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Magdeburg gewinnt „Ost-Knallbonbon“

Alles drin. Salopp gesagt, könnte man unter diese zwei Worte nach einem packenden 3:2 Sieg im Traditionsduell gegen den 1. FC Lok Leipzig einen bilanzierenden Schlussstrich ziehen. Urbanite war dabei und klärt auf, warum ein Spiel manchmal eben doch nicht nur 90 Minuten hat.

Alles drin. Salopp gesagt, könnte man unter diese zwei Worte nach einem packenden 3:2 Sieg im Traditionsduell gegen den 1. FC Lok Leipzig einen bilanzierenden Schlussstrich ziehen. Urbanite war dabei und klärt auf, warum ein Spiel manchmal eben doch nicht nur 90 Minuten hat. 

5 Monate, 24 Tage und 8 Minuten Nachspielzeit. So lange musste die Elf von Andreas Petersen nach dem Heimsieg gegen Torgelow (2:0) Ende Oktober letzten Jahres warten, bis sie in der heimischen MDCC-Arena wieder ganze drei Punkte einfahren durfte. Gegen Regionalliga-Konkurrent Lok Leipzig war es am Sonntag schließlich wieder soweit.

Trainer Petersen bot in der Anfangself nicht nur seinen nach interner Aussprache ins Team zurückgekehrten Mannschaftskapitän Marco Kurth auf, sondern schickte Mittelfeldspieler Benjamin Boltze für den zuletzt formschwachen Nils Butzen auf die ungewohnte Rechtsverteidiger-Position. Ferner baute der 52-Jährige auf ein 4-4-2-System mit zwei zentralen Mittelfeldspielern Kurth und Marius Sowislo sowie auf die beiden in dieser Spielanlage kreativen Außen Christopher Reinhard und Fabio Viteritti.

Vor der stimmungsvollen Kulisse von 6.226 Zuschauern, darunter etwa 800 Gästeanhänger, bot sich Beil die erste Torgelegenheit, als er in der zweiten Minute eine scharfe Viteritti-Eingabe verpasste. Im Gegenzug setzte Lok-Spieler Albert Spahiu seinen Schuss aus halbrechter Position etwas zu hoch an. 

Die momentane Lebensversicherung des 1. FC Magdeburg, Stürmer Christian Beck, verpasste den Führungstreffer, als Keeper Gäng an einer Ecke vorbeisegelte und der 25-Jährige seinen Kopfball nur knapp neben den Kasten setzte. In den ersten zwanzig Minuten gefielen die Elbestädter mit einem ansehnlichen Kombinationsspiel, dessen spielerisches Element deutlich belebender wirkte als in den vergangenen Partien nach der Winterpause. Mitunter erinnerte vieles wieder an den Club der frühen Hinrunde, der Spielwitz und Kreativität auszustrahlen vermochte. 

Dass zu dieser Form noch einiges fehlt, offenbarten die Gäste in der 21. Minute, als sie die momentane Schwachstelle der Blau-Weißen, die Defensive, kaltstellten. Nach einem Missverständnis im Spielaufbau zwischen Kevin Nennhuber und Marius Sowislo schnappten sich die Messestädter den Ball und vollstreckten in Person von Patrick Grandner zum 0:1. 

Die Hausherren zeigten sich nur wenig geschockt und antworteten mit einigen gelungenen Spielzügen, denen im Abschluss allerdings die Präzision fehlte. So verpasste zuerst Beil mit der Hacke aus Kurzdistanz den Ausgleich (28.) Und schließlich brachten in einer Doppelchance erst Beck (Lattenkopfball) und dann Kurth (Flachschuss daneben) den Ball nicht im Tor unter (37.) Es spielte wie in der gesamten ersten Hälfte fast nur der Club, und wieder wären es fast die Gäste gewesen, die den Spielverlauf ein zweites Mal auf den Kopf gestellt hätten.

Nach einem Stellungsfehler auf der rechten Abwehrseite tauchten plötzlich zwei Leipziger frei vor Keeper Matthias Tischer auf. Der Leipziger Steve Rolleder verstolperte den Ball jedoch (41.). Im Gegenzug konnten sich die Petersen-Schützlinge nun endlich für ihr aufwendiges Spiel belohnen. Eine Viteritti-Flanke in den Strafraum konnte Christopher Reinhard gekonnt aufnehmen und vor dem herauseilenden Torhüter Gäng zum 1:1 ins kurze Eck spitzeln (41.). 

Doch die eiskalten Lok-Spieler drehten dem Jubel in der MDCC-Arena nur kurze Zeit später den Ton ab. Nach einem zu kurz abgewehrten Freistoß nahm erneut Patrick Grandner Maß und vollendete aus 18 Metern formschön zum 1:2 in den Winkel (44.) Mit dem zweiten Treffer des Leipziger Stürmers ging es unter dem Halbzeitpfiff des nicht immer souverän agierenden Schiedsrichters Norbert Giese in die Kabine.

Die Blau-Weißen, die schon weit vor dem Wiederanpfiff auf dem Platz standen, demonstrierten von der ersten Sekunde der zweiten Halbzeit an kämpferische Entschlossenheit. Diese sollte sich in der 51. Minute in einer kuriosen Situation auszahlen. Nach einem Freistoß von Marco Kurth konnte der Leipziger Torhüter Christopher Gäng einen Beck-Kopfball mit den Händen nur noch so unglücklich abfälschen, dass er vom Bein seines Mitspielers Steve Rolleder in die Maschen trudelte – 2:2. Kurze Zeit später war erneut der 1,96 m-Stürmer mit dem Kopf zur Stelle, als nach einer Ecke das Aluminium im Weg stand. Trainer Andreas Petersen reagierte und setzte mit der Einwechslung von Patrick Bärje für Florian Beil neue Akzente.

Und wenige Momente später führte eine schöne Kombination zum zu diesen Zeitpunkt hochverdienten Führungstreffer. Über Fabio Viteritti und eine maßgenaue Flanke von Kapitän Kurth landete der Ball erneut bei Christian Beck, der zum 3:2 in den Dreiangel köpfte. Im achten Spiel machte der aus Halberstadt gekommene Angreifer damit seinen siebten Saisontreffer.

Was dann folgte, waren zwei Spielunterbrechungen, die der Gästeanhang durch das mehrmalige Zünden von Böllern provozierte. Insgesamt acht Minuten Nachspielzeit rechnete Referee Giese an, der bei der ersten Unterbrechung beide Mannschaften sogar vom Spielfeld nahm. 

Nach Wiederanpfiff schien die Drangphase der Blau-Weißen auf einmal wie weggeblasen. Machte der Club vor den Böllerwürfen noch den Eindruck, ein viertes Tor nachlegen zu wollen, ließ man sich nun von immer druckvoller anrennenden Leipzigern das Spiel diktieren. In der Schlussviertelstunde brannte es dabei ein ums andere Mal lichterloh im FCM-Strafraum. So parierte Matthias Tischer einen Schuss aus vier Metern vom völlig blank stehenden Rolleder (85.) und verpasste Spahiu (90+1.) von der Strafraumgrenze. Der zweifache Torschütze Grandner hätte zum Lok-Helden werden können, als er erst Boltze an der Strafraumkante wie einen Schuljungen stehen ließ und dann trocken abzog. Zur Verzweiflung aller Gästefans und Erleichterung der FCM-Anhänger klatschte die Kugel jedoch an den Querbalken (90+6.). 

Eine Gelegenheit, der Leipzig-Trainer Marco Rose letztendlich nachtrauerte: „Nach der Spielunterbrechung ging es auf einmal wieder, dann hatten wir drei, vier Hochkaräter. Aber letztendlich muss man sagen, dass wir das Spiel verdient verloren haben. In der ersten Halbzeit war Magdeburg spielbestimmend, aber wir konnten ihnen mit unseren einfachen Mitteln weh tun und Akzente setzen. Ab der 46. Minute haben wir dann leider nur noch Angsthasenfußball gezeigt.“

Seinem Gegenüber Andreas Petersen merkte man in erster Linie die Erleichterung über den ersten Heimsieg seit knapp einem halben Jahr an. „Es war ein sehr intensives Spiel mit der Bereitschaft, die 0:3-Niederlage aus dem Hinspiel zu korrigieren.“ 

Angesprochen auf die Böller aus dem Gästeblock sprach sich Rose den Frust von der Seele: „Eigentlich will ich das gar nicht kommentieren. Weder sind solche Leute unsere Fans noch habe ich diese erzogen oder zu diesem Spiel gebeten.“

Für den 1. FC Magdeburg geht es bereits am kommenden Mittwoch (19 Uhr) in einem erneuten Traditionsduell gegen den FC Carl-Zeiss Jena um Punkte in der Regionalliga. 

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