Neo-Klassik mit Esprit I Deutschpop für Herz und Seele I Indie-Pop-Tiefgang I Female-Drumming deluxe 4 x neue Musik aus Berlin: Federico Albanese, Diane Weigmann, Von Wegen Lisbeth, Katharina Ernst

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im Mai …

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im Mai …

Frederico Albanese – The Twelve

© Beniamino Barrese

Federico Albanese spaziert gern zwischen musikalischen Welten. Im neo-klassischen Klanguniversum des 36-jährigen Wahl-Berliners mit italienischen Wurzeln gibt es keine Grenzen. Das beweist der von Experten und Freunden zeitgenössischer Klassischer Musik immer wieder gern als fleischgewordene Mixtur aus Eno- und Einaudi-Erinnerungen bezeichnete Komponist auch wieder eindrucksvoll auf seinem neuen Album „The Twelve“. Inspiriert vom gleichnamigen Dokumentarfilm der Regisseure Lucy Martens und Olivier Girard zeichnet Albanese ein in Klang gegossenes Gedankenbild. Spirituelle Meister aus den entlegensten Ecken der Welt liefern den Input für eine wahlweise energiegeladene oder sanfte Soundreise, gesteuert von Pianoklängen, Streicherwellen und sphärischen Strömungen. Marschiert die Menschheit tatsächlich unaufhaltsam in Richtung Abgrund? Wenn ja, dann bitte mit genau diesem Soundtrack im Gepäck.

Diane Weigmann – Größer als Du denkst

© Delia Baum
Mit rotzfrechem „Pussy! Pop“ eroberten die Lemonbabies einst die Herzen von unzähligen Freunden des gehobenen Gitarrenpop. Ein Vierteljahrhundert nach der Band-Glanzzeit zeigt die ehemalige Frontfrau des Berliner Quartetts, Diane Weigmann, dass sie auch im Alleingang zu Großem fähig ist. Auf ihrem fünften Solo-Studioalbum „Größer als du denkst“ besingt die sympathische Sängerin und Komponistin die Höhen und Tiefen des Lebens. Mal nachdenklich, mal euphorisch, aber stets mit Tiefgang und einer positiven Grundeinstellung versehen, zeigen die zwölf neuen Songs dem Großteil an ähnlich gestrickten Deutschpop-Dreiminütern spielend leicht die lange Nase. Gut zu wissen, dass auf der momentan doch arg befeuerten Deutschpop-Rennstrecke nicht ausschließlich nur Schnecken unterwegs sind.

Von Wegen Lisbeth – Sweetlilly93@hotmail.com

© Nils Lucas
Ein verwüsteter Vorstadtgarten, die vielleicht begehrteste Pausenhof-Emailadresse der Neuzeit und aufwühlende Alltagsanekdoten aus dem Berliner Untergrund: Die Hauptstadt-Indie-Popper von Von Wegen Lisbeth geben ihren Fans dieser Tage so manches Fragezeichen mit auf den Weg. Schiebt man die Oberfläche aber beiseite und widmet sich fokussiert dem tieferen Inhalt ihres neuen Studio-Schaffens „Sweetlilly93@hotmail.com“, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass auf dem lisbethschen Sound-Wimmelbild doch nicht ganz so viel Chaos herrscht. Mit hintergründiger Alltagspoesie und dem Klangbild einer experimentierfreudigen, leicht verkopft auf und ab brausenden Indie-Pop-Achterbahn im Rücken machen Von Wegen Lisbeth auf ihrem zweiten Longplayer genau da weiter, wo sie vor drei Jahren mit der Veröffentlichung ihres gefeierten Debüts „Grande“ aufgehört haben. Soll heißen: Intelligente Lyrik trifft auf anspruchsvolle Popmusik. Definitiv nicht die schlechteste Mixtur.   

Katharina Ernst

© Michael Breyer
Als die österreichische Wahlberlinerin Katharina Ernst im Herbst 2018 ihr Solo-Debütalbum „Extrametric“ auf den Markt bringt, staunen nicht nur Anhänger sphärischer Experimental-Sounds Bauklötze: Was sich da aus den Boxen schält, besticht nicht nur mit spannenden Klangatmosphären, sondern auch mit rhythmischer Feinstarbeit. Hinter dem Drumkit sitzend, zelebriert Katharina Ernst eine dynamische Symbiose aus analoger Präzision und digitaler Markanz. Wer das fulminante Studio-Schaffen der Schlagwerkakrobatin mal live erleben möchte, der sollte sich die Zeitspanne vom 31. Mai bis zum 02. Juni ganz dick in seinem Kalender anstreichen. Während dieser Zeit gibt sich Katharina Ernst nämlich im Rahmen des „Berlin Jazz Experiment“ Festivals (im Holzmarkt) die Ehre.