Interview Die inszenierte Gelassenheit: Von Wegen Lisbeth

Von Wegen Lisbeth sind fünf Berliner Jungs, unkompliziert, bodenständig, nicht das, was man sich unter „aufstrebender Indie-Pop-Band“ vorstellt. Sie überzeugen mit ironischen Texten aus dem Leben, die alles Mögliche sind: belanglos, kritisch, politisch. Hier unser Interview mit Bassist Julian.

© Marian Lenhard
Von Wegen Lisbeth sind fünf Berliner Jungs, unkompliziert, bodenständig, nicht das, was man sich unter „aufstrebender Indie-Pop-Band“ vorstellt. Sie überzeugen mit ironischen Texten aus dem Leben, die alles Mögliche sind: belanglos, kritisch, politisch. Hier unser Interview mit Bassist Julian. Interview: Cindy Marquardt

Wie ist dir  Von Wegen Lisbeth denn lieber? Als Geheimtipp, als der ihr jahrelang gehandelt wurdet oder als Chartstürmer?

Es ist uns, glaub ich, ziemlich egal, wie man das handelt. Hauptsache die Leute kommen auf die Konzerte. Das ist natürlich mega, wenn die Konzerte voll sind. Ob das jetzt irgendwas mit Geheimtipp oder so zu tun hat, ist nicht so wichtig für uns.

Ihr seid ja schon sehr viel als Vorband auf Tour gewesen, mit Element of Crime, AnnenMayKantereit. Wer wäre dein Wunsch-Support, wenn du dir egal wen aussuchen dürftest?

Also wir haben tatsächlich eine mega geile Vorband: Giant Rooks. Wir haben ewig, wirklich ewig lang nach einer Vorband gesucht und sind da glaube ich auch sehr kritisch. Giant Rooks sind tatsächlich Leute, die wir extrem feiern und deren Musik wir auch extrem feiern. Und beides zusammen ist halt schwer zu finden. Mit Giant Rooks haben wir uns auf jeden Fall schon mal einen Traum erfüllt. Ansonsten würde ich zum Beispiel Erobique gern mal als Vorband haben. Oder so Leute wie Bilderbuch – ich feier die Mukke von Bilderbuch extrem… und natürlich Britney Spears, ist doch klar. Ach und Lena Meyer Landrut ist auch gut.

© Marian Lenhard
Den Namen Lena hab ich fast ein wenig erwartet. Ihr erwähnt sie des Öfteren mal in Interviews…

(lacht) Ja wir fragten uns: Wie schafft man es, Lena Meyer Landrut irgendwann mal zu einer Reaktion zu bewegen. Und dann kamen wir auf den schwierigen aber einfachen Gedanken, es einfach konstant durchzuziehen und in jedem Interview zu erwähnen, dass wir gern einmal Lena Meyer Landrut treffen würden.

Und einfach mal direkt nachfragen?

Wir haben sie mal bei Facebook angeschrieben und verlinkt. Wir waren im Studio und es lief gerade irgendwie nicht so gut und dann haben wir geschrieben: “Lena komm doch mal rüber, wir haben noch ‘ne halbe Tüte Chips übrig.” Aber irgendwie … wir haben sie auch verlinkt, aber sie hat nicht darauf reagiert.

Sie hat das Angebot nicht angenommen? Unfassbar.

Nee, versteh ich auch nicht. Ist krass frech, oder? Ach und dann haben wir letztens auf dem Utopia Festival gespielt und da hat sie auch gespielt. Tatsächlich ist sie im Backstage so zehn Meter von uns entfernt vorbeigegangen. Aber da… das ging zu schnell. Da haben wir in den paar Sekunden nicht den Mut aufgebracht, sie aufzuhalten. Wir haben unseren Moment verpasst. Ein schwarzer Tag in der Bandgeschichte.

Eure Songs sind immer recht witzig, mit einer ordentlichen Portion Ironie und wenn man sie sich mehr als zweimal anhört auch durchaus kritisch. Gibt es für dich persönlich denn etwas, was Popmusik nicht machen kann?

Nein. Ich kann nur sagen, was Popmusik nicht machen sollte. Ich hab ganz oft das Gefühl bei Popmusik, dass die Leute, die die Musik machen, denken “das und das” ist ihre Zielgruppe und die tickt “so und so” und deswegen mach‘ ich in meinem Text und meiner Musik jetzt genau das, damit es eben denen gefällt. 

Ich glaub das ist bei Popmusik ein Riesenproblem und das sollte sie auf jeden Fall nicht sein. Ansonsten kann Popmusik alles. Es kann belanglos aber auch kritisch, politisch und was weiß ich sein. Gerade Popmusik kann alles.

Ihr seid auch manchen Musikkollegen gegenüber recht kritisch. Wie sehe denn eine Popkultur aus, wenn ihr die gestalten könntet?

Die wäre auf jeden Fall wesentlich abwechslungsreicher, was die Musik angeht. Auf jeden Fall auch freier in musikalischer und textlicher Hinsicht und in Bezug auf die angesprochenen Themen. Und auf jeden Fall würde vielmehr so Hip-Hop-Diss-Kultur etabliert sein.

Also richtiger Beef?

Ja auch mal richtiger Beef, aber den man auch nicht zu ernst nimmt. Sondern einfach so guter Beef halt. Nicht so ein Fler-Kollegah-Beef. Der ist schon zu real. Aber vielleicht der Fler-Kollegah-Beef aus Kollegahs Sicht der Dinge (lacht). Nee, also ich find in der Popwelt sind immer alle so Heiti-Teiti, keiner kritisiert sich mal. Das find ich krass schade. Im Hip-Hop ist das total anders. Da wird sich die ganze Zeit gedisst. Wenn auch oft auf so einer ironischen Basis, die das Dissen im Hip-Hop so ein bisschen ermöglicht. Aber trotzdem ist da ja immer was Wahres dran. Ich find das auch für Bands voll cool…

Pi mal Daumen durchgezählt, spielt ihr in den nächsten sechs Monaten 48 Konzerte. Wird das nicht eintönig?

Eine gute Frage. Doch, irgendwie natürlich schon. Also manchmal gehts einem auf den Sack. Besonders so das Nebenher, das Auto fahren find ich einfach schlimm. Da hab ich auch ganz lange gebraucht, eine gute Beschäftigung zu finden, um dem irgendwie sinnvolle Zeit abzugewinnen. Aber… Nee, dann steht man abends auf der Bühne und spielt ein Konzert und das ist einfach das Geilste, was es gibt. Dann macht es wieder Bock. Es war auch einfach ein geiles Jahr. 

Infos: www.vonwegenlisbeth.de