Dancefloor-Ekstase I Ausgereifter Deutschpop I Hip Pop mit Tiefgang I Sphären für die Massen 4 x neue Musik aus Berlin: Seeed, Tim Bendzko, Mister Me, Nils Frahm

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im Oktober …

Seeed – Bam Bam

Das fünfte Studioalbum von Seeed stand lange Zeit auf der Kippe. Nach dem plötzlichen Tod von Sänger Demba Nabé im Mai vergangenen Jahres war nicht klar, ob Peter Fox und Frank Dellé überhaupt je wieder unter dem Seeed-Banner in Erscheinung treten werden. Zur großen Freude ihrer treuen Fan-Gemeinde ziehen Peter Fox und Co aber keinen Schlussstrich, sondern veröffentlichen mit „Bam Bam“ ein tonnenschweres Sound-Paket, dass so ziemlich jede Tanzfläche dieser Welt in einen Hexenkessel verwandelt. Mit dem Support von Deichkind, Trettmann, Nura und Salsa 359 schaffen es Seeed spielend leicht an die energiegeladene Frische ihres mittlerweile schon sieben Jahre alten letzten Studiowerks („Seeed““) anzuknüpfen. Wer hier nicht mittanzt, dem ist nicht mehr zu helfen. Dancehall-meets-Reggae-meets-Pop-meets-Dub-meets-Hip-Hop at it’s best! Seeed melden sich zurück. Und wie!

© Erik Weiss

Tim Bendzko – Filter

Sich in der überzuckerten Deutschpop-Branche frei zu schwimmen und eigenständige Klang-Ausrufezeichen zu setzen, gelingt nur den wenigsten Genre-Vertretern zwischen Kiel und München. Auch ein Tim Bendzko hat in der Vergangenheit das eine oder andere künstlerische Tal durchlaufen müssen. Hier und heute allerdings präsentiert sich der 34-jährige Barde von seiner musikalischen Schokoladenseite. Nach einer Inspirationstour, die ihn nach New York, Kapstadt, Mykonos und ins ferne Australien führte, mimt Tim Bendzko den gereiften Songwriter, der sich und seinem Klangumfeld keine Grenzen mehr setzt. Da spenden nicht nur die beiden Kollaborateure Kool Savas und Milow tosenden Applaus.

© Johannes Bauer / Alexander Schneider

Nils Frahm – All Encores

Auf dem dritten und letzten Teil seiner „Encores“-Veröffentlichungsreihe beschäftigte sich Nils Frahm in erster Linie mit den rhythmischen und elektronischen Aspekten seines Schaffens. Nach den beiden ersten Parts der exzentrischen Sound-Reise durch die Tiefen des frahmschen Klang-Kosmos vereint das dieser Tage erscheinende „All Encores“-Gesamtpaket nun noch einmal alle musikalischen Frahm-Juwelen der jüngeren Vergangenheit zu einem großen, funkelnden Ganzen. Wer es sich nur allzu gerne mit nachhaltiger Neoklassik und sphärischen Synthie-Sounds in den Ohren vor dem heimischen Kamin gemütlich macht, der kommt in diesem Herbst an Frahms Triple-Meisterwerk „All Encores“ nicht vorbei. Auch Live ein Genuss. Zu erleben ab Anfang Oktober in München, Dresden, Düsseldorf und Weimar.

Mister Me – Das Ende vom Hass

© Tamara Eder
„Stell dir vor du wachst auf in einer Stadt ohne Namen“, singt Mister Me im Eröffnungstrack seines neuen Studioalbums „Das Ende vom Hass“. Ja, das wäre echt mal spannend, denkt man sich. Spannend ist auch die Vison einer funktionierenden Gesellschaft, ohne Neid, Missgunst und dunklen Gedanken – findet zumindest Mister Me, der sich mit eben jener Vorstellung und vielen anderen sozialen Baustellen intensiv beschäftigt. Musikalisch baut Micha Meißner, so der bürgerliche Name des Projekt-Verantwortlichen, eine stabile Brücke zwischen deutschsprachigem Singer/Songwriter-Liedgut und tanzbaren Hip Hop-Vibes. Hip Hop, Deutschpop und tiefgründige Texte zum Nachdenken: kann man im Hier und Jetzt definitiv nicht genug von am Start haben. 

Mister Me live: 28. November 2019 – Lido