Pionierklänge aus der Maschine I Wuseliger Indie-Pop I kratziger Kneipen-Jazz I Eiskalte Emotionen 4 x neue Musik aus Berlin: Pet Shop Boys, Spinning Coin, Babylon Berlin, Niklas Paschburg

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights zum Jahresauftakt im Februar …

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights zum Jahresauftakt im Februar …

Pet Shop Boys – Hotspot

© Phil Fisk
Eigentlich gerade noch ein Januar-Release, aber weil es hier gar so berlinert: Seit ihrem ersten Berlin-Besuch im Jahr 1987, als sie vor dem Reichstag zu den Live-Klängen eines gewissen David Bowie ausgelassen tanzten, pflegen die Pet Shop Boys eine besondere Beziehung zur Spreemetropole. Mittlerweile schreiben die Teilzeit-Berliner Tennant und Lowe den Großteil ihrer Songs in der Hauptstadt – das neue Werk „Hotspot“ wurde gar in den berühmten Hansa Studios aufgenommen. Abermals nehmen uns die Elektro-Pop-Pioniere auf eine Reise mit, an deren Ende eine große, sprechende Discokugel über den Köpfen tanzender Soundjünger hängt und den Pop in Reinform predigt. Mit dem Ende ihrer Stuart Price-Trilogie verabschieden sich die Pet Shop Boys in ein melancholisches Moll-Irgendwo, in dem sich zwischen Freud und Leid, Glück und Unglück auch viel und gerne rhythmisch bewegt werden darf.

Spinning Coin – Hyacinth

© Owen Godbert
Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Permo“ im Jahr 2017 hat sich im Universum der Damen und Herren von Spinning Coin viel verändert. Einst in Glasgow beheimatet, lebt und musiziert die Band mittlerweile in Berlin. Auch personell gab es Veränderungen. Mit ihrem zweiten Album wollen die Indie-Popper nun den nächsten Schritt gehen. Stolpern werden sie dabei sicherlich nicht. Denn auf „Hyacinth“ machen Rachel Taylor, Sean Armstrong und Co so ziemlich alles richtig. Hier trifft die Weite Schottlands auf das quirlige Herz Berlins. Wuselige Vocals mit schnittiger Markanz vereinen sich mit nachhaltigen Harmonien und einer Background-Melange aus Folk, Rock und Pop. Das Ergebnis klingt prächtig und macht Lust auf mehr. Viel mehr. Live zu erleben am 23.03.2020 im Urban Spree. 

Babylon Berlin Soundtrack – Vol. II

© BMG
Flötenspiele am Alexanderplatz und rollende Konsonanten aus dem Untergrund: Mit schillernder Opulenz und viel in Musik gegossener Liebe zum Detail präsentiert sich der zweite Teil des „Babylon Berlin“-Soundtracks wie ein offenes Soundbuch für all jene, die schon immer mal wissen wollten zu welchen Klängen man im Berlin der 1920er-Jahre auf den Tischen tanzte. Als Bewegungs- und Emotionsleiter/in fungiert hier nicht nur Meret Becker („Bis In Den Mondenschein“, „Elsa Mechanik“), sondern auch die Verantwortlichen des The Brian Ferry Orchestra, die mit jazzig angehauchten Einwürfen und Coverversionen von Roxy Music („Avalon“, „Love Is The Drug“) gleich mehrere Klang-Ausrufezeichen setzen.

Niklas Paschburg – Svalbard

Niklas Paschburg bewegt sich musikalisch in der Grauzone zwischen analoger Wärme und digitaler Schärfe. Mit seinem Mix aus Electronica, neoklassischen Ambient-Sounds und retroesken Klavier-Harmonien sorgte der Komponist und Instrumental-Nerd bereits im Februar 2018 („Oceanic“) für viel Aufsehen. Auf seinem zweiten Studioalbum „Svalbard“ setzt der naturverbundene Klangvirtuose seine Reise weiter fort. Diesmal inspiriert vom eisigen Nordpolwinter stellt sich Niklas den nordischen Naturgewalten aus Schnee, Wind und Eis. Bei aller Dynamik bleibt zwischen wuchtigen Rhythmen und eisigen Atmosphären aber auch noch Platz für wärmende Melancholie. Einen intensiveren Soundtrack für die kalte Jahreszeit kann man sich kaum wünschen.