"Ich möchte immer Tore machen, aber es klappt manchmal einfach nicht." RB Leipzigs Forsberg: „Jeden Tag versuchen, der beste Spieler der Welt zu werden“

Emil Forsberg verrät, wie hoch der Druck auf RB Leipzig war, wie er seine torlose Phase überwand, was sein Teamkollege Zlatan Ibrahimović zum außergewöhnlichen Spieler macht und welchen Tabellenplatz er in der 1. Bundesliga anstrebt.

© GEPApictures / RB Leipzig
Der von Ralf Rangnick erhoffte „Ketchup-Flaschen-Effekt“ traf bei Emil Forsberg ein. Im ersten halben Jahr gelang dem Schweden kein einziges Tor. Doch wie vom Trainer prognostiziert, musste erst eins fallen, damit andere beinah wie von selbst folgen. Insgesamt traf der 24-Jährige acht Mal und bot sieben Torvorlagen. Der Nationalspieler ist in Leipzig angekommen und weckt mittlerweile Begehrlichkeiten europäischer Topklubs, woraufhin sein Vertrag vorzeitig bis 2021 verlängert wurde. Der Stürmer verrät, wie hoch der Druck auf RB Leipzig war, wie er seine torlose Phase überwand, was sein Teamkollege Zlatan Ibrahimović zum außergewöhnlichen Spieler macht und welchen Tabellenplatz er in der 1. Bundesliga anstrebt.

Glückwunsch! Ihr habt den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft. Versuch mal bitte das Gefühl zu beschreiben, was in dir vorgeht … 
Das ist wirklich schwierig in Worte zu fassen. Das Gefühl war und ist immer noch unglaublich. Überragend. Es war einfach ein ganz besonderer Moment. 

Du hast beim Aufstiegsspiel gegen den Karlsruher SC ein Tor geschossen – macht es das für dich noch ein bisschen besonderer?
Na ja (lacht). Es ist immer schön, ein Tor zu machen. Ich will meiner Mannschaft immer helfen. Ob das eine Vorlage oder ein Tor ist – das ist egal. 

Wie hoch war der Druck auf euch als Mannschaft?
Ich denke, der Druck kam vor allem von den Medien. Wir selbst haben uns die Saison hindurch zum Glück nicht so viel Druck gemacht, sondern wirklich von Spiel zu Spiel gedacht. Auch wenn natürlich vor dem KSC-Spiel auch ein bisschen Druck da war: Es waren noch zwei Spiele übrig, eines davon zuhause. Und wir wollten zuhause unbedingt ein gutes Spiel machen und gewinnen. Aber wir konnten gut damit umgehen, haben ein super Spiel gemacht, 2:0 gewonnen und sind aufgestiegen. Letztendlich haben wir mehr Spaß gehabt als Druck gespürt. Es war ein geiles Spiel!

Was sagt dir der Begriff Ketchup-Flaschen-Effekt?

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(lacht) Ja, den kenne ich. Der hat bei mir jetzt sogar zweimal eingesetzt. Natürlich ist es für mich am schönsten, zu treffen. Ich möchte immer Tore machen, aber es klappt manchmal einfach nicht. Aber dann muss man weiterarbeiten, weiter an sich selbst glauben. Das habe ich getan und auch die Mannschaft hat an mich geglaubt. Das hat mich stark gemacht.

Du kamst nach Leipzig und hattest erst Probleme. Die erste Zeit in Leipzig war für dich schwierig, weil du kein Tor geschossen hast. Aber Ralf Rangnick hat immer an dir festgehalten.
Es war sehr wichtig, dass Ralf Rangnick weiter an mich geglaubt hat. Wir hatten immer gute Gespräche und Kontakt. Ich habe in den ersten sechs Monaten nicht so gut gespielt – jedenfalls nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber Ralf wusste, was in mir steckt. Der Rückhalt war da.

Was erwartest du von der 1. Bundesliga?
Ich glaube, wir haben gute Chancen in der Bundesliga. Wir haben eine super Mannschaft und wir einen tollen Verein mit großem Potenzial. Alle wollen immer weiter vorankommen und besser werden, egal ob es die Mitarbeiter im Büro sind oder die Leute auf dem Platz. Das ist wunderbar. Deswegen glaube ich, dass wir gute Chancen in der 1. Bundesliga haben. Wir haben alle Voraussetzungen, die 1. Bundesliga zu schaffen und uns dort Schritt für Schritt zu entwickeln. 

Was denkst du, was drin ist?
Die Mannschaft muss zusammenhalten – dass wir wirklich so einen guten Teamspirit haben wie in dieser Saison. Wir glauben alle an uns als Mannschaft. Und wir müssen selbstbewusst sein und das auch bei möglichen Rückschlägen bleiben. Wenn das gut klappt, glaube ich, können wir ein super Ergebnis erreichen.

Ein Wunschtabellenplatz?
Schwer zu sagen. Top 8, top 7, top 6? (lacht). Einen Platz im gesicherten Mittelfeld traue ich uns zu. 

Was die darauffolgende Saison, international hieße.
Ja. International wäre schon nicht schlecht (lacht). Ziel für mich ist irgendwann die Champions League. Aber das erste Jahr ist schwer zu prognostizieren und einzuschätzen. Wir müssen uns jetzt Zeit nehmen, uns etablieren. Alles andere kommt Step by Step danach (lacht). 

Du hast große Ziele: Du möchtest Champions League spielen und ich habe gelesen, dass du der beste Spieler der Welt werden willst.
(lacht) Ja, das stimmt. So muss man auch denken. Ich weiß natürlich, dass ich nicht der beste Spieler der Welt bin, aber in meinem Kopf ist es so drin, dass das mein Ziel ist. Und um dieses Ziel zu erreichen, muss ich immer hart arbeiten. Ich muss es jeden Tag versuchen. Ich kann es auch immer besser machen. Ich versuche immer, ganz hart zu trainieren und mich jeden Tag zu entwickeln. Ich habe schon einmal Champions League gespielt, als ich noch in Malmö war – und das möchte ich unbedingt wieder erreichen. 

Stimmt. Auch gegen Red Bull Salzburg in der Quali.
Ja, wir haben sie damals rausgeschmissen (lacht). Das ist wie gesagt ein großes Ziel von mir: mit RB Leipzig irgendwann mal Champions League spielen. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal auf die 1. Bundesliga und natürlich auch über die geile Saison, die wir gespielt haben. 

Was war dein schönster Moment in der Saison?

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Das war das Spiel gegen den KSC. Ich werde das einfach niemals vergessen. Als ich nach Leipzig kam, war genau das mein Ziel – mit Leipzig in die 1. Bundesliga aufsteigen. Das macht mich sehr glücklich. Und nun gehen wir neue Ziele an, die wir erreichen wollen. 

Was war ein weniger schöner Moment?
Das waren die ersten sechs Monate hier. Es war schwer für mich. Ich bin hergekommen, vor allem um Tore zu machen – und dann habe ich nicht eins geschossen. Ich habe zu der Zeit viel nachgedacht. Aber ich habe immer an mich selbst geglaubt und gewusst, dass ich jeden Tag hart arbeiten muss und es sich irgendwann auszahlen wird. 

Glückwunsch. Du bist bei der EM 2016 dabei.
Ja, danke. Das ist für jeden Spieler ein Traum. Es ist neben der WM die größte Meisterschaft, die du spielen kannst. 

Wo siehst du Schweden?
Schwer zu sagen. Wir haben eine gute Chance. Das erste Spiel gegen Irland zu gewinnen, ist sehr wichtig. Die Gruppe ist mit Belgien und Italien wirklich schwer, aber wir glauben an uns. 

Dein Kollege ist Zlatan Ibrahimović: Was macht ihn zu einem außergewöhnlichen Spieler?
Er hat natürlich alles. Er kann aus nichts was machen. Er ist ein Weltklassespieler und einer der besten Stürmer der Welt. Für uns ist es natürlich super, ihn zu haben. Er ist sicher der beste Spieler in Schwedens Fußballgeschichte. 

Wer wird Europameister?
Das ist schwierig. Ich denke, Frankreich wird sehr gefährlich sein – sie haben eine super Mannschaft. Oder Schweden (lacht).

• Das Aufstiegs-Interview mit Ralf Rangnick lest ihr hier.

Er verrät das Geheimnis des Erfolgs, warum er keine Wehmut verspürt, den Trainerposten wieder abzugeben, was auf die 1. Bundesliga mit RB Leipzig zukommt und wen er als Favorit bei der EURO 2016 sieht.

• Interview mit Stefan Ilsanker

Der 27-Jährige spricht über seinen schönsten Moment der Saison, warum ihm das Nürnberg-Spiel negativ in Erinnerung bleiben wird, was Ralf Rangnick zum Aufstiegstrainer macht, wann er „als Depp dasteht“ und wer sein EM-Lieblingsgegner wird.

  

• Interessante Zahlen rund um RBL und Fußball-Leipzig findet ihr hier.