Nüchtern und abgeschottet im Wald produziert, inhaltlich aufgeladen und mit Power präsentiert Macklemore und Ryan Lewis: Konzert am 14.3.2016

Das neue Album „This Unruly Mess I’ve Made“ ist politisch sowie gesellschaftlich kritisch und kombiniert einmal mehr ungewöhnliche Sounds mit vielseitigen Themen. Am 14. März live in der Mercedes Benz-Arena

© Jason Koenig
Macklemore und Ryan Lewis machen Halt in Berlin und haben das neue Album „This Unruly Mess I’ve Made“ im Gepäck. 
 

Macklemore & Ryan Lewis gehören ja zu den eher umstrittenen Kandidaten im internationalen Hip-Hop-Betrieb – eines jedoch haben sie geschafft: Mit dem Album „The Heist“, das 2012 durch die Decke ging, haben sie einen unverwechselbaren, eigenen Stil geschaffen. Die Mischung aus Fun-Hip-Hop, gesellschaftskritischen und auch das eigene Genre ironisch betrachtenden Lyrics und einer unverholenen Nähe zum Pop kam an: Mit dem Album holte das Songwriting- und Produktionsduo aus Seattle zigfach Platin, vier Grammys und, was heute die eigentliche Maßeinheit für Erfolg ist, weit über eine Milliarde Clicks bei Youtube. Singles wie „Can’t Hold Us“ oder „Thrift Shop“ hielten sich wochenlang in den Charts, ob in Deutschland, England oder Amerika. 

 

Der Grund für den Erfolg liegt wohl vor allem im reflektierten Songwriting. Die Songs sollten nicht nur durch den Beat funktionieren, auch Acapella sollten die Lyrics genügend Energie haben und für sich alleine stehen können. Die Texte besitzen Power, sie sind persönlich und vielseitig. Sie thematisieren Macklemores irische Wurzeln, die Hassliebe zu teuren Basketballschuhen, hymnisierem die Heimatstadt Seattle oder gehen in dem wahrscheinlich berührendsten Song „Inhale Deep“ um Macklemores (überwundene, zurückgekehrte und wieder überwundene)  Drogensucht und deren Auswirkungen. Macklemore hatte schon vor seinem Erfolg mit Drogen experimentiert und dabei die Kontrolle verloren. 

 

 

 

Auch das aktuelle Album „This Unruly Mess I’ve Made“ scheut die Auseinandersetzung mit großen Themen nicht. So dreht sich der Song „White Privilege II“ um Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung durch die Weißen, welcher bereits zu zahlreichen positiven Reaktionen geführt hat. Im Song „Kevin“ (Video) dagegen geht es um einen Freund, der an einer Überdosis gestorben ist. Der Track ist nicht nur persönliche Geschichte, sondern auch als Gesellschaftskritik zu verstehen, da sich die Pharmaindustrie, seiner Meinung nach, vor allem darum kümmert die Menschen zu betäuben. Aufgenommen hat er die Platte übrigens nüchtern und ohne Internet oder Smartphone, zusammen mit Ryan Lewis zurückgezogen in einem Wald. Es geht also auch so. 

Downtown knüpft an The Thrift Shop an 


Mit „Downtown“, der ersten Single aus dem Album „This Unruly Mess I’ve Made“ knüpfen Macklemore & Ryan Lewis deutlich an
The Thrift Shop an. „The Thrift Shop“ lässt sich am besten mit „Die Altkeidersammlung“ übersetzen und geht im Kern darum, dass man kein teures Bling Bling braucht und Gucci-Klamotten, um einen guten Hip-Hop-Song zu machen. Bei „Downtown“ ist das Motiv ein ähnliches: Gecruist wird nicht im standesgemäßen Mega-Benz, sondern auf einem Moped durch „Downtown“. Diese Haltung gegenüber den Codes der eigenen Zunft mag man für aufgesetzt halten – wenn man sich jedoch mal frei macht von den Tonnen an Diskurs, kann man an Macklemore auf jeden Fall eine Menge Spaß haben.

Konzertinfos:
Macklemore & Ryan Lewis: PART II: A EUROPEAN TOUR 2016, 14.3.2016, Mercedes-Benz-Arena, 20 Uhr