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Filmkritik: Fantastic Four

Neu im Kino: Fantastic Four. Die Geschichte, bevor es anfängt, spannend zu werden.

Gib einem noch jungen Genie mit wahnwitziger Idee eine Werkstatt, ein paar Kabel und einen Gehilfen an die Seite – fertig ist die Erfindung, die bisher gesetzte Grenzen nach und nach aus den Fugen reißt. So in etwa der Start des Marvel Klassikers Fantastic Four. Eine Geschichte aus der Feder von Stan Lee und Jack Kirby, die 54 Jahre nach dem ersten Bleistiftstrich wieder an den Ursprung zurückkehrt.
Also dahin, wo The Thing noch ein namenloser Brocken aus Stein ist, Mr. Fantastic ein Junge mit Gummiarmen, Invisible Woman eine junge Frau, die ihren Aggregatzustand nicht unter Kontrolle hat und Human Torch ein Typ, der mal brennt und mal nicht. 100 und eine Minute kränkelndes Marvel-Intermezzo.

Worum geht es?

 

Die Handlung ist übersichtlich, wenn auch der Gegenstand der ganzen Aufregung ziemlich kompliziert anmutet. Vier Tüftler, in Gestalt von Reed Richards (Miles Teller), Sue Storm (Kate Mara), ihrem Bruder Johnny Storm (Michael B. Jordan) und Victor von Doom (Toby Kebbell) bauen – nach den Ideen von Reed – ein Shuttle, das es möglich macht, sich in ein fremdes Paralleluniversum zu teleportieren. Es wird viel geschraubt, viel konstruiert und irgendwann ist es dann soweit: Das Shuttle läuft. Der Durchbruch. Denkt sich auch die Baxter Foundation, die das alles finanziert und kurzerhand NASA-Einheiten in den fremden Kosmos entsenden will.

Die Idee stößt bei den Erfindern auf ordentlichen Missmut, ist ja schließlich ihr Werk. Nachdem die drei Männer Reeds Gehilfen, Schulfreund und Anti-Genius Ben Grimm (James Bell) mit ins Boot geholt haben, schnallen sie sich kurzerhand in die Kapseln und transferieren sich out of space. Die Männer wollen den Planeten inspizieren, ungeachtet der Gefahren, die auf fremdem Territorium drohen. Und Bums: Eine Flüssigkeit reagiert und eins kommt zum anderen.

Das Ergebnis: Einer bleibt zurück, die anderen Drei entkommen, wenn auch in veränderter Gestalt. Die Geburtsstunde der Fantastic Four. Warum vier, wenn einer zurückbleibt? Sue Storm wartet im Labor auf die drei Jungs und wird bei ihrer Ankunft ebenfalls von kosmischer Strahlung getroffen. 
Bisher viel erzählt, wenig passiert. Doch irgendwann kommt es doch zum unvermeidbaren Kampf zwischen Gut und Böse und die Welt muss ENDLICH vor dem Untergang gerettet werden.

Sparflammen-Action-Kino ab!

 
Wer für Marvel zahlt, erwartet dicke Action und Effekte, viele coole Sprüche und halsbrecherische Stunts. Dieser Teil der Fantastic-Four-Saga ist da etwas schüchtern. Klar gibt es Action und auch Kampfsequenzen, aber leider viel zu spät und viel zu kurz. Definitiv Luft nach oben!
Und dann der Endgegner: An sich gibt es nichts auszusetzen. Er ist stark, erbarmungslos und macht auf seinem Weg in Richtung Weltherrschaft eigentlich alles kaputt was geht. Großes Aber auch hier: Er ist einfach viel zu schnell wieder weg von der Bildfläche.
Die Story zielt eher darauf ab, zu beleuchten, wie die Fantastic Four an ihre Fähigkeiten gekommen sind und wie sie lernen, damit zu leben. Für eine Action-Verfilmung zu viel aufgesetzte Tiefe, zumal die Charaktere dadurch auch kein schärferes Profil bekommen. Und sympathischer werden sie auch nicht. Da machen Jessica Alba, Chris Evans und Co. im Fantastic-Four-Streifen aus dem Jahr 2005 eine bessere Figur.

Die Achillesverse  

 

Nicht jede Story muss nochmal aufgewärmt werden. Zudem wissen wir ja bereits alles, was wir wissen müssen, aus der Vorgänger-Version. Prinzipiell ist die Idee eines Backflashs vor dem Superhelden-Dasein aber nie ganz falsch, hat ja bei anderen Filmen auch funktioniert, siehe Batman oder Spiderman …

Auch schwierig: Die komplette Neubesetzung. Es ist immer ein Wagnis, Rollen komplett neu zu vergeben. Sicher, ihre Vorgänger haben nicht durch oscarreife Dialoge geglänzt, aber sie haben mehr ausgestrahlt. Das Quartett um den schmächtigen Miles Teller (zweiter von rechts) wirkt hingegen wie die langweilige Teenie-Version. Schade!

Besonders schwierig: Wäre Fantastic Four ein Stück in zwei Akten, wäre der zweite fehlerhaft, manch einer würde sagen, gar nicht vorhanden. Der Film ist zu Ende, bevor er angefangen hat und der Spannungsbogen bis dahin zäh wie Kaugummi. 

Fazit

 
Enttäuschend. Action erwartet, Langeweile bekommen. Nicht mal die Effekte konnten etwas retten. Mehr als Action-Standard-Handwerk war aber auch nicht zu sehen. Sicher kein Totalflop, aber für Marvel-Fans schwer verdaulich. 

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