Ein Gespräch über originelle Konzept-Ideen, die Magie alter Helden und das große Geld „Die Comic-Branche ist sehr entspannt“ – Mawil im Interview

Seit Anfang Mai steht die Welt des Prärie-Cowboys mit der Knollennase allerdings Kopf. Der Grund: Der Berliner Comic-Autor Mawil hat Lucky Luke für sein Hommage-Schaffen „Lucky Luke sattelt um“ einen Drahtesel zur Seite gestellt, mit dem der Cowboy für seine neueste Abenteuer-Tour quer durch Amerika radelt.

© Lucky Comics, 2019. All Rights Reserved – by Mawil
Ein Pferd namens Jolly Jumper, ein chromfarbener Colt und Catch-me-if-you-can-Freunde, die auf die Namen Joe, William, Jack und Averell hören: Die belgische Comic-Ikone Lucky Luke tobt sich normalerweise – wie viele andere gezeichnete Helden auch – in einem klar strukturierten Umfeld aus. Seit Anfang Mai steht die Welt des Prärie-Cowboys mit der Knollennase allerdings Kopf. Der Grund: Der Berliner Comic-Autor Mawil hat Lucky Luke für sein Hommage-Schaffen „Lucky Luke sattelt um“ einen Drahtesel zur Seite gestellt, mit dem der Cowboy für seine neueste Abenteuer-Tour quer durch Amerika radelt. Wir trafen uns mit Mawil zum Interview und plauderten über originelle Konzept-Ideen, die Magie alter Helden und das große Geld.

Mawil, du bist hierzulande längst kein Unbekannter mehr, wenn es um hintergründige Comic-Kunst geht. Das Kreieren einer Lucky Luke-Hommage ist dann aber doch nochmal eine andere Hausnummer. Wie kamst du zu dem Auftrag?

Zuerst hat mich ein Verlagsmitarbeiter gefragt, ob ich mir das vorstellen könne. Das hat mich schon etwas verwundert. Normalerweise beschäftige ich mich in meinen Geschichten ja eher mit Losertypen. Ein Lucky Luke gehört da sicher nicht dazu. Aber es hat mich total gereizt. Und derartige Anfragen flattern ja auch nicht jeden Tag ins Haus. Ich hab dann einfach zugesagt, ein Konzept fertiggestellt und abgewartet, was der Lizenzverwalter in Paris von meiner Idee hält. Die fanden das fertige Storyboard ziemlich gut. Naja, und dann hab ich einfach losgelegt.

Die Idee mit dem Fahrrad wurde einfach so durchgewunken?

Ach, die fanden das schon ganz cool, glaube ich. Ich hätte auch irgendwas anderes machen können. Aber die Idee mit dem Fahrrad war am Ende dann doch irgendwie die originellste. Ich hatte zwischendurch auch überlegt eine Auswanderungsgeschichte mit einzubinden, weil es thematisch ganz gut in die aktuelle Zeit gepasst hätte. Aber das war mir dann doch zu ernst und zu schwer. So ein Wild-West-Roadmovie-Trip mit Fahrrad statt Pferd passte am Ende irgendwie besser.

Hast du jetzt so richtig Blut geleckt? Sprich: Kommst du demnächst mit noch einer Hommage um die Ecke?

Ich weiß nicht. Eigentlich bin ich nicht so der Hommage-Typ. Vielleicht mach ich erstmal wieder zwei oder drei eigene Sachen. 

Schon konkrete Ideen?

Naja, mir schweben da momentan ein paar Kinderthemen vor. Aber noch nichts spruchreifes.

Ich hab früher so mit zehn angefangen, Comics zu lesen. Wann genau ging das bei dir so los?

Ich hab mein erstes Comic gelesen, da war ich acht. 

Und das war dann Liebe auf den ersten Blick?

Auf jeden Fall. Mich haben vor allem die ganzen franco-belgischen Comics fasziniert. Asterix habe ich verschlungen. Aber auch andere Comics. Irgendwann hab ich dann selbst mit dem Zeichnen von eigenen Geschichten angefangen. So kam dann eins zum anderen. 

Ich hab irgendwann auch angefangen, Asterix nachzumalen. Das hörte aber irgendwann auch wieder auf. Du bist nicht mehr davon losgekommen?

Naja, Comiczeichner war jetzt nicht mein Berufswunsch. Ich hab zwar durchgehend gezeichnet, und mir daheim und in der Schule regelmäßig Applaus für mein Tun abgeholt. Aber so richtig mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass das vielleicht auch mal größer werden könnte, habe ich mich erst viel später als ich in der Kunsthochschule war. Da hatte ich dann auch Professoren, die mich unterstützt haben. Das war dann irgendwie ein Prozess, der stetig weiter ging. 

Du bist ja gebürtiger Berliner. Ist Berlin ein gutes Pflaster für Comiczeichner?

Man muss jetzt nicht unbedingt in Berlin leben, wenn man Comiczeichner werden will. Wenn man gut ist, ist es heutzutage eigentlich egal, woher man kommt. Was an Berlin aber cool ist, ist die Tatsache, dass man hier natürlich unheimlich viele Leute kennenlernen kann, die ähnlich ticken wie man selbst. Das ist auf dem Land wahrscheinlich etwas schwieriger. Und in großen Städten wie Berlin gibt es auch regelmäßige Comic-Stammtische. Das ist natürlich auch eine tolle Sache, gerade für Leute, die noch nicht so lange dabei sind. 

Wie ist es generell um die Community bestellt? Ist der Comic-Zeichner-Markt ein wachsender?

Es gibt viele Leute, die gestalten, illustrieren und zeichnen. Was allerdings ein bisschen fehlt, sind Leute, die richtige Geschichten mit reinnehmen. Aber grundsätzlich würde ich schon behaupten, dass es der Branche in puncto Nachwuchs ganz gut geht. Was halt auch auffällt ist, dass sich immer mehr Mädchen und Frauen mit dem Comic-Zeichnen beschäftigen. Das war früher anders. Find ich ne tolle Entwicklung.

Wird man als Comiczeichner eigentlich reich?

Die ganz großen Zeichner verdienen natürlich gutes Geld. Die breite Masse hingegen kommt sicherlich klar, aber viel mehr auch nicht. Das ist aber bei mir beispielsweise auch gar nicht der Antrieb. Klar, Erfolg ist ne tolle Sache. Aber ich meine, schau dir nur das Film-Business an. Da herrschen doch nur Neid und Missgunst. Überall gibt es Kleinkriege. Da ist die Comic-Branche viel entspannter.

Die Lucky Luke-Hommage „Lucky Luke sattelt um“ von Mawil ist ab 2. Mai als Hardcover in der Egmont Comic Collection und als Softcover bei Egmont Ehapa Media im Handel erhältlich.