"Es ist nicht so, dass ich nur traurige Musik mache" Joel Brandenstein über seine Schwächen und seine Beziehung zur Musik

Wir haben mit Singer-Songwriter Joel Brandenstein über seine Schwächen und darüber, was Musik in ihm auslöst, gesprochen.

Wir haben mit Singer-Songwriter Joel Brandenstein gesprochen, der durch seine emotionalen Songs auf YouTube bekannt wurde. Welche Schwächen er hat und was Musik in ihm auslöst, verrät er uns im Interview.

Du bist als YouTube-Star bekannt geworden, deine Coversongs sind sehr erfolgreich und werden von vielen Leuten geklickt. Hast du schon immer Musik gemacht?

Ich hatte mit sieben Jahren Klavierunterricht und habe das dann irgendwann an den Nagel gehängt, weil für mich damals der Sport interessanter war. Irgendwann habe ich das Klavier wieder aus dem Keller geholt und angefangen, meine ersten Songs zu schreiben. Erst habe ich mich nicht getraut, meine eigenen Lieder zu veröffentlichen und machte erst einmal Coversongs, bis dann irgendwann die Resonanz so positiv war, dass ich das erste selbstgeschriebene Lied online gestellt habe. Das war auch mein größter Erfolg. Da wurde mir klar, dass ich mein Album fertig schreiben musste. Dieses Jahr ist es rausgekommen. Darüber bin ich sehr glücklich. 

© MarvinStroeter_wevame
 

Deine erste Single „Diese Liebe“,war sehr erfolgreich und kam in den ersten Tagen auf Platz 5 der iTunes-Charts in Deutschland – ohne Plattenvertrag, nur mit Eigeninitiative. Hättest du damit gerechnet, dass sie so abgeht?

Als die Meldung kam, dass ich der höchste Neueinsteiger mit der Single in Deutschland war, konnte ich es gar nicht glauben. Ich dachte immer, dass man dafür eine Plattenfirma braucht oder einen Radiosender, der das spielt. Das war unglaublich und für mich auch das Zeichen, dass ich unbedingt damit weitermachen muss, meine eigenen Songs zu schreiben und dass ich mein Album veröffentlichen muss. 

Es hat einige Zeit gedauert, bis dein erstes eigenes Album „Emotionen“ fertig war. Woran lag das?

Das erste Album ist eben immer das erste Album, das will man perfekt machen. Ich habe lange Zeit damit verbracht, aus allen Songs, die ich geschrieben habe, die richtigen auszusuchen. Das war ein langer Prozess, bis ich zufrieden war und gesagt habe: So, das ist es. Jetzt bin ich natürlich stolz. Dass es direkt auf Platz eins geht, hätte ich nie gedacht. Damit sind einige Träume dieses Jahr wahr geworden.   

Wie würdest du deine Musik charakterisieren?

Ich liebe emotionale Musik, deshalb heißt das Album auch „Emotionen“. Ich schreibe und höre sehr gerne Balladen. Das ist wohl das, wofür mein Herz als Musiker immer schlagen wird. Ich habe auch ein paar schnellere Nummern auf dem Album, es ist nicht so, dass ich nur traurige Musik mache. Aber Balladen sind das, was mir besondere Freude bereitet. 

Gab es da einiges zu verarbeiten, dass du das Thema gewählt hast? Singst du von eigenen Erfahrungen?

Mir ist wichtig, dass jeder Song, den ich schreibe, etwas mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Ich beschäftige mich mit Gefühlen und Ereignissen, die ich selber durchlebt habe, das ist dann auch authentisch und man singt es aus vollem Herzen. Deshalb ist es mir so wichtig, dass es in den Songs, die ich schreibe, um mein Leben geht.

Und würdest du sagen, du bist auch privat eher der gefühlvolle Typ?

Privat bin ich ziemlich introvertiert und rede nicht so häufig über meine Gefühle. Aber sobald ich am Klavier sitze, Musik mache und singe, bin ich in meiner eigenen Welt und dann fällt es mir nicht schwer, mein Herz komplett auszuschütten. Das ist für mich ein schöner Ausgleich, weil ich privat eher der Mensch bin, der viel mit sich selbst ausmacht. Die Musik ist ein schönes Mittel für mich, Dinge zu verarbeiten, die in mir herumschwirren.  

Wer komponiert die Melodien? 

Ich setze mich meistens ans Klavier und spiele so lange, bis ich eine Melodie finde, die mich inspiriert. Dann habe ich meistens auch schon ein Thema, worüber ich schreiben möchte und im besten Fall habe ich am Ende des Tages ein komplettes Lied. Manchmal dauert es auch wochenlang, bis der Song fertig ist. Das ist immer ein Prozess, umso glücklicher ist man, wenn der Song fertig geschrieben ist und man ihn das erste Mal hört.

In einem deiner Songs geht es um eine Zeitmaschine, die du dir wünschst. Was würdest du dann tun?

Der Song beschäftigt sich mit der Option, die Zeit zurückdrehen zu können, um vielleicht manche Dinge rückgängig zu machen, die man bereut. Ich glaube daran, dass das was uns passiert, auch die vermeintlich negativen Dinge, andere Möglichkeiten hervorbringen können. Ich denke, dass man aus allen Dingen, die im Leben passieren, lernt. Deshalb ist es wichtig, dass man sie erfährt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich, wenn ich es könnte, die Zeitmaschine nutzen würde. Man kann die Vergangenheit auch Vergangenheit sein lassen und aus den Dingen lernen, die vielleicht nicht so gut gelaufen sind, wie man es sich gewünscht hätte.

In deinem Song „Fehlerfrei“ singst du davon, dass du auch Schwächen hast. Verrätst du uns ein paar?  

Ich bin sehr ungeduldig, gerade beim Autofahren kann es schon sein, dass ich mich lautstark aufrege (lacht). Ich bin außerdem sehr unordentlich, das ist auch etwas, was mich teilweise sehr aus der Bahn wirft. Manchmal muss ich mir einen Tag freinehmen, um mein Büro aufzuräumen. Aber daran kann man ja arbeiten (lacht).

Im Juni warst du bei „Xaviers Wunschkonzert“. Was war das für eine Erfahrung für dich?

Eine sehr schöne Erfahrung! Es war eine Live-Show, was bedeutet, dass man nichts rückgängig machen kann. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass ich das Ganze gemeistert habe und dass Xavier und ich uns nach der Show noch etwas kennenlernen konnten. Wir haben viel über Musik geredet und es war eine schöne Erfahrung. Einer seiner ersten Hits, „Nicht von dieser Welt“, war auch einer der ersten deutschen Songs, die mich, als ich noch jung war (lacht), inspiriert haben und die ich damals im Auto schon mitgesungen habe. Und Xavier dann tatsächlich mal zu treffen und mit ihm zu reden, war ein tolles Erlebnis. 

Und würdest du nochmal ins Fernsehen gehen oder ist es nicht so deine Bühne?

Wenn es eine Show ist, die ein Konzept hat, das mir gefällt, dann jederzeit wieder. Ich stelle mich gerne Herausforderungen und bin auch ein ehrgeiziger Mensch. Man lernt durch solche Dinge viel dazu und als Künstler und Sänger will ich mich immer weiterentwickeln.

Du bist bald auf deiner Herbsttour auch in Dresden, Berlin und Leipzig unterwegs. Verbindest du etwas mit diesen Städten?

Ich bin insgesamt in 20 verschiedenen Städten unterwegs, in manchen bin ich noch nie gewesen. Ich hoffe, dass mich das Publikum positiv empfangen wird und wir gemeinsam ein schönes Konzert erleben. Ich freue mich auf jede Stadt gleichermaßen und hoffe, dass wir schöne Stunden haben werden und das Publikum zufrieden mit dem ist, was ich da abliefere (lacht). 

Und wirst du von Musikern begleitet oder sitzt du allein am Klavier?

Ich habe mir eine Band zusammengestellt, insgesamt sind wir sechs Leute auf der Bühne. Ich habe auf meinem Album viele Streicher und mir war es wichtig, dass ich das auch live umsetze. Es war auch für mich ungewohnt, mit so vielen Musikern zusammenzuspielen, aber das ist sehr schön und ich möchte es auch nicht mehr missen. 

Was erwartet uns denn auf dem Konzert?

Es wird ein zweistündiges Programm sein, bei dem ich 100 % gebe. Ich werde Songs aus dem Album, aber auch ältere Songs spielen, die man von YouTube kennt. Es wird ein richtig abwechslungsreiches Programm, denn es wird Songs geben, bei denen ich mich alleine am Klavier begleite und andere mit der ganzen Band. Wir schauen, dass es ein dynamisches Programm ist, das nicht langweilig wird. Ich hoffe, dass jeder, der kommt, zufrieden sein wird und bestenfalls auch noch einmal zu einem Konzert wiederkommt. 

 LIVE:  Joel Brandenstein könnt ihr am 26. September 2017 im Alten Schlachthof Dresden, am 27. September 2017 im Haus Auensee und am 28. September 2017 im Admiralspalast Berlin erleben.