Fußball in Berlin Hertha BSC und Union Berlin: Zwei Flaggschiffe auf unterschiedlichen Kursen

Freud und Leid liegen im Fußball bekanntlich nah beieinander. Auch in Berlin weiß man dieser Tage mal wieder ein Lied davon zu singen.

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Die beiden Berliner Fußballaushängeschilder Hertha BSC und Union Berlin dribbeln in verschiedene Richtungen. Während man sich im Hertha-Umfeld bereits in Europe-League-Traumwelten versetzt, wehrt man sich bei Union mit Händen und Füßen gegen den Absturz in die Zweitliga-Niederungen. Nur eine Momentaufnahme?
 

Im südöstlichen Teil der Hauptstadt, im Union-Revier, wo die Farbkombination Rot-Weiß zur Standardausrüstung zählt, wird nach acht gespielten Zweitligapartien und einem desaströsen Ausscheiden in der ersten DFB-Pokal-Runde Trübsal geblasen. 

Weiter  nördlich, rund um Charlottenburg, wo Herthas „HaHoHe“-Schlachtruf erschallt, herrscht dank Hertha eitel Sonnenschein. Zu Beginn der Saison war die Stimmungslage noch eine andere. So waren sich beispielsweise Experten und Fans gleichermaßen einig, dass sich Union ohne große Umwege aus dem Niemandsland der zweiten Liga verabschieden würde. Man wolle mittelfristig zu den 20 stärksten Vereinen der Republik zählen, sagte Präsident Dirk Zingler noch im Mai 2015. Die Realität sieht jedoch anders aus. Zwei Siege, zwei Unentschieden und vier Niederlagen bedeuten Platz 13. Auch unter Neu-Trainer Sascha Lewandowski scheint die Mannschaft in den entscheidenden Spielphasen immer noch blockiert zu sein. Die Aufbruchsstimmung ist längst verpufft. Die mentalen und körperlichen Akkus sind leer. Da kam die zweiwöchige Länderspielpause gerade rechtzeitig.  

Bei Hertha stapelte man zu Beginn der Saison eher tief

Bei Hertha, dem anderen Fußball-Flaggschiff der Stadt, stapelte man zu Beginn der Saison eher tief. Wahrscheinlich hätten die Hertha-Jungs am liebsten auf die spielfreie Zeit verzichtet. Denn die Hertha braust momentan völlig unerwartet auf der Überholspur durch die erste Liga. Und das trotz großer Verletzungssorgen und eines Trainers, den viele Fachleute noch vor wenigen Monaten ganz oben auf der Liste der Chefcoach-Wackelkandidaten führten. Doch Pal Dardai hat der alten Dame neues Leben eingehaucht. Nach vier Siegen aus acht Spielen träumt die Hertha-Ostkurve sogar schon wieder vom internationalen Geschäft. 

Aber, ruhig Blut, liebe Leute! Immer schön auf dem Teppich bleiben. Auch wenn die Mannen um Top-Knipser Vedad Ibisevic derzeit alles andere als unverdient Höhenluft schnuppern – Phrase hin, Phrase her: Abgerechnet wird zum Schluss. Nur eines scheint in Berlin bereits jetzt schon festzustehen: Der Wunschtraum von einem zeitnahen Stadtderby unter Wettkampfbedingungen wird sich wohl nicht erfüllen. Bei einem Rückstand von elf Punkten auf einen direkten Aufstiegsplatz (Union) und einem ebenso großen Puffer in Richtung Abstiegsränge (Hertha) klafft die Schere der Zusammenkunft ein bisschen zu weit auseinander. Obwohl… 

Wer hätte im Sommer darauf gewettet, dass ein Lucien Favre den Herbst daheim auf der Couch verbringt? Oder wer wundert sich nicht, dass im Volksparkstadion immer noch die Bundesliga-Uhr tickt? Auch mit der glorreichen Auferstehung eines Torsten Legat konnte nicht unbedingt gerechnet werden. Ergo: Alles ist möglich. Im Fußball auf jeden Fall. Und in Berlin  sowieso.