„Wir sind immer noch zwei Typen, die sich für eine Rockband halten“ Leipziger Musiker im Fokus #127: Atlas Bird

Sechs Jahre und einige Singles und EPshat es gedauert, bis Atlas Bird ihr erstes Album veröffentlicht haben: Im Oktober erschien das gleichnamige Album der Leipziger Band, die sich das erste Mal als Duo präsentiert. „Es istein Album, welches zwei Personen als eine Einheit verwirklicht haben“, sagen Axel Kunz (42) und Martin Schröder-Zabel (35) über die Platte, die sie gemeinsam mit dem Hamburger Urgestein Franz Plasa in den H.O.M.E-Studios in der Hanse­stadt produziert haben.

© Marco de Haunt

„Es gibt kein einfaches Patentrezept mehr“

Dass Atlas Bird „nur noch“ zu zweit sind, hört man keinem einzigen der zehn Songs an. Vielmehr transportiert der teils sphärische und gleichzeitig kraftvolle Sound ihrer Musik das Bild einer vielzähligen Rockband. Nach dem Ausscheiden von Bassist Erik im März 2021 entschieden Martin und Axel sich bewusst dazu, keinen Ersatz zu finden. Dieser Schritt hat auch ihre Art des Musizierens und die Aufnahmen des Albums beeinflusst: „Wir haben bei jeder Note genau hingeschaut, um den fehlenden Bass nicht zu ersetzen, sondern neue Sounds dafür zu finden“, erzählt Sänger und Gitarrist Martin. „Es hat uns noch einmal kreativer werden lassen“, bekräftigt auch Axel, der verantwortlich ist für die Drums, Klavier und Synths.

„Es gibt bei uns kein einfaches Patentrezept mehr für einen guten Song.“ Und auch abgesehen vom fehlenden Bass haben sich die beiden Musiker, die sich vor mehr als zehn Jahren in Jena kennenlernten, dieses Mal in „neue Gefilde“ ge­­wagt: Fotos, Videos und Artwork sind hell gehalten, wo in den letzten Jahren eher dunkle Töne bestimmend waren. Passend zu den englischen Texten, die sich weniger mit politischen Themen befassen als vielmehr zwischenweltliche Erfahrungen greifbar machen und Gefühle verbildlichen wollen. Dazu passt auch die selbstironische Selbstbeschreibung des Duos als „alte Emo-Charaktere“.

Warum erst jetzt?

Dass ihr erstes Album erst nach sechs gemeinsamen Jahren als Band erscheint, liegt vor allem daran, dass es bisher vorrangig darum ging, ihre Musik schnell zu veröffentlichen und unter das Publikum zu bringen. „Wir sehen uns definitiv als Band, die auf der Bühne steht, das ist unser Hauptantrieb.“ Doch nicht Corona brachte Axel und Martin dazu, sich für eine Weile gänzlich auf die Produktion zu konzentrieren. Sondern vielmehr der Eindruck, mehr sagen zu wollen, als auf eine EP passt.

„Schon vor der Pandemie war 2020 für uns das Jahr, in dem wir schreiben wollten. Wir wollten mal über den Tellerrand hinausschauen und mehr Raum für progressivere, experimentellere Parts haben. Deshalb musste es jetzt ein ganzes Album sein.“ Mit ebendiesem im Gepäck spielen Atlas Bird noch zwei Shows bevor es im Frühjahr des nächsten Jahres weitergeht, eine davon am 17. Dezember im Noch Besser Leben. Dann auch mit einer Release-Show und metaphorisch als „Vernissage“ geplanten Tour, die von Gastmusiker:innen begleitet werden soll.

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