Aerosol-Arena Yard Magdeburg

Der Nachbau einer Eisenbahnabstellanlage mit Waggons zum legalen Bemalen ist das Urkonzept der Aerosol-Arena am Klosterkamp. Beim Wettbewerb des Schreibwarenherstellers Oxford schaffte es die Idee unter die Top 20 von 1.124 eingereichten Projekten.

Der Sommer hat seine kreativen Spuren in der Aerosol-Arena am Klosterkamp hinterlassen. Viele Wände wurden neu gestaltet und Künstler aus Halle, Köln, Weimar und aus vielen anderen Städten sind nach Magdeburg gereist, um Seite an Seite zu sprayen und der Arena so ein buntes Gesicht zu geben. 

Das Oxford Big Project

Eines der vielen kreativen Projekte der Graffiti Hall of Fame war 2013 die Gestaltung eines Gabelstaplers. Der Magdeburger Künstler Steven Such besprayte das Gefährt in Pink- und Grautönen und veröffentlichte Bilder davon auf der facebook-Seite der Aerosol-Arena. Auf diese Bilder wurde der Schreibwarenhersteller Oxford aufmerksam, der 2013 einen Wettbewerb ausgeschrieben hat: Junge Menschen in Europa sollen dazu animiert werden, sich mit ihrer Idee für die Wahl des Oxford Big Projects zu bewerben. Oxford selbst informierte die jungen Kreativen der Graffiti Arena in Magdeburg über den Wettbewerb und ermutigte sie, sich mit einer ihrer Idee zu bewerben. 

  

Urkonzept: Aerosol-Arena als Wholecar World

Rückblick: Das ursprüngliche Konzept der Graffiti Hall of Fame war es, eine Eisenbahnabstellanlage auf dem Gelände der Industriebrache nachzubauen; einen Yard also. Namen wie „Wholecar World“ schwirrten den Initiatoren damals im Kopf herum und das Konzept für ein derartiges Projekt wurde schriftlich fixiert. Ein Wholecar meint im Graffiti-Jargon einen Zugwaggon, der von einem oder mehreren Writern gestaltet wird. Die Initiatoren der Arena suchten bereits den Kontakt zu lokalen Unternehmen. Die Magdeburger Hafenbahn sicherte Materialien wie Schotter, Schwellen und Schienen zum Schrottpreis zu. Die Magdeburger Museumsbahn hätte zudem Möglichkeiten, den Ankauf der Waggons zu vermitteln und auch der Transport wäre realisierbar. Die Grundidee rückte jedoch aus finanziellen Gründen in den Hintergrund und die Mitglieder des Freiluft Atelier e.V., der hinter der Arena steht, entschieden sich zunächst für eine Fokussierung der Wandgestaltung. Zu diesem Zweck wurde das Gelände aufwendig hergerichtet, Rodungs- und Beplankungsarbeiten sowie vielfältige Sanierungen machten die Arena zu dem, was sie heute ist: Einem Ort der Begegnung für geübte Graffiti Writer und die, die sich erst noch ausprobieren möchten. 

Das Big Project der Graffiti Hall of Fame

 

„Als uns die Leute von Oxford wegen des Gabelstaplers angeschrieben haben, dachten wir nicht daran, mit unserem Konzept eine Chance zu haben“, sagt Daniela Kreissl, eine der Gründerinnen der Aerosol-Arena. Als weitere vier Wochen vergingen, informierte Oxford erneut über die Bewerbungsfrist und ermutigte die jungen Kreativen eine Idee im Wettbewerb einzureichen. „Dann ging alles ganz schnell. Ich habe das Ursprungskonzept des Yards noch mal angepasst und kurz vor Bewerbungsschluss eingereicht“, erklärt Graffiti Writer Steven Such die Spontanität der Bewerbung. Eine Jury von europäischen Führungspersonen tagte anschließend und wählte aus 1.124 eingereichten Ideen eine Top 20 aus. 

Der Aerosol-Arena Yard schaffte es unter die Top 20

Der Aerosol-Arena Yard war eine der Ideen, die die Jury überzeugte. Die nächste Stufe des Wettbewerbs ist eine Abstimmung der Internet-User. Bis 01.12.2013 läuft das Voting, bei dem die besten fünf Projekte ausgewählt werden. Diese fünf Projekte bekommen anschließend eine professionelle Schulung. Die Jury kürt im Februar 2014 den Sieger, der 30.000€ für die Umsetzung der Idee zur Verfügung gestellt bekommt. 

Bedeutung des Yards für die Graffiti Szene

„Wir hätten dann endlich das Geld dafür, den Yard nachzubauen“, sagt Steven, der viele der Wände in der Arena mitgestaltet hat. „Wir möchten den Leuten zeigen, dass Graffiti an sich und speziell auf Zügen nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Die Arena verdeutlicht das schon ganz gut, aber mit Zügen wäre es noch ein Stück weit aussagekräftiger.“

Auch Patrick gehört zu den aktiven Künstlern in der Arena und kennt die Graffiti Szene genau: „Trainbombing, also das Bemalen eines Zuges, ist meistens illegal und man kann sich damit selbst viel verbauen. Mit dem Projekt bereitet man die Writer präventiv darauf vor, legal Aktionen zu starten ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.“

Um die Waggons möglichst vielen Künstlern zur Verfügung stellen zu können, werden sie vor jedem Besprayen mit Folie umwickelt, die dann abgezogen werden kann. Um den Kick zu erhöhen, können die Writer verschiedene Pakete und Schwierigkeitsstufen buchen. Die einfache Gestaltung kann mit Add Ons erweitert werden. Möglich wäre es, das Überlisten von Bewegungsmeldern oder eines Security Mitarbeiters nachzustellen. „Das ganze soll so realistisch wie möglich werden, aber eben ohne Gewalt. Mache wollen einfach nur mal einen Zug Bemalen, andere brauchen den Kick“, erklärt Patrick, der selbst schon bei verschiedenen Bombing-Aktionen dabei war. 

 

Graffiti-Künstler Steven hat sich bisher nur an Wänden versucht. „Ich würde echt gern mal einen Zug bemalen, aber ohne diese Hektik. Ich kann mich dadurch künstlerisch weiter entwickeln und endlich mal ein richtig gutes Konzept auf eine Karre bringen“, sagt er. Ohne Zweifel wäre die Realisierung des Aerosol-Arena Yards ein wichtiger Schritt für die Graffiti Szene hin zu gesellschaftlicher Akzeptanz und zu einer Anerkennung der künstlerischen Leistung, die viele Writer vollbringen. Auch für die Magdeburger Kulturlandschaft wäre ein solches Projekt eine Bereicherung: „Ich habe so etwas noch nie irgendwo gesehen. Es wäre das erste Projekt dieser Form und wir wären wirklich stolz, wenn wir es realisieren könnten“, erklärt Daniela die Einzigartigkeit der Idee. „Es gibt zwar schon legal gestaltete Züge, aber ein dauerhafter Standplatz für Wholecars ist in der Szene völlig neu.“

Wenn ihr dem Aerosol-Arena Yard eure Stimme geben wollt, könnt ihr noch bis zum 01.12.2013 hier voten. Das Bewerbungsvideo und alle Details zum Wettbewerb bekommt ihr auf der Website des Oxford Big Projects. Weitere Eindrücke aus der Arena gibt’s zudem bei Facebook.

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