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Buchrezension: „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“

Franca Parianen wagt einen Blick auf die Zusammenhänge des menschlichen Zusammenlebens und erklärt, wie Gefühle wie Liebe, Wut oder Schadenfreude entstehen.

Franca Parianen ist mit ihrem aktuellen Werk bei der diesjährigen Sputnik LitPop dabei. Darin wagt sie einen Blick auf die Zusammenhänge des menschlichen Zusammenlebens und erklärt, wie Gefühle wie Liebe, Wut oder Schadenfreude in unserem Gehirn entstehen.

Der Titel „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“ klingt natürlich erst mal sehr verschachtelt. Dieser Satz impliziert auch, dass wir Menschen nicht genau wissen, was in unseren Köpfen vor sich geht. Etwas gewagt in der heutigen, meist reflektierten Gesellschaft. Aber der Nachsatz „Die Hirnforschung entdeckt die großen Fragen des Zusammenlebens“ erklärt, dass damit nicht das allgemeine Denken gemeint ist. In dem 345-seitigen Buch erklärt Franca Parianen, was eigentlich in unseren Köpfen alles vorgeht, sobald wir auf andere Menschen treffen. Dabei spielen u.a. Hormone, einzelne Hirnregionen und Erfahrungen eine Rolle. Von diesen Elementen wird unser Zusammenleben gesteuert. 

Neurowissenschaften mit Humor 

Man merkt, dass das Buch von einer Neurowissenschaftlerin geschrieben wurde, es glänzt durch Fachbegriffe und medizinisches Know-how. Der Einstieg erfolgt von Grundlagenwissen der Hirnforschung über die Funktionen der einzelnen Hirnregionen bis zu den neuesten Techniken der Wissenschaft. Diese Themen sind zwar interessant, jedoch am Anfang etwas viel Theorie. Trotzdem werden die Sachverhalte durch Beispiele und anschauliche Anekdoten gut verdeutlicht und auch der Laie versteht, was gemeint ist. Nicht zu vergessen ist der Humor der Autorin, der sich an einigen Stellen im Buch zeigt. Im Laufe des Werks wird der Schreibstil Franca Parianens immer lockerer, die Witze nehmen zu, das Lesen wird leichter. 

Spannend sind die Fakten, die unser Zusammenleben bestimmen. Nicht nur Hormone wie Testosteron oder Oxytocin werden erläutert, sondern auch deren Rolle im täglichen Umgang mit Menschen erklärt. Man erfährt, warum je nach dem, wem man gegenübersteht, die Wahrnehmung, Kognition und Ausführung bestimmter Verhaltensweisen unterschiedlich ist. Warum Humor mit sozialer Kompetenz zu tun hat, wir soziale Verhaltensweisen wie Spiegeln, Helfen, Perspektivenwechsel oder gemeinsames Lachen an den Tag legen und was bei Serienwissenschaftler Sheldon Cooper sozial nicht ganz so glatt läuft.

Man muss sagen, ganz so einfach und in einem Rutsch lässt sich das Werk nicht lesen. Wer diesen Anspruch an ein Buch hegt, sollte besser die Finger davon lassen. Man sollte auch nicht zu müde sein, sonst verschwimmen die Fachtermini vor den Augen. Wer sich aber auf einen interessanten Fachbereich und dessen Anspruch einlassen kann, wird mit spannendem Wissen und witzigen Anekdoten belohnt.

  

                                                  

 ÜBER DIE AUTORIN:  

Franca Parianen (*1989) arbeitet am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Sie ist auch als Science-Slammerin unterwegs. Am 25.3.2017 könnt ihr sie ab 23 Uhr live bei der LitPop im Neuen Rathaus erleben, wo sie aus ihrem Werk liest.  

 INFOS:  Das Buch ist ab dem 24.3.2017 erhältlich 

Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN: 978-3-499-63203-7, 14,99 €, auch als E-Book verfügbar

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