Statue of Limitations auf dem Nachtigalplatz errichtet

Mit dem Standort Nachtigalplatz ist die Statue of Limitations des Künstlers Kang Sunkoo temporär auch im sogenannten Afrikanischen Viertel in Wedding zu sehen.

­Kang Sunkoo, Statue of Limitations, 2022 / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: David von Becker

Mit dem Standort Nachtigalplatz ist die Statue of Limitations des Künstlers Kang Sunkoo temporär auch im sogenannten Afrikanischen Viertel in Wedding zu sehen. Die Arbeit, die aus einem internationalen Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Humboldt Forum hervorging, ist eine zweiteilige, schwarz patinierte Bronzeplastik in Form einer Flagge auf halbmast. Sie verbindet zwei symbolisch aufgeladene Orte: das Humboldt Forum, wo die untere Hälfte der Statue of Limitations in der Treppenhalle zu sehen ist. Nun wird sie durch die obere Hälfte für vorerst sechs Monate auf dem Nachtigalplatz komplettiert.

Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und der Geschichte des Humboldt Forums

Die zweiteilige Bronzeplastik in Form ist das Ergebnis Kang Sunkoos künstlerischer Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und der Geschichte des Humboldt Forums. Der Titel des Werks ist eine Abwandlung des Begriffs Statute of Limitations (Verjährung). Die UN-Konvention über die Nichtanwendbarkeit von Verjährungsvorschriften auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit von 1968 bestimmt, dass die strafrechtliche Verfolgung von Völkermord nicht verjährt. Der Künstler bezieht den Titel auf die kolonialen Verbrechen des Deutschen Reiches, beispielsweise in der heutigen Republik Namibia zwischen 1904 und 1908. Die Statue of Limitations ist damit ein kritischer Kommentar zum Umgang Deutschlands mit den Verbrechen während seiner kolonialen Vergangenheit, deren Aufarbeitung erst am Anfang steht.

In der Treppenhalle im Humboldt Forum ist nur die untere Hälfte der Statue zu sehen

In der Mitte geteilt, ist in der Treppenhalle im Humboldt Forum nur die untere Hälfte der Statue of Limitations zu sehen. Der Fahnenmast durchstößt bildlich die Decke. Mit der oberen Hälfte des Fahnenmastes taucht dieser nun temporär auf dem Nachtigalplatz in Wedding auf. So verbindet die Arbeit zwei symbolisch aufgeladene Orte in Berlin: das Humboldt Forum im Berliner Schloss mit den Sammlungen des Ethnologischen Museums und Museums für Asiatische Kunst, deren Entstehungskontext in der Zeit des deutschen Kolonialismus in den Fokus gerückt ist, sowie den Nachtigalplatz im sogenannten Afrikanischen Viertel.

Kang Sunkoo: „Die Arbeit Statue of Limitations ist Ausdruck von Widerstand gegenüber Kolonialismus und Rassismus, Traditionen, die sich im Stadtraum von Berlin im Afrikanischen Viertel und dem rekonstruierten Schloss des Deutschen Reiches noch und wieder manifestieren. Die Arbeit ist Ausdruck von Anteilnahme und Trauer für die Opfer dieser Traditionen, der Vergangenheit und von heute. Sie ist ein nicht vorgesehenes Denkmal für diejenigen, derer ehemals nicht gedacht werden sollte.“

Bis heute erinnern Straßen- und Platznamen im sogenannten Afrikanischen Viertel an ehemalige Kolonialisten

Anfang des 20. Jahrhunderts war im nahe gelegenen Volkspark Rehberge eine sogenannte „Völkerschau“ geplant, in der Menschen und Tiere aus den deutschen Kolonien ausgestellt werden sollten. Der Beginn des Ersten Weltkriegs verhinderte diese Pläne, doch die Straßennamen waren bereits gesetzt. Bis heute gibt es Straßen- und Platznamen in diesem Viertel, die nach ehemaligen Kolonien und Kolonialisten benannt wurden. Über ihre Umbenennung wird seit Jahren diskutiert.

Auch um den Nachtigalplatz, benannt nach dem Reichskommissar für Deutsch-Westafrika Gustav Nachtigal, gibt es eine Namensdebatte. Dieser nahm eine zentrale Rolle bei der Errichtung der deutschen Herrschaft über die Kolonien Togo, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) ein.

Der bauliche Kontext an beiden Orten ist geprägt durch einen symmetrischen Grundriss. Die untere Hälfte der Arbeit steht auf der Symmetrieachse des Humboldt Forums, in der Flucht der Kuppel und des Kreuzes. Auf dem Nachtigalplatz markiert die obere Hälfte des Fahnenmastes die Spiegelachse des städtischen Raums in der Flucht der Petersallee.

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