Lukas Jäger über stehengebliebene Uhren, Audrey Hepburn - und den helfenden Berliner ... „Audrey Hepburn erzählte mir von meinem Leben“ – Dagobert im Interview

Vier lange Jahre wartet die Dagobert-Fan-Gemeinde nun schon auf ein neues Studio-Lebenszeichen ihres Heroen. Dieser Tage ist es endlich soweit. Dagobert, bürgerlich Lukas Jäger, ist zurück.

© Max Zerrahn

Vier lange Jahre wartet die Dagobert-Fan-Gemeinde nun schon auf ein neues Studio-Lebenszeichen ihres Heroen. Dieser Tage ist es endlich soweit. Dagobert, bürgerlich Lukas Jäger, ist zurück. Und mit im Gepäck hat er sein neues Album „Welt ohne Zeit“. Wir trafen den gebürtigen Schweizer mit Wohnsitz in Berlin zum Interview und sprachen über stehengebliebene Uhren, Audrey Hepburn und den helfenden Berliner …

Dagobert, dein neues Album trägt den Titel „Welt ohne Zeit“. Gibt es Momente in deinem Leben, in denen du die Zeit gerne angehalten hättest?

Diese Momente gibt es immer wieder. Ich lasse dann die ganzen Umstände um mich herum verschwinden und begebe mich in eine Art Meditation. Würde ich das nicht machen, wäre ich ein unglücklicher Mensch.

Stellt dich das Leben als permanent agiler Berufsmusiker dann nicht vor ziemlich große Herausforderungen?

Ich bin da total tiefenentspannt. Sicher, ich könnte bestimmt noch viel mehr machen, mich irgendwelchen Kommunikationstrends anpassen und überall und immer am Start sein. Aber so ticke ich nicht.

Ist diese angesprochene „Tiefenentspanntheit“ auch der Hauptgrund dafür, dass wir erst heute – vier Jahre nach „Afrika“ – über ein neues Dagobert-Album sprechen?

Nein, das hatte eher organisatorische Gründe. Nach dem letzten Album habe ich mein Management und auch das Label gewechselt. Hinzu kam, dass ich mit einem neuen Produzenten gearbeitet habe. Vor allem Letzteres war sehr zeitintensiv. Ich bin aber sehr glücklich mit meinem neuen Umfeld. Diese ganze Umorientierung hat sich definitiv gelohnt. Wir haben nicht nur das neue Album fertiggestellt, sondern konnten auch bereits viele Ideen für das nächste Album ausarbeiten.

Auf deinem neuen Album beschäftigst du dich mit zehn unterschiedlichen Erfahrungen zum Thema Liebe. Ist dir das Schreiben eines Songs besonders schwer gefallen?

Die Songs bedeuten mir alle sehr viel. Aber es gibt in der Tat einen Song, der mir besonders am Herzen liegt. Der Song heißt „Der Geist“.

Was ist so besonders an „Der Geist“?

Der Song beschäftigt sich mit einer Erscheinung, die ich im Jahr 2004 hatte.

Wer oder was ist dir damals denn erschienen?

Audrey Hepburn. 

Audrey Hepburn?

Ja, Audrey Hepburn. Ich war selbst total überrascht. Ich war jetzt nie ein großer Fan von ihr. Aber so war es. Audrey Hepburn erzählte mir von meinem Leben. Das war ein sehr prägendes Erlebnis für mich. Ich habe lange Zeit versucht, das zu verarbeiten. Mit dem Song „Der Geist“ habe ich es jetzt endlich geschafft.

Bei den anderen Songs hat man auch das Gefühl, als lägen die Erlebnisse schon länger zurück. Ist dem so?

Ja, das stimmt. Ich bin nicht der Typ, der sich direkt nach einem prägenden Ereignis hinsetzt und darüber schreibt. Das kann ich nicht. Ich brauche immer etwas Abstand. Irgendwann bin ich dann bereit. Dann schreibe ich meine Gedanken und Gefühle auf und schließe das Kapitel.

Hast du den Frauen, die in deinen neuen Songs eine tragende Rolle spielen, die Songs schon vorgespielt?

Nicht allen. Zu manchen habe ich auch gar keinen Kontakt mehr. Tendenziell kommt so etwas aber gut an. Die meisten Frauen, denen ich was vorgespielt habe, fühlten sich geschmeichelt.

Du hast mal in einem Interview gesagt, dass du irgendwann gerne mal einen Nummer-eins-Hit in den USA landen würdest. Hat ein Song deines neuen Albums bereits das Zeug dazu?

Ich weiß nicht. Das neue Album ist schon sehr lyrisch und sehr deutsch. Ich denke, dass der Nummer-eins-Hit erst noch geschrieben werden muss. Aber ich bin da guter Dinge. Ich möchte irgendwann mit meiner Musik um die Welt ziehen. Spontan würde ich jetzt sagen: Der Nummer-eins-Hit kommt im Jahr 2031.

Lebst du dann noch in Berlin oder wieder in der Schweiz?

Das wird sich zeigen. (lacht) Ich lebe gerne in Berlin. Aber ich werde sicherlich irgendwann nochmal meine Sachen packen und mich woanders niederlassen. Die Berge kenne ich ja auch schon. Ich denke, es wird mich irgendwann ans Meer verschlagen.

Was macht denn Berlin für dich im Hier und Jetzt besonders lebenswert?

Die Menschen. Man findet in Berlin immer Menschen, die einem helfen. Egal, woher man kommt und wer man ist: Man wird immer unterstützt. Das war in meinem Fall schon am ersten Tag so. Ich habe hier sofort eine Wohnung gefunden. Und es waren sofort Leute um mich rum, die mir in allen Lebenslagen behilflich waren. In Berlin ist auch jedes Talent vorhanden. Egal, was man braucht: Irgendwo gibt es einen Berliner, der einem weiterhelfen kann. Das ist schon ziemlich cool.

Hat sich dir die Stadt auch schon mal von einer nicht so schönen Seite präsentiert?

Was mir als gebürtiger Schweizer ein bisschen fehlt, ist die Natur. Aber das ist nicht so schlimm. Berlin ist halt eine Stadt. Und es gibt ja auch grüne Ecken. Man kann einer Stadt ja nicht vorwerfen, dass sie eine Stadt ist. Das passt schon alles.