Seit einem Vierteljahrhundert suchte und sucht das Programm der singuhr unterschiedliche Positionen und Richtungen innerhalb der installativen Klangkunst zu thematisieren. Das Spektrum der ausgestellten Werke reicht von Klangobjekten und kinetischen Skulpturen bis zu reinen klingenden Räumen, von audiovisuellen Konzepten und Inszenierungen bis hin zu bildnerisch gestalteten Räumen. Die konzeptionelle Klammer bildet der Anspruch installative Klangkunst vorzustellen, d.h. Arbeiten, die für spezielle Räume kreiert bzw. adaptiert und dort auch realisiert werden.
In den letzten 25 Jahren hat sich die singuhr immer wieder neu erfunden, neue Orte entdeckt und entwickelt sowie internationale Kooperationen aufgebaut. Wie zuletzt 2020 bei der Klanginstallation „eleven songs“ in der Halle am Berghain scheinen dabei immer wieder die enormen künstlerischen Entwicklungspotentiale auf, die der Arbeit mit konkreten Orten und Klängen innewohnen – zumal, wenn es sich um architektonisch interessante, akustisch vielversprechende, sozial und historisch vieldimensionale oder auch der Öffentlichkeit bislang verborgene Orte handelt. Diese Potentiale weiterzudenken ist das erklärte Ziel der Arbeit von singuhr – projekte.
Ein besonderes Ereignis widmet „sound spaces berlin“ Rolf Julius (1939-2011). In Zusammenarbeit mit der Tochter des Berliner Künstlers, Maija Julius, präsentiert singuhr – projekte ein Re-Enactment seiner Klanginstallation „Musik, weiter entfernt“, die Julius 1999 im Kirchenschiff der Berliner Parochialkirche realisiert hatte. Über diese Installation schrieb er 1999: „An der Parochialkirche fasziniert mich ihre Unfertigkeit und ihre Eindeutigkeit als architektonischer Innenraum. Was man hauptsächlich spürt, ist Leere, Höhe, Entfernung. Ich möchte diesen Raum in seiner akustischen Schönheit zeigen, sie zum Thema machen und musikalisch betonen. Der Raum selber wird als Instrument wirken.“
Einem Künstler der jungen Generation ist die zweite Ausstellung gewidmet. Der aus Peru stammende Julio Lugon schloss 2019 sein Masterstudium Sound Studies an der UdK in Berlin ab. Seine Projekte befassen sich mit Themenfeldern aus der Philosophie ebenso wie mit den Herausforderungen, die aus gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen entstehen. In „elephant meditations“ entwirft Lugon eine dystopisch-fiktive Erzählung. Seine Installation spielt mit der Metapher eines seit langer Zeit verlassenen, aber dennoch selbstständig weiterarbeitenden Forschungslaboratoriums. Die raumgreifende Installation skizziert einen mysteriös anmutenden Ort, der einen merkwürdigen, künstlichen Organismus beherbergt. Julio Lugon hat die Installation seit ihrer ersten Präsentation 2019 in Bonn – und besonders auch angesichts der aktuellen globalen Krisensituation – kontinuierlich weiterentwickelt. Im Rahmen von „sound spaces berlin“ präsentiert er eine neue Version, die auch der Frage nachgehen wird, inwiefern die Stellung des Menschen in einem Universum komplexer und vielfältiger Wesen, die neben ihm existieren, in Zukunft nicht auch zur Disposition stehen könnte.
Rolf Julius (DE): Musik, weiter entfernt – Klanginstallation (Re-Enactment)
Parochialkirche, Klosterstraße, 10179 Berlin-Mitte 28.05.-13.06.2021, Mi bis So 14-20 Uhr
Julio Lugon (PE/DE): elephant meditations – Klang-/ Rauminstallation
Meinblau Projektraum, Christinenstraße 18/19, 10119 Berlin-Prenzlauer Berg 28.05.-13.06.2021, Mi bis So 14-20 Uhr
Eintritt frei
Aktuelle Öffnungszeiten und die geltenden Zugangsbedingungen für die Ausstellungen sowie weitere Informationen: www.singuhr.de