Christian Prokop: „Über unsere eigene Leistung bin ich sehr enttäuscht.“ SC DHfK Leipzig: Balingen rettet Vorsprung über die Zeit

In dieser Begegnung wollten sowohl die Schwaben als auch Sachsen wertvolle Zähler im Klassenkampf sammeln. Die Gastgeber deklarierten das Bundesligaspiel als „Spiel des Jahres“ und gewannen 27:25 (18:11).

HBW gegen SC DHfK. In dieser Begegnung wollten sowohl die Schwaben als auch Sachsen wertvolle Zähler im Klassenkampf sammeln. Prompt hatten die Gastgeber das Bundesligaspiel als „Spiel des Jahres“ deklariert und schließlich 27:25 (18:11) gewonnen. Die beiden Ergebnisse lassen auf völlig verschiedene Halbzeiten schließen.

© Rainer Justen

„Kratzen, beißen, schlagen!“ hatte der Hallensprecher der Balinger von seinen Handballern gefordert und dadurch die Stimmung in der ausverkauften Sporthalle angeheizt. Die Gastgeber starteten auch „volle Pulle“ in die Partie. Nach nur wenigen Minuten mussten schon Davor Dominikovic und Fabian Böhm zwei Zeitstrafen absitzen. Trotzdem dominierten die Gastgeber mit ihren Nationalspielern im Rückraum die Partie. Böhm, Martin Strobel, Olivier Nyokas und Alexandros Vasilakis drehten wie wahnsinnig auf. 3:1, 7:4, 11:7, 15:9, 18:11.

Chefcoach Christian Prokop wollte seiner Mannschaft helfen und seine Männer beizeiten in den beiden möglichen Auszeiten neu einstellen. Doch die kurzen Pausen halfen nicht. Die Abwehr wies weiterhin ganz große Lücken auf, der gesunde Felix Storbeck und der angeschlagene Milos Putera (Rücken) blieben blass, die Angreifer scheiterten immer wieder am schwedischen Peter Johannesson im gegnerischen Tor. Nicht nur CCCP wirkte maßlos enttäuscht. Auch Geschäftsführer Karsten Günther und die treuen „Feuerbälle“ auf den Rängen waren baff.

Jetzt kämpften sie. Jetzt bissen und kratzten sie zurück

Es konnte in der zweiten Halbzeit wirklich nur besser werden. Erst steigerte sich Storbeck im Tor. Dann sorgten Philipp Pöter, Christian Steinert und Lukas Binder mit ihren Treffern dafür, dass der Vorsprung der Gastgeber allmählich zusammenschmolz. 21:15. Auch Aivis Jurdsz „vollstreckte“ aus dem Rückraum. 22:17. Philipp Weber verwandelte alle seine sieben Siebenmeter sicher. 23:20. Mit diesem Zwischenergebnis waren die in dieser Saison so überzeugenden Sachsen am Kontrahenten aus Balingen und Weilstetten (dem drittgrößten Stadtteil von Balingen mit großer Handballtradition) dran.

Jetzt kämpften sie. Jetzt bissen und kratzten sie zurück. Lucas Krzikalla und Philipp Weber schafften in der Schlussphase zweimal das Anschlusstor. 23:22. 25:24. Das Match hätte tatsächlich noch kippen können, wenn den Körperkulturellen zwei Abspielfehler oder zwei Fehlwürfe weniger passiert wären. So retteten die Gastgeber den kostbaren Vorsprung aus der ersten Halbzeit über die Zeit. Sie gewannen – wie eingangs geschrieben – mit 27:25 Toren knapp.

„Über unsere eigene Leistung bin ich sehr enttäuscht.“

Trainerstimmen:

Trainer Christian Prokop (SC DHfK Leipzig): „Glückwunsch an Balingen für die erkämpften und verdienten zwei Punkte. Nach der Kampfansage „Spiel des Jahres“ wussten wir, dass uns ein hartes Spiel erwartet. Die Balinger haben heute füreinander gekämpft und so hart verteidigt, ich ziehe meinen Hut, wie Markus sein Team eingestellt hat. Balingen beweist seit Jahren, dass sie den Abstiegskampf meistern können.

Über unsere eigene Leistung bin ich sehr enttäuscht. Die sehr aggressive Spielweise des Gegners wurde von den Schiedsrichtern oft geahndet, doch daraus schlagen wir nicht genug Kapital. Selbst in Überzahl kassieren wir viele Gegentore und bekommen den Rückraum der Balinger nicht in den Griff.

Nach der Halbzeit wollten wir uns trotz des hohen Rückstandes nicht abschlachten lassen und ich bin mit dem Kampf meiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit sehr zufrieden. Doch es wäre noch mehr drin gewesen, wir waren einige Male bis auf ein Tor dran und haben dann keine cleveren Entscheidungen getroffen und die Angriffe nicht gut ausgespielt.“

Trainer Markus Gaugisch (Balingen-Weilstetten): „Der Druck war heute enorm. Doch es hat sich die letzten Wochen abgezeichnet, dass solche Spiele auf uns zukommen. Ich habe bereits die ganze Trainingswoche gemerkt, dass die Mannschaft den Druck annimmt und hart arbeitet. Die Bedingungslosigkeit, die Leipzig bereits die gesamte Saison zeigt, ist beeindruckend. Wir wollten heute genauso auftreten und das ist uns gelungen.

In der zweiten Halbzeit hat Christian die Deckung umgestellt und nach dem Leipziger Anschlusstreffer wurde unser Nervenkostüm auf die Probe gestellt. Doch wir haben in der Schlussphase den Kopf behalten, darüber bin ich besonders stolz, denn in unserer Lage ist das keine Selbstverständlichkeit. Man hat heute gesehen, dass bedingungsloser Kampf auf jeder Position der Grundstein für Balinger Handball sein muss und sich kein Spieler zu fein sein darf für die Drecksarbeit.

Spielbericht: Leutzscher Welle

Statistik HBW Balingen-Weilstetten gegen SC DHfK Leipzig 27:25 (18:11):

Stationen: 3:1, 4:3, 8:4, 11;5, 12:8, 15:10, 18:11, 20:13, 22:15, 23:17, 23:22, 25:22, 25:24, 27:25

HBW: Ristanovic, Johannesson; Böhm 4, Foth, Nyokas 4, Hausmann, Wilke 4, Vasilakis 5, Theuerkauf, Strobel 5, Kunkel 5, Ruß, Dominikovic, Remmlinger

SC DHfK Leipzig: Storbeck, Putera; Semper, Steinert 2, Jurdsz 3, Krzikalla 1, Pöter 4, Binder 3, Roscheck, Weber 8/7, Zhedik 2, Meschke, Milosevic 2

Zuschauer: 2.320 Handballfans in der Sparkassen-Arena Balingen Schiedsrichter: Sebastian Grobe/ Adrian Kinzel
Siebenmeter: HBW 6/5, Leipzig 7/7

Zeitstrafen: HBW 14, Leipzig 8 min

Das nächste Heimspiel bestreiten die DHfK-Handballer am 6. Dezember 2015 um 17:15 Uhr gegen HSG Wetzlar in der Arena Leipzig. Dazu verlosen wir 3×2 Tickets.