"Es ist manchmal schwer, glücklich zu sein – und es ist ok, so zu fühlen." Selah Sue im Interview über Schwermut, erster Lovesong und Klischees

Selah Sue kommt mit ihrem dritten Album „Reason“ am 12. März 2015 ins Täubchenthal. Im Interview spricht die Belgierin über das Klischee Liebe und die noch immer dunklen Momente des Lebens.

© Presse
Selah Sue‘s „Raggamuffin“ eroberte 2010 sämtliche Radiostationen und machte die heute 25-Jährige berühmt. Nun kommt sie mit ihrem dritten Album „Reason“ am 12. März 2015 ins Täubchenthal. Dort präsentiert sie Songs, die sie selbst als „Soul-Bop-Hip-Hop“ beschreibt. Im Interview spricht die Belgierin über das Klischee Liebe, den Versuch glücklich zu sein und die noch immer dunklen Momente des Lebens.

Wie würdest du dein neues Album „Reason“ beschreiben?
Es ist immer schwer, die eigene Musik zu etikettieren, weil es so nah an einem dran ist. Ich habe die letzten drei Jahre an dem Album gearbeitet – es ist also nicht möglich, objektiv zu sein. Aber grundsätzlich würde ich sagen, dass mein Gesang und die Melodien auf Soul basieren – ein bisschen wie bei meinem Vorbild Erykah Badu. Aber es hat auch Elemente von Hip Hop und Electro – ich würde den Sound als Soul-Bop-Hip-Hop beschreiben. Ich bin mir nicht sicher (lacht).

Du mischst viele Stile: Reggae, Hip Hop, Trip Hop, Electro, Soul … Wie kommt das?
Das ist alles, was ich selber gerne höre. Ich wollte jetzt nicht unbedingt klingen wie ein spezielles Genre. Ich höre einfach gerne diese Arten von Musik, absorbiere es und das kommt dabei raus. Bei der ersten Platte hatte ich viel Damian Marley, Reggae und Hip Hop gehört. Und jetzt höre ich ein bisschen mehr elektronische Musik – deshalb gibt’s diesmal auch Electro auf dem Album.

Bezogen auf deinen Musikstil, würdest du lieber in einer andere Zeit oder Dekade leben wie z.B. in den 60ern?
Nein, nicht wirklich. Ich finde die Zeit für Musik heute sehr spannend. Es gibt verrückte Talente, neue Genres, neue Experimente. Die Musik ist ein bisschen elektronischer, ein bisschen computergestützter. Aber das ist auch mein Ding. Ich fühle mich also sehr wohl in der Zeit heute. 

Du hast dein Album in Belgien, London, LA und Jamaica produziert. Hast du diese verschiedenen Orte für deine Inspiration gebraucht? 
Nein, ich brauchte eigentlich nie Inspirationen von anderen Ländern. Inspiration kommt von mir und meinem Gefühlsleben. Aber diese Länder bieten viele gute Produzenten und Möglichkeiten. Und ich liebe natürlich das Reisen. Die Inspirationen für meine Songs kommen von überall her. 

Auf deinem neuen Album lieferst du deinen ersten Lovesong. Warum hat das so lange gebraucht? Es ist schließlich schon dein drittes Album.
Auf meinem ersten Album geht’s um Selbstakzeptanz. Ich habe an Depressionen gelitten. Die Zeit war geprägt von vielen ups und downs. Die Message war: Lerne dich selbst zu lieben. Jetzt habe ich immer noch solche Momente, aber ich habe auch die Liebe entdeckt. Das ist etwas, was ich bisher noch nicht kannte. Ich hatte bis dahin nicht diese besondere Person gefunden. Und jetzt habe ich das. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich darüber mal schreibe, weil es so ein Klischee ist, aber wenn du es wirklich erlebst, musst du es aufschreiben, weil es so besonders ist – bevor es wieder vorüber geht. 

Also bist du heute glücklicher als vor fünf Jahren?
Ja, ich denke schon. Aber ich möchte die Leute auch unbedingt wissen lassen, dass ich immer noch weiß, wie hart es sein kann. Ich war depressiv und es ist manchmal immer noch schwer, glücklich zu sein – und es ist auch ok, so zu fühlen. Es wird immer eine Herausforderung sein, Freude zu empfinden. Aber ich habe jetzt definitiv mehr Gründe, glücklich zu sein. Ich kann meine Emotionen nun besser unterbringen. 

Würdest du sagen, Musik hat dir dabei geholfen?
Ich habe nie wirklich daran geglaubt, dass wenn man sich hinlegt und Musik hört, alles besser wird. Es muss tief aus deinem Inneren kommen. Aber für mich war es ein Weg, etwas mit meinen Emotionen anzufangen. Manche machen das mit Tanzen, Kochen, manche malen. Und ich mache Songs. 

Du redest sehr offen, was das Thema angeht. Das ist nicht unbedingt normal im Musik-Business. Warum tust du das?
Es ist ein sehr gutes Gefühl zu wissen, nicht alleine damit zu sein. Und ich denke, ich kann Menschen damit helfen, ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind mit solchen Gefühlen. Ihnen zu zeigen, dass selbst jemand wie ich, die Erfolg hat, manchmal eine schwere Zeit durchmacht, und dass das in Ordnung ist. Es gibt mir ein besseres Gefühl, das in die Welt hinauszutragen, als wenn ich einfach nur über irgendwas singen würde. 

Was: Selah Sue live
Wann: 12. März 2015 um 20 Uhr
Wo: Täubchenthal

Wir verlosen 1×2 Tickets zum Konzert