Italo-Folk I Elektro meets Pop I Protest-Soul I Anti-patriarchalischer R&B-Rap 4 x neue Musik aus Berlin: Luca Vasta, Alessandro Cortini, Wallis Bird, Gaddafi Gals

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im September …

Wie jeden Monat haben wir auch diesmal wieder Release-Listen und Blogs durchforstet, um die spannendsten neuen Platten aus und zu Berlin zusammenstellen. Dies sind unsere Highlights im September …

Luca Vasta – Stella

© Jordann Wood
Sängerin, Songwriterin, TV-Moderatorin und Schauspielerin: Luca Vasta ist lieber mittendrin statt nur dabei. Auf ihrem neuen Studioalbum „Stella“ präsentiert das einstige VIVA-Gesicht die musikalische  Schnittstelle zwischen feurigem Italo-Pop und neuzeitlichem Indie-Folk. Mit dem liebreizenden Charme alter Canzone-Erinnerungen und dem Gespür für zeitlose Pop-Harmonien im Gepäck begibt sich die Wahl-Berlinerin mit italienischen Wurzeln auf eine Soundreise, bei der es neben gängigen Gefühlsachterbahnfahrten auch um Mut und Selbstbestimmung geht. Von vorne bis hinten detailverliebt arrangiert markiert „Stella“ einen in Musik gegossenen „hellstrahlenden Stern in schwermütigen Zeiten“ (O-Ton Pressetext). Da wollen wir nicht widersprechen.

Alessandro Cortini – Volume Massimo

© Emilie Elizabeth
Apokalyptische Sphären im Verbund mit lieblichen Dur-Melodien, die oberflächlich so gar nicht passen wollen, aber dennoch voll ins Schwarze treffen: NIN-Gitarrero und Keyboarder Alessandro Cortini baut auf seinem neuen Soloalbum „Volume Massimo“ Brücken zwischen unterschiedlichen Soundwelten. Durchsetzt mit tiefer Melancholie und düsteren Elektro-Themen, die an die Geräuschkulissen alter Romero-Streifen erinnern, pendeln die acht neuen Songs in puncto Atmosphäre in alle Richtungen. Schwindelerregende Effekt-Trips wechseln sich ab mit zugänglichen Pop-Hymnen. Alessandro Cortini tischt mal wieder richtig dick auf. Da nehmen Freunde nachhaltiger Elektro-Pop-Kost gerne Platz und greifen zu.

Wallis Bird – Woman

© Jens Oellermann
Wallis Bird ist eine Frau, die weiß, was sie will. Und so kommt es auch nicht von ungefähr, dass das das neue Studioalbum der gebürtigen Irin mit dem markanten Gitarrenspiel den Titel „Woman“ trägt. Selbstbewusst, zielgerichtet und gepiesackt von einem globalen Ist-Zustand, der einem die Sorgenfalten ins Gesicht treibt, stellt sich Wallis Bird auf die Seite der Protestler und befeuert ihre Anliegen mit scharfzüngigem Soul und nachdenklichem Singer-Songwriter-Pop. Zwischen emotional vorgetragenem Storytelling ist noch genug Platz für verbale Ohrfeigen in Richtung Hetzer, Realitätsverweigerer und Rassisten. Im Kampf um eine bessere Welt marschiert Wallis Bird vorneweg. Sympathisch, lobenswert und künstlerisch wertvoll.

Gaddafi Gals – Temple

© Joanna Legid
Hip-Hop aus der Hauptstadt mit internationalem Anstrich: Gaddafi Gals bewiesen bereits mit ihrer Debüt-EP „The Death Of Papi“, dass man auf der Suche nach atmosphärischem R&B-Rap nicht zwingend Richtung Übersee schielen muss. Mit ihrem ersten Longplayer namens „Temple“ legen blaqtea, slimgirl fat und walter p99 arke$tra nun noch eine Schippe drauf und ziehen ihren innovativen Mix aus Tupac Shakur, Phil Collins und anti-patriarchalischem Memphis-Rap auf Albumlänge. Was vor noch gar nicht so langer Zeit auf illegalen Raves in Wien, Leipzig, München und Berlin in Mixtape-Form die Runde machte ist nun bereit für die große weite Welt. Wenn der „Temple“ seine Pforten öffnet, macht die Branche große Augen. So krempelt man eingefahrene Strukturen mal ebenso im Vorbeigehen auf links.