Nicholas Müller ist Musiker, Person des öffentlichen Lebens und einer von ungefähr zehn Millionen Menschen, die an einer Angststörung leiden. In seinem Debütroman „Ich bin mal eben wieder tot“ berichtet er von der Zeit, in der ihn die Angst fest im Griff hatte und wie es ihm gelang, den Spieß umzudrehen.
Auf das Leben
In seinem Buch „Ich bin mal eben wieder tot“ schaut Nicholas Müller zurück und gibt Einblicke in sein Leben mit der Angst, in die guten und weniger guten Jahre davor und seine Gegenwart. Auch über eine unausweichliche Zukunft macht er sich so seine Gedanken. Seine Geschichte liest sich fesselnd und so leicht hintereinander weg, dass es sich nicht einmal wie lesen anfühlt. Als hätte Müller anstelle von Forrest Gump auf der Bank platzgenommen, der Leser neben ihm. Gemeinsam warten wir auf den Bus und um die Zeit totzuschlagen, erzählt Müller. Auf rund 260 Seiten betreiben wir eine Art autobiografisches Hopping, ohne dabei je zu viel Abstand zum Thema Angst zu nehmen. Weniger linear, sondern vielmehr durch die Beschreibung einzelner Etappen und Episoden erschließt sich so ein Großteil von Müllers Leben. Schonungslos und gewohnt wortgewandt beschreibt er, wie Oma und Mutter dem Krebs erliegen, wie er seine erste Panikattacke auf der Trauerfeier seiner Mutter durchlebt, wie ihn die Panik von da an immer wieder heimsucht, die Diagnose, die Betäubung mit Medikamenten, das „Ich krieg das schon hin“ und das Einsehen, dass es so eben nichts wird. Bis hin zur Therapie, der Geburt seiner Tochter, der Gründung der neuen Band, Trennung und dem Finden neuer Liebe. Und überall dazwischen und immer mittendrin: die Angst. „Ich schreibe all diese Wörter, damit das irgendwann endet“, schreibt er. Lediglich die Ursache für seine Angststörung lässt Müller außen vor und das ist auch gut so, seine Geschichte ist ausführlich und tiefgehend genug. Schlicht, pointiert, eindrucksvoll und erstaunlich nachvollziehbar beschreibt Müller, was in jenen unvorhergesehen Momenten, in denen ihn die Panik fest im Griff hat, in ihm vorgeht – Gefühle, Gedanken, Wahrnehmung und wie er wiederholt tausende Tode stirbt. Wirklich beeindruckend ist, dass „Ich bin mal eben wieder tot“ in Summe und trotz all der schwierigen und traurigen Episoden, Optimismus ausstrahlt. Müller ist es gelungen, sich an ihm festzuhalten und dieses Gefühl auch auf den Leser zu übertragen. „Die Straße ist nicht immer eben, und grad‘ deswegen: Auf das Leben!“ – noch so ein Jupiter Jones Song aus der Feder von Nicholas Müller.