Unsere Empfehlung für beste Konzertmomente Konzerttipps für Januar 2016

Schnörkellos verzerrte Gitarren (Hinds), die einzig wahren Erfinder der E-Musik (Fraktus) und eine der spannendsten Figuren des US-Hip-Hop (Angel Haze)

© Aaron Serrano
Das nächste große Ding, das letzte Kapitel der Musikgeschichte und ein Neuanfang erwarten euch auf den Konzertbühnen im Januar! 

Hinds: „Leave Me Alone“,15.1.2015 Lido 

Glanz und Glorie der Weihnachtszeit sind vorbei und nun geht’s volle Fahrt gen Winterblues? Nicht mit Hinds. Die vier spanischen Mädels zaubern mit ihren Lo-Fi-Perlen ein entspanntes Lächeln ins Gesicht, wie es sonst nur ein sonniger Julimorgen nach einer durchfeierten Nacht vermag. Ende 2015 mit dem Cover des DIY-Magazins geehrt, werden Hinds schon seit dem Sommer durch die renommierte Musikpresse von Billboard bis NME gereicht und als das nächste große Ding gepriesen – und das, obwohl die DebütLP „Leave Me Alone“ erst am 8. Januar erscheint. Ihr ungeschliffener Sound ordnet sich zwischen GarageActs à la Ty Segall, Twin Peaks und Black Lips ein und suggeriert dank mehrstimmiger Gesänge und schnörkellos verzerrter Gitarrenklänge einfach gute Laune, immer mit der rechten Menge Verträumtheit in Stücken wie „Solar Gap“ oder der Single „Bamboo“ gewürzt. Wer sich gerne rühmt, Bands schon gesehen zu haben, bevor sie jeder kannte, erhält hier eine seltene Gelegenheit.
Text: Josephien Albrecht 

© Kerstin Behrendt
Fraktus: „Welcome To The Internet“, 20.1.2015 im Astra Kulturhaus 

Mit einem Donnerschlag katapultieren uns Fraktus in die Zukunft und dürften mit „Welcome To The Internet“ endlich dem dreisten Gerede Einhalt gebieten, es handele sich bei den einzig wahren Wegbereitern des Techno nur um ein frei erfundenes Alter Ego des Studio-Braun-Trios, bestehend aus Heinz Strunk, Jacques Palminger und Rocko Schamoni. 2012 feierte die Gruppe mit der Mockumentary „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ samt der LP „Millennium Edition“ ihr großes Comeback – 25 Jahre, nachdem sie für Musikinstitutionen wie Kraftwerk oder Scooter den Techno, ja, jegliche elektronische Musik überhaupt erst erfunden hatte. Auf dem neuen Album liefern die Herren nicht nur elf klangliche Diamanten, die es locker mit der Hitsingle „Affe sucht Liebe“ aufnehmen , sondern erneut literarische Ergüsse der Superlative – erstmals dank Dickie Stardust auch auf Englisch, der dieser Sprache wie ein Native Speaker mächtig ist. Am 20. Januar wird’s deshalb „sisseling hot“ (sic!) in Berlin – nicht verpassen!
Text: Josephien Albrecht 

© Universal
Angel HazeBack To The Woods“, am 28.01.2016 im PBHFCLUB 

Angel Haze zählt zu den Menschen, die man nie so schnell abschreiben sollte. Nachdem sich der Launch ihres Debütalbums „Dirty Gold“ 2013 zu einem Fiasko entwickelte und sie es daraufhin eigenhändig leakte, agiert die Rapperin endlich wieder frei und (Label-)unabhängig. Im September veröffentlichte sie das in Eigenregie aufgenommene Mixtape „Back To The Woods“ und bietet darauf erneut tiefe Einblicke in die Seele einer der spannendsten Figuren des US-Hip-Hop, deren packende Geschichte nicht nur dunkle Kapitel wie Missbrauch und religiösen Fanatismus, sondern auch eine befreiende Bekenntnis zu einer queeren Gender(nicht)identität enthält. Ihren Seelenstriptease in Reimform bringt die 23-Jährige Anfang des Jahres mit auf eine internationale Headliner-Tour, die sie im Januar auch nach Deutschland führt. Der Clou: Für ihre Konzerte ließ Haze nach lokalen Opening Acts aus jeder Stadt suchen. Wer für Berlin das Rennen gemacht hat, davon überzeugt man sich am besten persönlich im Postbahnhof am Ostbahnhof.
Text: Julian Riedel