Kunst, Kultur und Vielfalt 48 Stunden Neukölln

Vom 27. bis zum 29. Juni findet in Neukölln das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln unter dem Thema „Courage.“ statt. Urbanite hat mit Dr. Martin Steffens und Thorsten Schlenger vom Verein Kulturnetzwek Neukölln e.V. gesprochen und erfahren, was es beim diesjährigen Festival alles zu sehen gibt.

Vom 27. bis zum 29. Juni findet in Neukölln das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln unter dem Thema „Courage.“ statt. Urbanite hat mit Dr. Martin Steffens und Thorsten Schlenger vom Verein Kulturnetzwek Neukölln e.V.  gesprochen und erfahren, was es beim diesjährigen Festival alles zu sehen gibt.

© Martin Steffens

Schon zum 16. Mal werden im Jahr 2014 rund 300 verschiedene Projekte an ca. 200 verschiedenen Orten zum diesjährigen Thema „Courage.“ vorgestellt.
48 Stunden Neukölln ist das älteste dezentrale Kunstfestival in Berlin und zugleich auch das größte. Das Festival wurde 1999 ins Leben gerufen. „Durch die langjährige Erfahrung ist 48 Stunden Neukölln in der Kunstszene Berlins etabliert und ein Vorbild für viele andere Festivals dieser Art“, so Martin Steffens.

Entstanden ist es aus einem Impuls des Widerstands. Der Bezirk Neukölln wurde in den 1990er Jahren medial als der gefährlichste Stadtteil Deutschlands dargestellt, als „ein Ort, an dem man auf den Straßen nur Gewalt herrscht“, sagte uns Martin Steffens. Dieses Vorurteil wollten die Kultureinrichtungen von Neukölln so nicht bestehen lassen und haben deshalb 48 Stunden Neukölln ins Leben gerufen. Das Festival sollte und soll noch bis heute die Vielfalt der Menschen Neuköllns widerspiegeln.
„Anders als zum Beispiel in Kreuzberg, wo überwiegend Deutsche und Türken zusammenleben, sind es in Neukölln unzählige verschiedene Nationalitäten und Einflüsse aus aller Welt“, erklärt Thorsten Schlenger. Statistiken zufolge leben in Neukölln rund 150 verschiedene Nationalitäten und genau diese Unterschiedlichkeit der Menschen bringt nicht etwa eine erhöhte Kriminalität mit sich, wie es so viele immer glauben, sondern vor allem Initiativen und Projekte, die sich für ein buntes, vielfältiges und spannendes Miteinander einsetzen.
Und so hat sich das Kunstfestival in 16 Jahren von einem lokalen Event zu einer überregionalen Veranstaltung entwickelt. Neuköllner, Berliner aus anderen Stadtteilen, viele Besucher aus anderen deutschen Städten und dem Ausland kommen, um das 48stündige Programm im „spannendsten und vielseitigstem Stadtteil Deutschlands“ mitzuerleben. Denn so wird, Martin Steffens zufolge, Neukölln mittlerweile in den Medien beschrieben.

© Barbara Duisberg

Dieses Jahr erwarten die Besucher von 48 Stunden Neukölln vor allem Projekte zum Thema „Courage.“ Dieser Mut soll nicht nur die persönliche Freiheit der Künstler und Künstlerinnen in ihren Werken beschreiben, sondern auch das Zur-Diskussion-stellen alternativer Lebensentwürfe.
Künstler, aber auch gesellschaftspolitisch Denkende sind dazu aufgerufen, bestehende Grenzen zu erweitern und neue Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Um diese Ziele zu erreichen, sind rund 1.200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieses Mal dazu aufgerufen, ihre unterschiedlichen Konzepte zu einem gemeinsamen Ansatz zu verbinden und gemeinsame Projekte zu präsentieren. Ein weiteres Highlight in diesem Jahr ist das neu etablierte „Junge Kulturfestival“ zum Thema „Zeig dich!“, welches das Kunst- und Kulturverständnis der Kinder und Jugendlichen anregen soll.

Für die erwachsenen Besucher sind die Neukölln Arkaden besonders erwähnenswert. Hier werden in einer zentralen Ausstellung im 1. Stock von früh bis spät 30 Projekte von Künstlern und Künstlerinnen aus verschiedenen Ländern mit besonders viel Courage wie zum Beispiel der Ukraine, Spanien und der Türkei präsentiert.
Nicht nur visuell ist das Festival ein besonderes Erlebnis, auch für die akustische Auseinandersetzung mit dem Thema „Courage.“ ist gesorgt. Das Musikschiff ist auch dieses Jahr wieder dabei, um die Besucher während eines Konzertes etwa von Sister Fa und 3 women and the bass über die Spree zu schiffen. Die Bands setzen sich in ihrer Musik couragiert und kritisch mit unterschiedlichen Aspekten gesellschaftlicher Probleme ihrer Herkunftsländer auseinander.
Auch das temporäre Hotel Rix auf dem Richardplatz ist eines der herausragenden Highlights in diesem Jahr. Etwa 17 „Zimmer“ im öffentlichen Raum werden frei von Künstlern und Künstlerinnen gestaltet und können besichtigt oder sogar über Nacht bewohnt werden. „Von einer einzelnen Hängematte bis zu einem komplett gestalteten Raum ist alles dabei“, macht uns Thorsten Schlenger neugierig.

Das Beste an 48 Stunden Neukölln ist, dass nahezu alle Veranstaltungen keinen Eintritt fordern, bis auf erwünschte Spenden etwa von Theaterstücken oder die Fahrt mit dem Schiff für 1,50€.
Und wer sich in Neukölln noch nicht auskennt und daher nicht weiß, wo, wie, wann etwas stattfindet, der bekommt entweder ein ausführliches Programmheft in die Hand gedrückt, kann sich auf der Homepage das Programm anschauen oder sich eine App herunterladen, die einem immer sagt, welche Ausstellungen oder Veranstaltungen gerade in unmittelbarer Nähe stattfinden.