitz: Jubiläums-Konzert “20 Jahre LeipJAZZig-Orkester”, Leitung & Kompositionen: Stephan König, Gäste: Leipziger Cantorey (23. LeipJAZZig-Festival)