Materialien und Techniken der Zukunft aus Magdeburg

In Magdeburg wird an der Zukunft gebastelt. An mehreren Hochschulen beschäftigen sich die Studierenden damit, welche innovativen Materialien bisherige ersetzen oder wie bereits bestehende mit weiteren Eigenschaften ausgerüstet werden könnten.

In Magdeburg wird an der Zukunft gebastelt. An mehreren Hochschulen beschäftigen sich die Studierenden damit, welche innovativen Materialien bisherige ersetzen oder wie bereits bestehende mit weiteren Eigenschaften ausgerüstet werden könnten. Immer wieder gab es dabei erstaunliche Ergebnisse. Die Region schafft es, mit zahlreichen Institutionen und der Bündelung von Kompetenzen an den Universitäten, viele neue Innovationen auf den Weg zu bringen. 

Nicht nur an der Otto von Guericke Universität (OVGU) wird an der Entwicklung der Zukunft geforscht. Auch das Institut für Industrial Design überrascht immer wieder mit unkonventionellen Ergebnissen verschiedener Arbeitsprojekte. Neben dem Erforschen neuer Materialien für die Medizintechnik wird etwa auch über Alternativen zum Recycling von Kunststoffen nachgedacht. 

Interdisziplinäre Forschung

 

In Materialien steckt viel Potenzial für die Zukunft. Darum gibt es im Rahmen des Studiengangs Industrial Design immer wieder Projekte, bei denen der Umgang mit Materialien im Mittelpunkt steht. Im letzten Jahr konnte eine Gruppe Studierender unter der Leitung von Prof. Franz Hinrichsmeyer ihre Ergebnisse sogar auf der Hannover Messe präsentieren. 

Während eines Semesterprojektes beschäftigten sie sich mit dem Potenzial von Kunststoffabfällen. Dabei kam ihnen unter anderem zugute, dass die selbe Universität auch die Fakultät für Recycling und Entsorgungsmanagement beherbergt. Der betreuende Professor kommt hingegen vom Gebiet der Bauphysik. Durch den gegenseitigen Wissensaustausch konnten alle Seiten von dem Projekt profitieren.   

Interdisziplinärer Austausch spielt bei der Entwicklung innovativer Materialien eine wichtige Rolle. Erkenntnisse aus anderen Disziplinen können auf andere Bereiche übertragen werden und auch dort für neue Impulse sorgen. 

Materialien für eine grüne Zukunft

Die Studierenden verarbeiteten Plastikabfälle und Recyclingkunststoffe zu neuen Ausgangsmaterialien. Granulat und verschiedene andere Plastikmaterialien wurden erhitzt, gepresst und neu geformt. Daraus entstanden beispielsweise Leuchten, Möbel, Schmuck oder gar ein Fahrrad. 

Ein anderes Semesterprojekt beschäftigte sich mit den Einsatzmöglichkeiten und dem Potenzial von Bio-Kunststoffen. Aus biologischen Materialien ohne Erdöl können mit Füllstoffen verschiedene Plastikähnliche Stoffe hergestellt werden. Bisher spielen solche Materialien für industriell hergestellte Massenware noch kaum eine Rolle. Die entstandenen Arbeitsergebnisse zeigen neue Möglichkeiten und innovative Anwendungsmöglichkeiten.  

Biokunststoffe aus Magdeburg 

Auch außerhalb von Universitäten wird an der Zukunft gearbeitet. Der Verein „Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg“ ist eine Forschungseinrichtung, der von der Industrie und Privatwirtschaft ins Leben gerufen wurde. In einer in Deutschland einmaligen Form wird hier am Potenzial von Pflanzenölen und -proteinen geforscht. 

Kooperationen bestehen hier beispielsweise mit der Zuse-Gemeinschaft – ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Zudem findet ein reger Austausch mit anderen Forschungseinrichtungen statt. Die Ergebnisse werden regelmäßig auf Tagungen und Fachmessen präsentiert. 

Durch die Nähe zu Wirtschaft und Industrie bei der Entwicklung sind die erarbeiteten Konzepte auch direkt verwertbar. Aktuelle Fragestellungen oder Probleme, die sich bei der Produktion ergeben, können in den eigenen Laboren der Einrichtung bearbeitet werden. So findet Forschung ganz nah an der Realität statt. 

Materialwissen als Rüstzeug für die Zukunft

In Berlin beschäftigte sich jüngst gleich eine ganze Ausstellung mit dem Thema Materialwissen. Unter dem Titel „Object Lessons. Material begreifen in 8 Lektionen“ wurde im Museum der Dinge ein umfangreicher Parcours rund um das Thema aufgebaut. Dabei ging es nicht nur um die verschiedenen Qualitäten und Eigenschaften, sondern auch darum, in welcher Weise Wissen über Materialien erlangt und weitergetragen wird. 

Seit jeher haben Kenntnisse über bestimmte Materialien, ihre Besonderheiten oder ihre Herstellung großen Einfluss auf die Entwicklung unserer Kultur ausgeübt. Auch zur jetzigen Zeit könnte das Materialwissen unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Die technischen Möglichkeiten zur Herstellung oder Verarbeitung verschiedener Stoffe sind heute so groß wie nie zuvor. Dabei öffnen neue Verfahren auch immer neue Türen für die Weiterentwicklung der Materialien oder bei der Ausweitung ihres Einsatzgebietes.     

Neue Verfahren

Neben der Forschung unmittelbar an und mit Materialien spielen neue Produktionsmethoden oder Herstellungsmöglichkeiten eine große Rolle für Innovationen auf diesem Gebiet. Dafür gibt es in Magdeburg sowohl an der OVGU als auch abseits des Campus verschiedene Einrichtungen, die hier für die Zukunft forschen: 

Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik (OVGU) 
Fakultät für Maschinenbau (OVGU)
Fachbereich für Recycling und Entsorgungsmanagement (Hochschule Magdeburg-Stendal)  
Fachbereich Ingenieurökologie (Hochschule Magdeburg-Stendal)  
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und Automatisierung (IFF) 
Institut für Automation und Kommunikation (ifak)
Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer Systeme
 Magdeburger Arbeitsgemeinschaft für Forschung unter Raumfahrt- und Schwerelosigkeitsbedingungen (MARS)

Dabei sind zusätzlich zahlreiche Sonderforschungsbereiche installiert und im Rahmen von Graduiertenprogrammen werden ebenfalls verschiedene Fragestellungen bearbeitet. 

Hier werden beispielsweise neue Möglichkeiten der Gießtechnik im Motorenbau erprobt. Am Lehrstuhl Energiewandlungssysteme für mobile Anwendungen der OVGU dreht sich alles um die Antriebstechniken der Zukunft. Neue Elektromotoren verlangen dabei auch nach Innovationen bei Verfahrenstechniken und den eingesetzten Materialien. 

Orthopädie 4.0

Das Kompetenzzentrum Orthopädie und Unfallchirurgie 4.0 wurde ebenfalls gegründet, um verschiedene Forschungsstellen miteinander zu vernetzen. Hier arbeitet die Hochschule Magdeburg-Stendal mit dem Universitätsklinikum zusammen an innovativen Implantaten und neuen medizinischen Prothesen. 

Geforscht wird beispielsweise an Möglichkeiten, die Implantate langlebiger und verschleißfreier zu machen. Auch neue Materialkombinationen, welche das Infektionsrisiko minimieren und die Verträglichkeit für den Körper erhöhen sollen, werden erprobt. 

Ebenfalls auf der Hannover Messe konnte etwa ein neuartiger Katheter zur minimalinvasiven Untersuchung bei Operationen vorgestellt werden. Auch hier bündelten sich Kompetenzen aus den verschiedensten Forschungsbereichen. Dank verschiedener Sensoren ist das Gerät intelligent und mit smarter Technologie ausgestattet. Das Institut für Mikro- und Sensorsysteme vom OVGU hat zusammen mit verschiedenen Unternehmen an dem Projekt gearbeitet. Durch einen neuartigen modularisierten Aufbau wird der Katheter zudem noch kleiner und universeller einsetzbar.  

Innovationsregion in Sachsen-Anhalt 

Als Innovationsstandort profitiert die Region dabei durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen. Auch Gelder aus Förderprogrammen der Europäischen Kommission fließen in die einzelnen Projekte. 

Nach dem Umbau des Hafengeländes zum Standort für verschiedene Institute und Forschungszentren bündeln sich hier die Kompetenzen in unmittelbarer Nähe zu den einzelnen Fakultäten der Universitäten. Unter anderem in der Denkfabrik haben verschiedene Einrichtungen einen Platz gefunden. Sie wurde inzwischen auch vom Bund im Rahmen der Initiative „Ort im Land der Ideen“ als Standort mit aufgenommen. 

Permanent wird die Stadt dabei als wichtiger Platz in der Innovationsregion weiter ausgebaut. Jüngst wurde erst im ZENIT, dem Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie am Magdeburger Universitätsklinikum ein neues Technikum eröffnet. Hier sollen in Zukunft neue Impfstoffe entwickelt und erprobt werden.  

Schlaue Köpfe aus der Region und für die Region

Für die gesamte Region spielen die verschiedenen Forschungseinrichtungen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft und machen den Standort für schlaue Köpfe aus der ganzen Welt interessant. Durch bedeutsame Projekte fließen aus verschiedenen Quellen Fördergelder in die Städte. 

Unterschiedliche Cluster und eine enge Kooperation mit der Wirtschaft bieten sehr gute Möglichkeiten, eine besonders praxisnahe Forschung zu betreiben. Zahlreiche interessante Bachelor- und Masterstudiengänge locken zudem junge Menschen in die Stadt, die hier mit der modernen Infrastruktur an den Instituten die beste Arbeitsumgebung vorfinden. 

Auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs bedeutet dies, dass nach Abschluss des Studiums attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Der gesamte Standort wird durch die Vernetzung der einzelnen Zentren und die Bündelung der Kompetenzen gestärkt. So gelingt der Wandel vom ehemaligen Industriezentrum zur Zukunftsregion. 

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