Wissenswertes zu Hanf in medizinischer Qualität Cannabis als Medizin

Welche Krankheiten lassen sich mit Cannabis behandeln und was genau zeichnet medizinisches Cannabis aus?

In Colorado und Washington ist Cannabis legal. Dasselbe gilt für Uruguay. Mit der Entkriminalisierung kleinerer Cannabis-Mengen hat man sich längst auch in der deutschen Politik befasst. Seit 2013 gibt es Teile der Hanfpflanze bundesweit zumindest in Form von medizinischem Cannabis. Zahlreiche Studien haben die medizinische Wirkung enthaltener Stoffe nahegelegt. Welche Krankheiten lassen sich mit Cannabis behandeln und was genau zeichnet medizinisches Cannabis aus?

Was macht Cannabis zur Medizin?

© Matthew Brodeur on Unsplash
Cannabis enthält Cannabinoide. Die bekanntesten davon sind THC und Cannabidiol. Vor allem letzterer Stoff ist für seine medizinische Einsatzfähigkeit bekannt, wenngleich er sich auch ohne medizinischen Bedarf zunehmender Beliebtheit erfreut. Zu den bedeutendsten Wirkungen des Inhaltsstoffs zählen entspannende Effekte, mit denen man beispielsweise die Zeit zuhause gelegentlich besser genießen kann. Unter bestimmten Bedingungen ist Cannabis in diesem Kontext legal.

Medizinisches Cannabis ist im Hinblick auf den Wirkstoffgehalt und Eigenschaften wie die Anbauweise reguliert. Legal sind lediglich Cannabis-Blüten und Extrakte aus staatlich kontrolliertem Nutzhanf-Anbau. Als Verschreibungshöchstgrenze gelten für einen Zeitraum von 30 Tagen 100.000 Milligramm. Der THC-Gehalt der Produkte darf höchstens 22 Prozent betragen. Außerdem verordnen Ärzte niemals die Inhalation der Wirkstoffe, sondern empfehlen andere Einnahmewege.

  

Cannabinoid – kurz CBD – bewirkt im Gegensatz zu THC keine berauschenden Zustände. Auch CBD kann aber beruhigen, entkrampfen und entspannen. Bislang sind mehr als 500 Studien über Cannabidiol erschienen. Anders als Produkte mit THC sind CBD-Produkte in Deutschland legal, es gibt sie in nahezu allen Formen: Kosmetika, Gels, Sprays, zum Dampfen oder in Kapseln. Bei der Wahl sollte unbedingt ein seriöser Anbieter gewählt werden, damit das Produkt sicher ist und die gewünschte Wirkung verbreiten kann.

Indikationen für medizinisches Cannabis?

Zwar ist Cannabis kein medizinisches Allheilmittel, aber Ärzte dürfen es in pharmazeutischer Qualität Menschen mit bestimmten Erkrankungen verschreiben. Hierbei muss die Aussicht auf eine Besserung des Krankheitsverlaufs bestehen. Eine Metaanalyse der Techniker Krankenkasse nennt als denkbare Einsatzbereiche von Cannabis beispielsweise Indikationen wie

  • • chronische Schmerzen
  • • zentralnervöse Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Epilepsie 
  • • Übelkeit nach Chemotherapie 
  • • Appetitsteigerung im Rahmen von HIV 
  • • Angst- und Schlafstörungen 
  • • Tourette-Syndrom 
  • • ADHS 
  • • Schizophrenie 

© Kimzy Nanney on Unsplash
Medizinisches Cannabis und Übelkeit

Während Behandlungen wie der Chemotherapie leiden Krebspatienten häufig an Übelkeit. Seit den 1970er Jahren erforscht man in diesem Kontext die Wirkung von Cannabinoiden. Die Stoffe wirken anders als konventionelle Medikamente und greifen über ihre Wirkmechanismen ins Endocannabinoid-System innerhalb des zentralen Nervensystems ein. Trotzdem bestehen nach bisherigen Übersichtsstudien Zweifel daran, dass Cannabinoide sicherer oder wirksamer als andere Antiemetika sind.

Cannabis bei Schmerz

Neben der entspannenden Wirkung von Cannabidiol sind für den Stoff auch schmerzstillende Effekte belegt. Trotzdem gehen systematische Übersichtsarbeiten nicht für jede Art von Schmerz von medizinischem Nutzen aus. Belegbar ist bisher lediglich die Wirkung im Falle neuropathischer Schmerzen, die sich aus den nachgewiesenen Beruhigungseffekten ergibt. Auch bei krebsbedingtem Schmerz zeigte die Substanz in Placebo-kontrollierten Studien Wirkung. Dasselbe war bei akut postoperative Schmerzen der Fall.

Epilepsie und Cannabis?

Obwohl bei Epilepsie-Patienten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu beachten sind, ist die Wirkung von Cannabis im Rahmen der Krankheit schon lange belegt. Vor allem beim epileptischen Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom konnten Studien positive Effekte nachweisen. Methodisch qualitative Studien bei fokaler Epilepsie sind derzeit ein wichtiges Forschungsinteresse.

Cannabis bei Tourette-Syndrom

Vereinzelte Studien haben in der Vergangenheit bei Patienten mit dem Tourette-Syndrom einen deutlichen Zusammenhang zwischen verminderter Tic-Intensität und medizinischem Cannabis nahegelegt. Zur Bestätigung dieser ersten Ergebnisse fehlen bisher noch Studien mit höherer Patientenzahlen und langem Behandlungszeitraum. Außerdem sind zur differenzierten Prüfung der Wirksamkeit und Sicherheit noch Direktvergleiche verschiedener Cannabinoide erforderlich.

Vielversprechend bei Schizophrenie

Am vielversprechendsten ist der Einsatz von medizinischem Cannabis auf der Basis vorläufiger Daten bei Schizophrenie. Der Wirkstoff Cannabidiol hatte in Fallstudien antipsychotische Effekte, die mit der Wirkung von Amisulprid vergleichbar waren. Der Wirkstoff bindet sich an die Dopaminrezeptoren und reguliert so die Ausschüttung des Botenstoffs, um die Symptome von Psychosen und Schizophrenie zu reduzieren. Im Vergleich zu Amisulprid zeigte CBD weniger Nebenwirkungen. Um diese Effekte zu bestätigen, sind groß angelegte klinische Studien geplant.

Fazit

Zu den genannten Indikationen gibt es zwar Studien, klare Empfehlungen lassen sich bisher trotzdem nicht geben. Wissenschaftlich nachgewiesen sind die meisten Wirkungen nicht, weshalb weiterhin hoher Forschungsbedarf besteht. Wer an einer der als Indikation genannten Beschwerden leidet, sollte sich Cannabis erst nach Rücksprache mit der Krankenkasse verschreiben lassen. Wegen der bisher eher dünnen Studienlage kann es ansonsten passieren, dass die Kosten für die Behandlung nicht übernommen werden.