Sportdirektor Ralf Rangnick: "Habe die letzten Tage auch keine Vergnügungssteuer zahlen müssen" Zorniger nicht mehr RB Leipzig-Trainer / Beierlorzer Interimstrainer

RB Leipzig und Alexander Zorniger gehen getrennte Wege. Interimstrainer wird Achim Beierlorzer. Was passiert ist, lest ihr hier.

Jegliche Planung war an diesem Tag dahin, als die Meldung in die Redaktionen flatterte: „RB Leipzig und Cheftrainer Alexander Zorniger trennen sich“. Zugegeben, gänzlich überraschend kam das Aus des 47-Jährigen beim Zweitligaaufsteiger nicht. Doch dass es so schnell gehe würde, damit haben die Wenigsten gerechnet.

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Spätestens seit letzter Woche war abzusehen, dass die Luft für Zorniger bei den Roten Bullen dünn wird. Während Rangnick immer noch das bisher Unmögliche schaffen will – einen Durchmarsch von der Regionalliga in die 1. Bundesliga – sagte Zorniger immer wieder, auch in unserem großen Interview, dass der Mannschaft ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga gut tun würde. Das Ganze gipfelte in der Pressekonferenz vor dem ersten Spiel nach der Winterpause, als Zorniger meinte: „Ralf will aufsteigen, ich nicht!“ Der Sportdirektor vergewisserte sich daraufhin irritiert: „Ich habe das jetzt eher ironisch verstanden, oder?“ Beim Auswärtsspiel gegen den bis dato Tabellenletzten FC Erzgebirge Aue verloren die Roten Bullen 0:2, was dann wohl nur noch der berühmte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Abstand zum direkten Aufstiegsplatz vergrößerte sich damit auf sechs Punkte.

Beierlorzer ist  ab sofort der wichtigste Mann im Verein

© Snapshot: Pressekonferenz nach dem Trainerwechsel
Bevor im proppenvollen Presseraum in der Red Bull Arena der Interimstrainer Achim Beierlorzer vorgestellt wurde, richtete Pressechef Sharif Shoukry Grußworte von Alexander Zorniger aus, „der sich wortwörtlich bei fast allen für die gute Zusammenarbeit bedankt“.
Sportdirektor Ralf Rangnick rekonstruierte dann den Ablauf, der zur Aufkündigung des Beschäftigungsverhältnisses führte. So wurde Zorniger von Oliver Mintzlaff, Head of Global Soccer, und Ralf Rangnick am Wochenende mitgeteilt, dass man mit ihm als Cheftrainer – ob mit oder ohne Aufstieg in die 1. Bundesliga – bei RB Leipzig in der nächsten Saison nicht mehr plane. Daraufhin habe sich der 47-jährige Schwabe Bedenkzeit erbeten. Gestern Abend habe Zorniger dem Verein dann mitgeteilt, dass es besser sei, wenn man sich sofort trenne.

Interimstrainer wird voraussichtlich bis Saisonende der U17-Trainer Achim Beierlorzer, der davon letzte Nacht erfuhr. Der 47-Jährige, der seit Sommer 2014 für die U17 von RB verantwortlich war, dazu: „Ich war sehr überrascht, aber ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht.“ Damit ist Beierlorzer nun laut Rangnick „ab sofort der wichtigste Mann im Verein“. 

Überlegung: Rangnick springt als Trainer ein

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Bei der Trainersuche sei entscheidend gewesen, dass es nicht „Blind-Date-mäßig“ ablaufe, so der Sportdirektor. Ein Externer sei ausgeschlossen gewesen, der Nachfolger sollte mit dem System und der Philosophie vertraut sein. Tatsächlich sei Rangnick selbst kurz als Trainer im Gespräch gewesen, jedoch „wäre das mittel- und langfristig nicht gut für den Verein gewesen – ich bin Sportdirektor“. Und auch mit diesem Posten habe er die letzten Tage keine Vergnügungssteuer zahlen müssen, versichert der 56-Jährige.

Auf die Frage, warum entschieden wurde, dass Zorniger ab Sommer 2015 definitiv nicht mehr bei RB Leipzig den Trainerposten ausführen wird, sagt Rangnick, dass es um die Entwicklung der Mannschaft gehe. „Wenn man sich die letzten Spiele anschaut, kann man schon gar nicht mehr von einer Stagnation sprechen, sondern von Rückschritten.“ Und die Statistiken zeigten, dass der Trend alles andere als positiv verlaufe. „Aus einem Trend wurde Entwicklung.“ Zudem sei das Spiel gegen Erzgebirge Aue „sehr frustrierend gewesen. „Und mit dem 2:0 waren wir noch gut bedient.“ Man habe nicht nur einen anderen Auftritt erhofft, sondern erwartet. 

Herz und Leidenschaft bei der Mannschaft vermisst

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Dabei betonte der Sportdirektor zwar noch, dass viel mehr Erfolg – mit den beiden Aufstiegen –nicht möglich gewesen wäre, jedoch seien nicht erst nach dem Aue-Spiel gewisse Zweifel am Trainer aufgekommen. „Wenn ich mir unseren Angriff anschaue, dann wäre es doch gelacht, wenn wir in den nächsten acht Spielen keine Tore machen werden.“ Wichtig sei vor allem, dass man bei der Mannschaft wieder Spielfreude spüre. Die könne man allerdings nur wecken – herbeireden nicht.
Ziel ist laut dem neuen „wichtigsten Mann im Verein“, dass die Mannschaft wieder den Angriffsfußball und die Kreativität zeigt, für die RB stehe. In den letzten Spielen vermisste der 47-Jährige „teilweise Herz und Leidenschaft“. Diese absolute Entschlossenheit möchte er der Mannschaft wieder vermitteln. Rangnick stellt auch noch einmal klar: „Wir wollen nicht auf Teufel komm raus aufsteigen. Aber: Sollte sich die Chance bieten, oben ranzukommen, dann muss man diesen Schritt auch gehen!“ Wobei die Wahrscheinlichkeit mit der Aue-Niederlage gesunken sei. Das Ziel für Rangnick: die Mannschaft dahinbringen, wo sie am Anfang der Saison stand. „Die ersten elf Spiele hat sie gezeigt, dass sie 2. Bundesliga kann.“

Das nächste Heimspiel und damit die Premiere für Beierlorzer als Zweitligatrainer ist am kommenden Sonntag:

Was: 21. Spieltag 2. Bundesliga: RB Leipzig (7.) gegen FSV Frankfurt 1899 (11.)
Wann: 15. Februar 2015 um 13:30 Uhr
Wo: Red Bull Arena

Das Spiel wird live auf Sky übertragen