Akustik-Techno I Deutschpop-Stillleben I Düsentrieb-Pop I Folk-meets-Electronica-Sperrgut 4 x neue Musik aus Berlin: Daniel Brandt, Element Of Crime, Chris Imler, Barbara Morgenstern

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im Oktober…

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im Oktober…

Daniel Brandt – Channels

© OEzge Coene
Nach der abgedrehten Debüt-Achterbahnfahrt „Eternal Something“ setzt Daniel Brandt mit „Channels“ noch eine Schippe drauf. Abermals zuckt der Mainstream-Konsument verwirrt und überfordert zusammen, wenn sich sperrige Piano-Themen und kunterbunt zusammengewürfeltes aus der Akustik-Techno-Schatulle zu einem großen Ganzen vereinen, dass sich sowohl im düsteren Hinterhofclub als auch im eigenen Strobo-Wohnzimmer abfeiern lässt. Da soll nochmal einer behaupten, Flamingos können nicht tanzen. Papperlapapp! Wenn sich Daniel Brandt mit 29 Palmen im Gepäck auf Segelboot-Reise begibt, bleibt kein Bein auf dem Boden. Isso!

Element Of Crime – Schafe, Monster und Mäuse

© Universal
Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin, dann haben die Jungs von Element Of Crime immer noch die dicksten Hosen an, so viel steht fest. Mit Schafen, Monstern und Mäusen an ihrer Seite ziehen Sven Regener und Co um die Kiez-Häuser und machen erst Halt wenn auch der letzte Zugezogene am Schlesischen Tor in die Currywurst beißt. Die Großmeister des Deutschpop-Stilllebens setzen sich mit ihrem zehnten Studioalben ein weiteres Denkmal. Gewohnt melancholisch, zwischen schnodderiger Poesie und hintergründigen Fingerzeigen pendelnd, legen Element Of Crime eine wärmende Decke über die Hauptstadt. Jeht nich bessa! 

Chris Imler – Maschinen und Tiere

© Max Zerrahn
Mit seinem reizüberflutenden Debütwerk „Nervös“ zieht Chris Imler im Frühling 2014 eine Schneise der Verstörtheit durch die deutschsprachige Experimental-Pop-Landschaft. Vier Jahre später geht der Sound-Düsentrieb und passionierte Schlagwerker den nächsten Schritt. Aber keine Angst, liebe „Nervös“-Besitzer, es wird nicht noch verrückter. Statt dem Klanginferno von einst noch ein ähnlich wirres Sound-Brüderchen zur Seite zu stellen, hält Chris Imler im Frühherbst 2018 die Monotonie-Flagge in den Wind – zumindest in puncto „Gesang“. Mit fokussierter Strenge singt, spricht und brabbelt sich der Wahl-Berliner durch fiepende Pop-Universen. Spätestens wenn schrille Miami-Vice-Vibes aus dem Kinderzimmer das Kommando übernehmen, stimmt man vor den heimischen Boxen mit ein: „Richtige Stille kann niemand ertragen“.

Barbara Morgenstern – Unschuld & Verwüstung

© MvKummer
Barbara Morgenstern schleppt dieser Tage jede Menge Fragezeichen mit sich rum. Statt schwarz und weiß, pinselt die Sängerin mit der Lizenz zum Hinterfragen alles grau. Klarheit wird schließlich überbewertet. Was zählt, ist die lyrische Nische zwischen dem was ist und dem was sein könnte. Auch musikalisch bringt es der Titel des zehnten Studioalbums auf den Punkt. Zwischen „Unschuld & Verwüstung“ ist alles erlaubt. Und so paaren sich lupenreine Singer/Songwriter-Vibes mit sperrigen Experimental-Einwürfen aus dem Folk-meets-Electronica-Universum. Schlussendlich präsentiert die Protagonistin ein weiteres wahlweise verkopft oder eingängiges Hörvergnügen der besonderen Art. Eingepackt, mitgenommen und für gut befunden. Punkt.