Auch abseits von Kurfürstendamm und Kantstraße hat Charlottenburg Spannendes zu bieten. Zum Beispiel den Klausenerplatz-Kiez, dessen Bewohner sich in der Vergangenheit erfolgreich gegen die Kahlschlagsanierung zur Wehr setzten.
Klischees und Gegensätze
Wenngleich auch hier langsam die Gentrifizierung Einzug hält, so findet man doch, was aktuell vielerorts rasant verloren geht: Altberliner Charme. Bereits in den Achtzigerjahren kristallisierte sich insbesondere der Klausenerplatz-Kiez als Schutzraum für das alte Berlin heraus. Dabei sollte das Viertel damals eigentlich durch weitreichende Sanierungspläne völlig umgekrempelt werden.
Kahlschlagsanierung in den Siebzigerjahren
Die „Instandbesetzer“ forderten eine Erneuerung der alten Bausubstanzen, denn es ging nicht nur um altes Gemäuer, sondern auch um gewachsene soziale Strukturen, um Nachbarschaften und persönliche Beziehungen der Bewohner. Gerade für Geringverdiener und alte Menschen waren diese Zwischenmenschlichkeiten äußerst wichtig. Dass die mit dem Abriss einhergehenden Umsiedlungen auch den Wegbruch dieser elementaren Netzwerke bedeuteten, war dem verantwortlichen Senat relativ gleichgültig.
Widerstand im Klausenerplatz-Kiez
Nachdem zu Beginn der 1960er das Viertel zum Sanierungsgebiet erklärt worden war, wurden die Abrisspläne zum Ende des Jahrzehntes hin immer konkreter und dann auch schrittweise umgesetzt. Die enge Altbaustruktur mit mehreren Hinterhöfen sollte vor allem durch Abrisse im Blockinnenbereich und den Bau von Neubauriegeln aufgelockert werden. Doch die Pläne scheiterten: Verschiedene Gruppen – Studierende, die der günstige Wohnraum angezogen hatte, Alteingesessene und Hausbesetzer – schlossen sich zusammen und erkämpften für das Gebiet schließlich die endgültige Aufgabe der Sprengungen. Unter der Leitung des sozial orientierten Architekten Hardt-Waltherr Hämer (geb. 1922, gest. 2012) konnte um den Klausenerplatz herum eine fast idealtypische, behutsame Stadterneuerung realisiert werden.
Den Anwohnern wurde dabei Gehör geschenkt und man griff nur dort ein, wo tatsächlich Schaden bestand. So konnte über Jahrzehnte hinweg eine gut vernetzte Gemeinschaft weiterwachsen, die diverse Nachbarschaftsnitiativen hervorgebracht hat. Die Rebellion hat Früchte getragen – mitten in Charlottenburg.