Darf ich Sie duzen? Pro & Contra: Per Du mit dem Prof

Bei den Sportwissenschaftlern normal, bei den Juristen undenkbar: die Professoren und Dozenten duzen. Was tut man nun?

Bei den Sportwissenschaftlern normal, bei den Juristen undenkbar: die Professoren und Dozenten duzen. Wenn Dr. Meier plötzlich zum Lutz wird und Professorin Müller zur Katrin, scheinen sich die eisernen Hierarchien an den Hochschulen etwas aufzulockern. Eine vertraute Anrede muss immer im gegenseitigen Einverständnis entstehen und bringt im Universitätsalltag gewisse Vor- und Nachteile mit sich. 

CONTRA

Eine strikte Rangordnung in den Hochschulen wird von den Lehrkräften bewusst aufrechterhalten. Professoren sind durch ihr zumeist umfassendes Wissen Autoritätspersonen und sollten daher mit einer guten Portion Respekt belohnt werden. Diese Anerkennung verliert ihre Wirkung, wenn durch das Duzen eine schon fast freundschaftliche Basis geschaffen wird.
Ein zu lockeres Miteinander ist spätestens dann problematisch, wenn Noten verteilt werden. Unbewusst erwartet man als Student mehr Nachsicht, wenn man mit dem Dozenten per Du ist – hat man sich doch während des Semesters öfter mal ein gemeinsames Späßchen erlaubt. Doch die

© Carolin Schreier
Anrede allein macht aus einer 3 eben keine 2.
Demgegenüber hat keine Lehrkraft das Recht, die Studentenschaft ungefragt zu duzen. Studenten sind erwachsene Menschen und sollten deshalb von den Dozenten nicht als Schüler angesehen werden. Das „Sie“ schafft eine professionelle Distanz.

FAZIT: Duzen kann man seine Freunde, nicht aber seine Profs!

PRO

Die Zeiten des unanzweifelbaren Professors und seiner blind folgenden Studentenherde sind glücklicherweise vorbei. Die Hochschule ist nicht mehr nur Ort des Wissens, sondern auch der Diskussion. Ein lockerer Umgangston hilft den Studenten, keine Angst vor kritischen Nachfragen zu haben.
Zweifelsohne herrscht im Seminarraum eine Hierarchie. Durch das gegenseitige Duzen wird diese aber nicht einfach so aufgelöst. Respekt hat nichts mit der Anrede zu tun. Durch das „Du“ zeigt der Professor seinen Studenten, dass er sie als Wissensträger genauso ernst nimmt wie sie ihn. Immerhin sind Studierende Erwachsene, die sich bewusst für eine Weiterbildung an einer Hochschule entschieden haben.
Mit dem Abschaffen des Siezens rücken Lehrkräfte und Studenten auch auf persönlicher Ebene näher zusammen. Probleme und Defizite lassen sich leichter klären, wenn die Beteiligten miteinander offen reden können – das „Du“ ist dabei ein wichtiger Schritt.

FAZIT: Durch das Duzen geht der Respekt nicht flöten!