"So einfach das jetzt auch klingt, aber ich versuch immer schöne Musik zu machen. Und charmant soll es sein." Teesy im Interview: Ohne Fliege, aber immer noch charming

Der charmante Roapmantiker über Stilveränderungen, Groupies und Zukunftsmusik.

Ein wenig liest es sich wie das Booklet einer Mix-CD, tatsächlich aber ist die ständige Kombination aus Hip Hop, R’n’B, Pop und Soul das Markenzeichen des Singer/Songwriters und Rappers Teesy. Der Berliner mit dem charmanten Lächeln und dem frechen Unterton tourt derzeit mit seinem zweiten Studioalbum „Wünschdirwas“ durch die Republik. Im November macht er auch Station in Dresden. Wir sprachen vorab mit ihm über Roapmantik und was das eigentlich sein soll, Groupies und Zukunftsmusik.

© Presse Landstreicher Konzerte

Im Zusammenhang mit dir fällt öfters mal der Begriff Raopmantiker. Ehrlich gesagt musste mir Google verraten, was es damit auf sich hat. Kannst du mit solchen Kategorisierungen und Schubladen etwas anfangen?

Die Ableitung kommt von der neuen Musikrichtung, die Cro quasi mitbegründet hat: Raop – also eine Mischung aus Rap und Pop. Und ich bin jetzt der Raopmantiker … okay, naja (lacht).

Sowas kommt halt daher, wenn etwas auf wenig Platz möglichst bildhaft beschrieben sein muss, damit man weiß, womit man es zu tun hat, ohne je die Musik gehört zu haben. Ich versteh das schon, bin aber kein Fan davon. Im Grunde ist es mir egal. Musik ist Musik und wenn ein Song gut ist, dann kümmert es mich nicht, ob das Klassik oder Techno ist. Ich mag mehr das freie Musikmachen, ohne darüber nachdenken zu müssen, wo man mich hin steckt.

Dann beschreib doch all jenen, die dich noch nicht kennen, deine Musik, ohne in Musikrezensionsschubladen zu greifen.

Schön – würde ich jetzt mal sagen. So einfach das jetzt auch klingt, aber ich versuch immer schöne Musik zu machen. Und charmant soll es sein. Dieses Draufgängerische ist nicht so mein Ding. Ich bin eher so der, der über den Witz und mit leichter Frechheit daherkommt. Früher fand ich den Duktus von Frank Sinatra und Dean Martin wirklich cool und ihr Jazz war immer sehr männlich und trotzdem wirklich charmant und einfühlsam, ganz ohne zu forsch zu ein. Charming halt.

Stichwort charmant: Dein optisches Markenzeichen war mal die Fliege, was ich persönlich richtig gut fand. Jetzt hat man dich schon lange nicht mehr damit gesehen. Was ist passiert?

Tja, was ist passiert (lacht). Genauso wie ich mich als Mensch verändere, hat sich mein Klamottenstil angepasst. Es war mir einfach irgendwie – und das fand ich auch ganz menschlich – fremd geworden, ich hab das nicht mehr so krass gefühlt und mich in der Konsequenz auch häufig verkleidet gefühlt. Das Tanzen auf der Bühne war auch schwierig. Irgendwie bin ich nur noch geschwebt und dahin geschritten. Deswegen war es jetzt immer etwas lockerer, aber zu leger ist mir auch wieder nix. Ich arbeite gerade an so einem Mittelding (lacht).

Du hast Lehramt studiert und deinen Bachelor gemacht und zwar in den Fächern Deutsch und Sport. Was ist mit Musik? Hätte das nicht viel näher gelegen?

Nein. Mir fehlte ja komplett der musiktheoretische Hintergrund. Ich konnte auch kein Instrument spielen. Mittlerweile hab ich mir das autodidaktisch alles ein bisschen angeeignet, aber für die Aufnahmeprüfung hätte es damals eher nicht gereicht. Ich finde das auch ganz gut so, sonst hätte ich ja nur Musik in meinem Leben. Ich fürchte das wäre dann irgendwann langweilig geworden. Und Deutsch und Sport waren einfach meine Fächer in der Schule. Deswegen bereue ich in der Hinsicht nichts. Es war auch eine tolle Erfahrung: Umzug, erste eigene Wohnung, neue Stadt – das ganze Ersti-Drum-und-Dran. Eigentlich war es ziemlich geil für drei Jahre so seinen eigenen Scheiß zu machen.

Apropos, was ist denn besser: eigener Scheiß, sprich eigene Tour, oder Festival?

Schon die eigene Tour. Obwohl Festivals im Sommer sind, sodass man nach dem Konzert noch draußen chillen kann. Und man muss Leute, die einen noch nicht kennen, erstmal erobern. Das ist auch sehr reizvoll. Aber natürlich fetzt die Stimmung bei eigenen Konzerten mehr. Die Leute kennen die Texte und sind nur wegen uns da und das Team ist natürlich auch größer. Ein wenig wie eine große Klassenfahrt.

Sind Groupies für dich ein Thema? Gibt es sowas überhaupt noch oder sind die in den 2000ern geblieben?

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Es gibt sie noch, aber tatsächlich nicht mehr so krass, wie es vermutlich früher mal war. Also für mich sind es die Fans, die schon da sind und vor der Location warten, bevor wir überhaupt da sind oder die bei zwei Dritteln aller Konzerte in der ersten Reihe stehen. Aber diese Härtefälle mit Stalking, im Hotel auflauern und so gibt es glaub ich nicht mehr. Auf jeden Fall nicht auf meinem Level (lacht).

Aber ich habe es mir auch anders vorgestellt. Ich hörte mal ein Interview mit Michael Bubble, in dem er sagte, er habe in erster Linie mit Musik angefangen, um Frauen ins Bett zu kriegen.

Tatsächlich ist das für viele die Motivation …

Ja genau. Und so hab ich es mir auch immer ein bisschen vorgestellt, aber es hat sich noch nicht einmal erfüllt.

Da bin ich jetzt schon überrascht. Die Musikernummer zieht nicht? Warum?

Na ja, ich stell mich ja auch nicht vor mit „Hi, ich bin Musiker, vielleicht kennst du mich?“ – also nein, ich bin doch charming und fall nicht mit der Tür ins Haus (lacht). Seien wir mal ehrlich; im Alltag zieht das schon so ein bisschen, aber bei Konzerten muss das nicht sein. Da bin ich dann auch gar nicht im Modus dafür, der Sensor ist quasi gar nicht an (lacht).

Als sich dein Debütalbum in den Charts auf der 34 platzierte, hast du dich enttäuscht gezeigt. Ist Platz 7 für „Wünschdirwas“ okay oder bist du nur mit dem Treppchen zufrieden?

Ach mal ehrlich, Platz 34 ist nicht so doll. Da klopft dir keiner für auf die Schultern. Aber damals hatte ich auch noch ganz andere Vorstellungen. Mittlerweile sehe ich das entspannter. Platz 7 für „Wünschdirwas“ war schon geil … Aber beim nächsten Mal könnte es vielleicht noch ein bisschen mehr sein (lacht). Klar, man sagt zwar oft, Zahlen sind egal, aber ich bin schon so ehrgeizig, dass ich auch gern mal eine Nummer 1 landen möchte. Ich find das jetzt auch nicht unbedingt einen schlechten Ansporn.

Allerdings sagtest du auch schon, du wolltest nicht zwanghaft Musik für die breite Masse machen. Beißt sich das nicht?

Ein schlauer Mensch hat mal gesagt, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? (lacht)
Aber mal ernsthaft, ich will nicht den derzeitigen Massengeschmack bedienen und meine Songs daran ausrichten; sondern eher die breite Masse für meine Musik begeistern. Aber das ist glaub ich schwer, weil die Verbindung von Hip Hop und R’n’B nach wie vor in einer Nische steht. Und wenn man nicht besonders laut ist oder krass den Zeitgeist bedient, dann ist es schon schwer, mit ernsthafter Musik Erfolg zu haben. Aber ich bin dran. Und es macht Spaß.

Wir sind noch nicht durch mit Dingen, die du mal gesagt hast; und zwar, dass du es kaum erwarten kannst, dich an dein drittes Album zu setzen. Kriegen wir zu deinem Konzert im Blauen Salon schon mal eine Kostprobe?

Natürlich! Ich schreib seit Mai neue Songs und bin voll dran. Es läuft auch wirklich gut. Es fetzt, wieder neue Mukke zu machen. Natürlich wird es auch eine kleine Entwicklung vom jetzigen Album – was schon einen starken Live-Charakter hat – sein. Ich freu mich drauf, die neuen Songs zu spielen. Wird cool.

Du holst dir auch immer recht krasse Features für deine Produktionen ran. Wer steht denn noch so für 2018 auf deiner Wunschliste?

Der Panda-Man [Cro, Anm. d. Red.] sowieso, er ist ja ohnehin mein Lieblings-Feature. Und ansonsten gab es mal eine kleine Geschichte mit Marteria: Beim Bundesvision Song Contest haben wir ihn kurz vor knapp noch überholt und sind Dritter geworden, er Vierter. Da haben wir uns in den Armen gelegen und er meinte: „Digga! Ich auf deinem Album, du auf meinem!“ Das ist zwar schon echt eine Weile her, aber vielleicht kann ich das nochmal ausbuddeln. Marteria wäre echt ein Wunschfeature.

Worauf dürfen sich denn Erstbesucher bei einem Teesy-Konzert freuen?

Es ist sehr lebhaft, da ist viel Lachen, Tanzen, Trinken und auch Schmusen mit dabei. Von Hacke bis Nacke ist quasi alles mit am Start. Und bei uns sind die Konzerte auch immer sehr menschlich. Ob man das jetzt positiv oder negativ bewerten möchte (lacht) – aber es passieren auch mal kleinere Fehler. Aber wir sind ja auch keine Maschinen, deswegen find ich das für mich auch ganz charmant. 

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Wünschdirwas Tour 2017

Teesy ist am 26. November 2017 um 20 Uhr im Blauen Salon zu Gast. Wir verlosen 2×2 Tickets.

teesymusik.de