Wir haben Experten gefragt, was wirklich hilft gegen Fahrraddiebstahl Fahrrad sicher: Das Schloss wird jetzt abgesägt

Über 32.000 Räder wurden 2015 in Berlin als gestohlen gemeldet. Die Nachfrage bei Fahrradläden, welche Art Schlösser das Fahrrad wirklich sichern, war ernüchternd.

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Über 32.000 Räder wurden 2015 in Berlin als gestohlen gemeldet. Die Nachfrage bei Fahrradläden in Charlottenburg, welche Art Schlösser das Fahrrad wirklich sichern, war überraschend.

Für mein ziemlich teures und ziemlich schweres Kettenschloss eines namhaften Herstellers hat Michael Blanke von Radkunst Trikot (Kantstraße 36)  nur ein verächtliches Schnaufen übrig. Er zeigt auf den Schlüssel in meiner Hand und sagt, dass er das wirklich übel nähme: „Selbst bei einem so teuren Produkt setzen die einen billigen Zylinder ein.“ Jetzt fällt‘s mir auch auf – der Schlüssel sieht aus wie für ein Kindersparschwein. Er erklärt mir, mit welchen Werkzeugen es nur Sekunden dauern würde, mein bis dato respektiertes Schloss aufzutricksen, die Profis nennen das „picken“. 

Für die meisten Diebstähle seien Profis verantwortlich, so Michael, die mit dem richtigen Know-how nachts ganze Straßen leerräumen und Räder gleich dutzendweise abtransportieren. Etwas mehr Sicherheit böten solide Zahlenschlösser, diese seien nicht so schnell zu öffnen. Aber: „Professionelle Fahrraddiebe kriegen auch die auf!“ Sein Tipp und das einzige, was wirklich gegen Fahrraddiebe helfe: Räder nie über Nacht draußen stehen lassen, denn die meisten Räder würden nachts geklaut. Und einen Fahrradpass besorgen, damit, wenn geklaute Räder doch mal gefunden werden, zurückgegeben werden können.

„Man kann ein Rad schon so sichern, dass Diebe es stehenlassen“

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Auf www.berlin.de verweist die Polizei auf GPS-Tracker, diese sitzen meist im Rahmen, mit ihrer Hilfe kann man geklaute Räder theoretisch orten. Bei BiCi Berlin (Krumme Straße 58) hält man das für Geldverschwendung: „Die Rahmen landen sowieso im Landwehrkanal, es geht nur um die Einzelteile.“ Ein Ranking, ob nun Bügel-, Ketten- oder Faltschlösser die sichersten seien, gäbe es nicht. Auch hier sagt man mir, Schlösser könnten es Profis nur etwas schwerer machen. Welche  Schlösser das wären, könne man gut bei Stiftung Warentest und Öko-Test nachlesen. Auch das klingt noch nicht nach dem wirklich sicheren Schloss.

Meine Hoffnung setze ich nun auf Christoph Beck, den Betreiber des Spezial Radgeschäft (Goethestraße 79), er gilt als der Berliner Faltrad-Papst. Gute Falträder sind teuer, also brauchen sie gute Schlösser. Doch doch, man könne ein Rad schon so sichern, dass Diebe es stehenlassen, meint Christoph. Dazu müsse man nur verschiedene Systeme mit hochwertigen Schließmechanismen gleichzeitig verwenden, etwa ein Bügel-, ein Ketten- und ein Faltschloss. Nicht, dass die Diebe die nicht aufbekämen, aber drei Schlösser für ein Rad zu knacken sei den meisten zu zeitaufwändig. 

Der Schließmechanismus meines Schlosses entlockt auch Christoph großes Gelächter. Aber die gehärtete, 8-Millimeter Kette sei gut, die kriege man auf der Straße nicht schnell durch. Sein Vorschlag überzeugt mich: Er fräst den Teil mit dem billigen Schließmechanismus von der Kette ab und wir ergänzen die Kette durch ein (teures) Sicherheits-Vorhängeschloss, das nicht so leicht zu „picken“ sei. Der Schlüssel sieht vertrauenserweckend kompliziert aus. Das sollte, so hoffe ich, für tagsüber reichen. Und nachts kommt das Fahrrad auch weiterhin mit in die Wohnung.