Das Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin veranstaltet vom 10. November bis 1. Dezember 2022 eine vierteilige Konzertreihe der iranischen Musikerin, Komponistin und Tar-Meisterin Elshan Ghasimi. An drei Auftritten im Bode-Museums sowie einem Konzert im Musikinstrumenten-Museum bringt Ghasimi ihre Neuinterpretation des Radīf zu Uraufführung. Damit ist Ghasimi die erste Frau, die sich der Erneuerung dieser jahrhundertealten, bis in die Zeit der achämenidischen Großkönige zurückreichenden Tradition widmet.
Immaterielles Kulturerbe der Menschheit der UNESCO
Der Radīf ist ein mindestens 1.400 Jahre altes System der klassischen persischen Kunstmusik. Als Melodienrepertoire ist er in insgesamt zwölf Module und melodische Einheiten aufgeteilt – den sogenannten Dastgahs und Gushehs. Seit 2009 zählt der Radīf zum „immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ der UNESCO.
Mit Elshan Ghasimi widmet sich nun erstmals eine Frau der Neuinterpretation dieses klassischen Melodienspektrums. Ebenso geht es um die traditionelle Weitergabe und Überlieferung des Radīf, die insbesondere nach der Revolution von 1979 in Iran und der dort fortwährend schwierigen politischen und gesellschaftlichen Situation, wegen fehlendem Nachwuchs abzureißen droht.
Elshan Ghasimi ist Meisterin der persischen Langhalslaute Tar und der klassischen persischen Kunstmusik. Ihre Eigenkompositionen verbinden Poesie und Konzeptkunst mit dem individuellen Einlassen auf ihre Gegenüber, einer rein menschlichen Begegnung auf Augenhöhe. Die Musikerin begann ihre Ausbildung im Alter von neun Jahren am Teheran Conservatory of Music. Mit 17 Jahren wurde sie jüngstes Mitglied des Iranian National Orchestra (1998–2006) unter der Leitung von Farhad Fakhreddini. Seit 2016 lebt Ghasimi in Deutschland, wo sie neben Auftritten als Solistin auch mit Ensembles wie Concerto Köln und Ensemble ɛkstʁaktə musiziert. Darüber hinaus tritt sie in unterschiedlichen Kammermusikkonstellationen auf.
Das Eröffnungskonzert findet in der Basilika des Bode-Museums statt
Zum Auftakt der auf mehrere Jahre hin angelegten Konzertreihe führt Ghasimi das melodische Repertoire des Teilsystems Dastgāh-e Shur im Rahmen von insgesamt vier Konzerten auf. Das Eröffnungskonzert am Donnerstag, 10. November 2022, findet um 19 Uhr in der Basilika des Bode-Museums statt, und wird vom britischen Musik- und Opernkritiker Michael Church sowie Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst, eingeführt. Weitere Konzerte im Bode-Museum finden am 17. und 24. November 2022 um 19 Uhr statt. Einlass ist jeweils ab 18.30 Uhr. Das Abschluss-Konzert findet am Donnerstag, 1. Dezember 2022, um 19 Uhr im Curt-Sachs-Saal des Musikinstrumenten-Museums statt. Auch hier ist Einlass ab 18.30 Uhr.