Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im April …
Auletta – Auletta
Wer sich als Musiker aus der pfälzischen Provinz auf den Weg in die Hauptstadt macht, der hat normalerweise ein verlockendes Berühmt-reich-und-sexy-Angebot mit im Gepäck. Im Fall von Auletta jedoch läuft der Business-Hase ganz gerne andersrum. Soll heißen: Einst in Mainz im Schoße eines großen Majors gewachsen, fängt die Band nun im großen Berlin wieder bei null an. Wie das klappen soll? Ganz einfach. Crowdfunding heißt das Zauberwort. Und natürlich bedarf es auch spannender Musik, keine Frage. Die ist auf dem dritten Studioalbum des Quintetts in Hülle und Fülle vorhanden. Inhaltlich in gegensätzlichen Paralleluniversen unterwegs, nehmen Auletta den Indie-Pop-Nerd mit auf eine launische Sound-Reise, die auch nach dem dritten Durchlauf noch Neues offenbart. Wer Lust auf deutschsprachige Erinnerungen an eine einst schnodderige Rock-Pop-Combo namens Mando Diao hat, der kommt hier voll auf seine Kosten.
Jackie Charles – Future Fantasies
Bereits nach den ersten „Future Fantasies“-Minuten wird klar: Das Debütalbum von Kaja Bremes alias Jackie Charles präsentiert sich fernab der radiotauglichen Pop-Norm. Zwar schimmert hin und wieder massenkompatibler Harmonie-Glanz durch. Aber das sind nur pointierte Anbiederungsversuche, in einer ansonsten eher abseits des Mainstreams vor sich hin blubbernden Klang-Traumwelt aus zartem Goth, experimentellem Pop und zerzausten Björk-Reminiszenzen. Mit markanter Stimme und interessanten Background-Vibes spannen Jackie Charles und ihre Band einen Soundfaden zwischen verschiedenen Genres, die sich am Ende, trotz unterschiedlicher Herangehensweisen, bei einer Sache aber dann doch einig sind: Musik ist zum Träumen da!
Flying Pictures – At An Exibition (Soundtrack)
Wenn die Urban-Dance-Gruppe Flying Steps am 5. April im oder am Hamburger Bahnhof auftritt, verschmelzen Kunst, Musik und Tanz-Performance zu einer bild- und tongewaltigen Melange aus intensiven Emotionen. Der zeitgleich veröffentlichte Soundtrack des Spektakels fasst das große Ganze auch für die eigenen vier Wände imposant zusammen. Der auf Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ basierende Crossover aus klassischen Klängen und Sounds aus der zeitgenössischen Hip Hop-Schatulle zeichnet farbenfrohe Bilder von in feinen Smokings durch die Nacht tanzenden Graffity-Künstlern. Hier wird die Tuba zur Bassdrum und die Klarinette zur Snare Drum. Yo! Baby! Yo! im Philharmonie-Konzerthaus? Warum eigentlich nicht?!
Mine – Klebstoff
Mine weiß wie man im seichten Deutschpop-Fahrwasser hörbar Wellen schlägt. Bereits mit ihren ersten beiden Studioalben zeigte die Wahl-Berlinerin mit dem Hang zu experimentellen Sounds, dass deutschsprachige Musik mehr sein kann als bloße Einkaufszentrum-Beschallung. Mit „Klebstoff“ setzt Mine ihren eingeschlagenen Weg nun konsequent fort. Mit dem Berliner Künstlerkollektiv AB Syndrom und „Neo Magazin Royale“-Powerfrau“ Giulia Becker im Schlepptau baut die Sängerin und Multiinstrumentalistin eine langlebige Klang-Brücke zwischen eingängigen Pop-Songs, „bei denen man gleich weiß, worum es geht“ und aufwühlenden Kreuzüber-Perlen, „die etwas von einem wollen, auf die man sich einlassen muss.“ Da sind wir natürlich gerne mit dabei.