Heiko Scholz: „Wir sind Meister im Improvisieren!“ Lok-Trainer Heiko Scholz über Erfolg, Regionalliga und Improvisation

Seitdem Heiko Scholz Trainer beim 1. FC Lok Leipzig ist, schreibt der Traditionsverein wieder positive Schlagzeilen.Höhepunkt: der souveräne Aufstieg in die Regionalliga. Im Interview spricht er über die aktuelle Situation, die Vorfreude auf die Regionalliga, positive Zukunftsaussichten und persönliche Bundesliga-Erfahrungen.

Seitdem Heiko Scholz Trainer beim 1. FC Lok Leipzig ist, schreibt der Traditionsverein wieder positive Schlagzeilen – nicht nur auf sondern auch neben dem Platz. Der Höhepunkt der aktuellen Entwicklung ist der souveräne Aufstieg in die Regionalliga in der abgelaufenen Saison. Im Interview spricht der ehemalige deutsche Nationalspieler über die aktuelle Situation, die Vorfreude auf die Regionalliga, positive Zukunftsaussichten und persönliche Bundesliga-Erfahrungen.

Steckbrief Heiko Scholz

© Andreas Neustadt
 

Geburtstag: 7. Januar 1966
Geburtsort: Görlitz 
Beruf: Fußballtrainer 
Seit Oktober 2013: Trainer beim 1. FC Lok Leipzig

Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Regionalliga! Das Ziel war von Anfang an klar. Waren Sie trotzdem überrascht, dass es am Ende so souverän erreicht wurde?
Wir haben eine richtig tolle Saison gespielt. Dass wir komplett ungeschlagen bleiben, damit war natürlich nicht zu rechnen – vor allem nach dem holprigen Start mit fünf Punkten aus den ersten drei Spielen. Da kam schon Kritik auf. Aber die Truppe hat sich trotz einiger Widrigkeiten nicht aus der Spur bringen lassen. Natürlich hatten wir in dem einen oder anderen Spiel auch das nötige Glück auf unserer Seite. Aber insgesamt haben wir deutlich gezeigt, dass wir das beste Team der Liga waren und völlig zu Recht aufgestiegen sind.

Gibt es ein Erfolgsgeheimnis in der aktuellen Mannschaft?
Der größte Erfolgsgarant ist die Mannschaft selbst. Die Jungs haben einen unglaublichen Teamgeist. Wir haben einfach eine geile Truppe zusammen, in der jeder für den anderen kämpft – auf und neben dem Platz. Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Dieses Team zu trainieren, macht jeden Tag aufs Neue unheimlich viel Spaß.

Was ist nun in der Regionalliga für Ihr Team möglich?
Wir wollen uns zunächst einmal in der Liga etablieren. Das wird schwer genug, schließlich ist die Regionalliga die Champions League der Amateure. Da arbeiten die meisten Vereine unter absoluten Profibedingungen. Unsere Spieler gehen auch weiterhin arbeiten. Wichtig ist, dass wir in Ruhe weiterarbeiten und unseren Weg fortsetzen. So können wir uns schrittweise weiterentwickeln. Wenn uns das gelingt, können wir in zwei Jahren angreifen und den Aufstieg in die 3. Liga anpeilen. Ich bin davon überzeugt, dass wir eines Tages in der 3. Liga vor 10.000 bis 15.000 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion spielen werden.

Sie sind jetzt mit Ihrer Mannschaft ein Jahr lang ungeschlagen. Müssen sich die Fans nun auch wieder an Niederlagen gewöhnen?
Auf jeden Fall! Wir und unsere Fans sind nach dieser außergewöhnlichen Saison verwöhnt. Das sollten wir jetzt auch erst einmal genießen. In der neuen Saison werden die Herausforderungen deutlich größer. Da wird es nicht ausbleiben, dass wir möglicherweise auch mal zwei Spiele in Folge verlieren. Dann kommt es darauf an, dass wir weiterhin alle zusammenstehen.

Auch abseits des Rasens hat Lok in den vergangenen Monaten wieder jede Menge Positiv-Schlagzeilen geschrieben. 

© Geli Megyesi
Das stimmt! In den letzten beiden Jahren hat sich rund um den Verein vieles getan – und wir haben auch in den kommenden Jahren noch einiges vor. Hier herrscht eine echte Aufbruchsstimmung, die auch uns als Mannschaft anspornt. Es ist wirklich faszinierend, wie viele Menschen hier ehrenamtlich mit anpacken. Natürlich machen wir auch viele Fehler, aber jeder Einzelne ist mit unglaublich viel Herzblut dabei. Wir sind Meister im Improvisieren! Dieses Engagement und diese unglaublichen Fans – das macht Lok aus! Und genau wegen dieser ganz besonderen Verbindung zwischen Verein und Fans bin ich im Jahr 2013 auch zu diesem Verein zurückgekehrt.

Vor einigen Jahren sammelten Sie beim MSV Duisburg gleich mehrmals für kurze Zeit als Interimstrainer Bundesliga-Erfahrung. Welches sind die größten Unterschiede beim Trainieren einer Bundesliga- und einer Oberliga-Mannschaft?
Eine Amateurmannschaft zu trainieren ist aus meiner Sicht einfacher. Die Jungs sind wissbegieriger. In der Bundesliga ist teilweise die Pressekonferenz vor dem Spiel wichtiger, als der ganze Rest der Woche. Wenn man da ein falsches Wort sagt, steht man am nächsten Tag groß in der Zeitung und es gibt Stress. Das war nicht mein Ding!“

Nach Germania Windeck und Viktoria Köln haben Sie nun mit dem 1. FC Lok Leipzig den dritten Verein in die Regionalliga geführt. Haben Sie als Trainer ein Erfolgsgeheimnis?
Ich bin absolut fußballverrückt und will immer gewinnen. Diese Einstellung gebe ich auch an meine Spieler weiter. Als Trainer lebe ich nach dem Motto „hart aber herzlich“! Das Wichtigste ist, dass die Spieler Vertrauen zu mir haben. Sie wissen, dass sie mit mir jeden Mist machen können. Die Jungs dürfen nach dem Spiel am Wochenende auch mal feiern gehen und dabei natürlich auch was trinken. Das hab ich in meiner aktiven Zeit schließlich auch gemacht. Entscheidend ist dabei aber der Zeitpunkt. Am Tag vor einem Spiel ist feiern tabu! Wichtig ist, dass jeder Spieler beim Training und im Spiel immer alles gibt. 

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie sich nicht mit Fußball beschäftigen?
Das kommt so gut wie nie vor. Wenn ich nicht für den Fußball unterwegs bin, gucke ich Fußball. Ohne den Fußball wäre ich nur ein halber Mensch. Ich bin absolut fußballverrückt!