Zwischen Fake Fuckern und Mondmaloche Leipziger Bands im Fokus: Götterscheiße

In diesem Monat haben wir die Leipziger Band „Götterscheiße“ unter die Lupe genommen.

„Komm, wir geh‘n“ – ein letztes Mal aus dem Studio, in dem es sich „Götterscheiße“ seit mehreren Jahren heimisch gemacht haben. Hier entstanden die ersten Songs, hier wurde gefeiert, philosophiert und Dart gespielt. Jetzt ziehen die beiden Jungs mit ihrem Equipment und der Dartscheibe aus den Räumen im Kohlrabizirkus in den Westen. Ohne Stress und ohne Druck – wie immer.

© Götterscheiße
2014 – oder war es 2015? – fing alles an mit der „Götterscheiße“. Bei einem Konzert im Wächterhaus in der Lützner Straße lernten sich Martin und Tino kennen. „Ich war mit meiner alten Band da und Tino trat vor uns als Solokünstler auf“, erzählt Martin. Danach quatschten sie, tauschten Nummern und weil Martin nicht locker lassen wollte, trafen sie sich wieder. „Ich habe erst gedacht: ,Was ist denn das für eine Nervensäge?’“, beschreibt Tino die erste Begegnung.

Doch schnell war beiden klar, dass sie etwas Neues schaffen wollen, zusammen. Der eine wollte endlich mit seinen Songs selbst am Mikro stehen, der andere wollte sich am Synthesizer austoben. Heraus kam ein Sound, den die beiden als „Disco-Punk“ oder „Nu Disco“ bezeichnen. „Wir wollten tanzbare Musik machen, die eine Botschaft hat.“ Tino und Martin haben Wort gehalten und 2018 das erste Album „Götterscheiße“ herausgebracht. Die zehn Songs darauf tanzen sich wie eine Mischung aus Neuer Deutscher Welle, Super Mario, The Human League und Robyn. Damit grasten sie im letzten Jahr Festivals und Clubs ab, spielten sich ins Herz der deutschen und auch ausländischen Konzert-Meute.

Während Martin Wortspiele, Kritik und Gefühle durch deutsche Zeilen zum Leben erweckt, schafft Tino mit Beats und Loops eine kleine Synthie-Pop-Traumwelt, aus der man nur außer Atem wieder auftauchen kann. Hinter Retro-Trainingsanzügen und einer Duettpartnerin, die nur über einen elektronischen Effekt zum Leben erweckt wird, stecken Köpfchen und Herz. In ihren Liedern, die Titel tragen wie „Dann lieber Utopia“, „Fake Fucker“ oder „Lebenskollektiv“, haben die beiden keine Angst vor Themen wie Völkerwanderung, Kapitalismus oder Homophobie. Für ein Pärchen werden sie ohnehin oft gehalten. „Es ist eher so ein Bela-Farin-Ding“, beschreibt Tino die Band-Dynamik. „Wir sind Freunde, wir haben Respekt und Achtung voreinander.“ Das und ein gewisser Hang zur Selbstironie ist es, was die beiden zusammenhält. „Unser Erfolgsgarant ist auch, dass wir den gleichen bescheuerten Humor haben.“ Der brachte den Jungs bei ein, zwei Bier auch den Bandnamen ein.

Im April haben Götterscheiße ihre EP „Das Original“ rausgehauen. Darauf fünf Songs, die erneut zum Loslassen und Hinterfragen anregen. Wenn alles läuft wie geplant, folgen weitere noch Ende dieses Jahres. Bis dahin ist der Plan: Erst mal das neue Studio einrichten und vor allem viel auf der Bühne stehen. „Wir machen uns keinen Druck“, winkt Martin ab. Machen die beiden eh nie. Dann lieber Utopia.

www.goetterscheisse.net