Bürgerentscheid zur Ulrichskirche steht kurz vor der Entscheidung

Kaum jemandem dürfte es entgangen sein: Am 20. März gibt es den ersten Bürgerentscheid in Magdeburg. Entschieden wird über die Zukunft der Magdeburger Innenstadt: Kommt die Ulrichskirche oder kommt sie nicht?

Und so kurz vor dem entscheidenden Tag steigt das Adrenalin, sowohl beim Kuratorium Ulrichskirche als auch bei dessen Gegnern. In Magdeburg jedenfalls kommt man an diesem Thema nicht vorbei. Im IBA-Pavillon präsentieren seit zwei Wochen beide Seiten ihre Argumente, das Kuratorium erstellte eine achtseitige Zeitungsbeilage und kündigt jetzt eine flächendeckende Plakatierung an. Die Gegner des Kirchenbaus verteilen Flyer in allen Stadtgebieten.

Doch der Ton im Werben um Wählerstimmen hat sich im Vergleich zu den vergangenen Monaten verändert. Nicht mehr die Inhalte bestimmen die Diskussion, sondern die Worte „Ja“ und „Nein“. Anscheinend ist zum Für und Wider um den Kirchenbau alles gesagt, jedes Argument wurde mehr als einmal angebracht, das inhaltliche Pulver ist verschossen. Jetzt geht es daran, seinen eigenen Anhängern ganz deutlich zu erklären, wo sie denn nun am 20. März das Kreuzchen machen sollen. Denn die Fragestellung des Bürgerentscheids finden nicht wenige etwas verwirrend: „Sind Sie gegen den Wiederaufbau der Ulrichskirche“ heißt es da. Das bedeutet: Will ich die Kirche haben, mache ich mein Kreuz bei „Nein“, will ich sie nicht, dann mit „Ja“. Alles klar? Eigentlich ist die Fragestellung recht eindeutig, also nur nicht verwirren lassen und in der Wahlkabine einfach ein bisschen länger Zeit zum Lesen und Ankreuzen nehmen.

Schließlich ist die Entscheidung, wie immer sie auch ausgehen mag, zukunftsweisend für die Zukunft der Magdeburger Innenstadt. Entweder alles bleibt so, wie es seit der Sprengung der alten Ulrichskirche in den 1950er Jahren war oder alles wird neu und das Kuratorium bekommt die Möglichkeit, die Kirche aus Spendengeldern aufzubauen. Denn, so macht Ellen Richter, die Sprecherin des Kuratoriums deutlich, richtet sich der Bürgerentscheid nicht direkt gegen den Wiederaufbau, sondern gegen einen Stadtratsbeschluss, der dem Kuratorium nur ermöglicht, Spenden zu sammeln.


Foto: Archiv Heiko Schmietendorf


Grafik: Matthias Hartmann

Im Beschluss wurde lediglich festgelegt, dem Kuratorium das Grundstück zu übertragen, sofern ein tragfähiges Finanzierungs- und ein nachhaltiges Nutzungskonzept vorgelegt wird. Dagegen richtete sich der Protest der Kirchengegner, der jetzt letztendlich im ersten Bürgerentscheid der Stadt Magdeburg mündet. „Um den Neuaufbau der Ulrichskirche zu verhindern, müssen nun rund 50.000 Magdeburger Wahlberechtigte ihr Kreuz bei JA machen. Zugleich muss die Zahl der JA-Stimmen größer als die Zahl der abgegebenen NEIN-Stimmen sein“ heißt es auf der Internetseite der Kirchengegner.

Wer sich kurz vor dem entscheidenden Tag noch einmal informieren möchte, hier sind die Links zum Kuratorium (www.ulrichskirche.de) und zur Gegenseite (www.buergerentscheid-ulrichskirche.de). Auch auf Facebook wird noch mal so richtig um Stimmen gekämpft, beide Seiten haben eigene Fanpages. Bei diesem „Duell“ haben die Kirchengegner die Nase deutlich vorn, mit 783 Fans gegenüber 338 bei den Befürwortern.
Egal, wie der Bürgerentscheid am 20. März ausgeht: Das bürgerschaftliche Engagement hat in jedem Fall schon gewonnen!

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