Knusprige Entengerichte, vegetarischer Farbenflash oder Thai nach Tapas-Art! Gastrotest: Thai und Vietnamesisch in F’Hain

Es heißt, ohne Dönerläden würde Berlin in kürzester Zeit verhungern. Ohne thailändisches und vietnamesisches Essen wollen wir aber gar nicht in Berlin sein.

Es heißt ja, ohne Dönerläden würde Berlin innerhalb kürzester Zeit verhungern. Das stimmt zwar, aber ohne thailändisches und vietnamesisches Essen wollen wir gar nicht in Berlin sein. 

Cô Hà

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Frei gelegtes Mauerwerk, dazu viel unbearbeitetes Holz: Das Cô Hà unweit des Frankfurter Tors hat eine recht überschaubare Größe. Riesig ist dagegen inzwischen der Ruf, der seinen vietnamesischen Burgern vorauseilt. Mit Recht: Die Burger, eine Variation der traditionellen vietnamesischen Dampfbrötchen, bieten ein sehr ungewöhnliches, aber vor allem reizvolles Geschmackserlebnis. Es gibt sie in drei Varianten: mit Huhn, Tofu und Rindfleisch. Der letztere, der Saigon Burger, trumpft mit einem ordentlichen Happen Fleisch auf. Der Geschmack ist dabei wie angekündigt leicht süßlich, in diesem Fall durch Mangostreifen und die „Spicy Mango Sauce“. Dazu passend werden köstliche Süßkartoffelchips gereicht. Auch das Tagesgericht überzeugt: Dafür, dass Berlin so weit weg von jeglichen Fanggründen liegt, schmeckt das Thunfischsteak erstaunlich frisch: schön rot und leicht fettig, dazu leicht scharf gewürzt und mit Zitronensoße angemacht. Gebettet ist es in einen Salat mit Nudeln, viel Gemüse, Minze und Koriander. Dass ansonsten wie so oft traditionelle Thai-Gerichte einfach frech als original vietnamesisch verkauft werden — geschenkt.

FAZIT: Nicht nur immer wegen der tollen Burger hingehen!

Infos: Warschauer Str. 78, 10243 Friedrichshain, täglich 12–23 Uhr

Transit

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Im Transit schlägt das Herz aller Thai-Food-Liebhaber höher: Eine riesige Auswahl kleiner Bowls mit so leckeren Inhalten wie Entenfleisch mit Pflaumensauce in Pfannkuchen gerollt oder Rinderhüfte in Scheiben mit gerösteten Reiskörnern, Limette und frischen Kräutern warten darauf, von hungrigen Mäulern verputzt zu werden. Die Gerichte tragen dann so schöne Namen wie „Duck In Pyjamas“ oder „Forever Young“ und laden mit einem Preis von 3,50€ auch zum vielfältigen Probieren ein. Reis oder Nudeln können für einen schlappen Euro ebenfalls dazu geordert werden und so ist mit nur zwei Bowls schon der gemäßigte Hunger befriedigt, ab drei kleinen Schüsseln ist man pappenvoll. Für alle Langweiler, die nicht gerne hier und da naschen, gibt es auch die Large Dishes – doch den Genussmenschen sei ans Herz gelegt, sich viele Freunde zu schnappen und den Großteil der Karte in geselliger Runde zu teilen. Zur Peak-Time zwischen 19 und 21 Uhr sollte vorbestellt werden. Wer es wagt, die offiziellen Öffnungszeiten bis 0 Uhr auszureizen, wird gegebenenfalls mit Bedienungsentzug und dem Abschalten der Musik gestraft. Das Essen ist es aber wert!

Fazit: Thai- und Fusionsküche nach Tapas-Art bei stylischem Interieur – unbedingt probieren!

Infos: Sonntagsstr. 28, 10245 Friedrichshain, Mo–So 12–0 Uhr

Glory Duck

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Unweit vom Transit wartet in der Sonntagsstraße ein weiterer südostasiatischer Hotspot. Im Glory Duck gibt es ebenfalls eine kleine Auswahl an Tapasartigen Bowls für die Gäste. Diese können aber getrost auf einen zweiten Besuch warten, denn worauf liegt hier natürlich das Hauptaugenmerk? Auf der knusprigen, prächtigen Ente! Die wird im Glory Duck mit viel Liebe stundenlang im eigenen Enten-Ofen gegart und soll so saftig, aber nahezu fettfrei bleiben. Der Geschmack überzeugt tatsächlich und ist vor allem in Gesellschaft der knusprigen Kartoffelbällchen, die zum Vit Mango gereicht werden, eine Gaumenfreude. Dazu der hausgemachte grüne Eistee und schon wäre das Mahl gelungen, müsste man nicht stets auf den Kellner warten. Getränke gibt es hier scheinbar erst, wenn man auch weiß, was man essen möchte; für weitere Wünsche muss die Aufmerksamkeit der Bedienung mit hypnotisierendem Starren eingefordert werden – einmal erlangt, wird der kulinarische Tourist zumindest mit Freundlichkeit belohnt. Die Einrichtung ist durchschnittlich und kann nicht unbedingt mit dem Friedrichshainer Transit mithalten, fällt aber auch nicht negativ auf.

Fazit: Für Liebhaber knuspriger Entengerichte und vielfältiger Vorspeisen.

Infos: Friedrichstr. 211, 10969 Kreuzberg, Mo–Fr 12–0 Uhr, Sa–So 14–0 Uhr

Sala Thai

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Das Sala Thai bietet allen urlaubsreifen Gästen eine kleine Auszeit vom Alltag. Versteckt in der Frankfurter Allee Plaza, kann im traditionellen Restaurant in gehobener Preiskategorie gespeist werden. Hier kosten Rindgerichte um die 15€, für ein Lammcurry muss man schon knapp 20€ hinblättern. Die Gerichte sind schmackhaft, rechtfertigen in ihrer Qualität jedoch nicht die hohen Preise, ist unser Rindfleisch in Kokos-Erdnuss-Curry doch – wie auch beim günstigeren Thai gewohnt – recht zäh. Um die drei Euro weniger pro Gericht stünden dem Sala Thai da recht gut, würde man nicht durch die tolle Atmosphäre entschädigt werden.  Kleine plätschernde Wasserfälle ziehen sich durch die großzügigen Räumlichkeiten und können auf Holzbrücken, umgeben von Orchideen und Bananenbäumen, überwunden werden. Ein bisschen Liebe zum Kitsch ist hier schon nötig, lassen doch spätestens die Plastikpflanzen erkennen, dass man nicht wirklich in Thailand ist. Dennoch kann hier gerne von Erlebnisgastronomie gesprochen werden, die von der äußerst zuvorkommenden Bedienung in traditionellem Gewand und kleinen Aufmerksamkeiten, wie den heißen und blumig duftenden Handtüchern nach dem Mahl, abgerundet wird.

Fazit: Thailand-Kurzurlaub in außergewöhnlichem Ambiente.

Infos: Frankfurter Allee 73, 10247 Friedrichshain, Mo–Sa 12–15 Uhr und 17–23, So Ruhetag

Chay Village

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Seit zwei Jahren schon gibt es die Friedrichshainer Filiale des Schöneberger Chay Village. Anders als bei manch anderen Vietnamesen konzentriert man sich hier weniger auf eine stimmungsvolle Einrichtung als auf gute, in diesem Fall vegetarische Küche. Das hausgemachte Curry leuchtet einem dabei schon aus der Ferne entgegen. Und die Farben stammen tatsächlich von den vielfältigen Gewürzen, die hier zum Zuge kommen — wenngleich die Mischung eher indisch als vietnamesisch anmutet. Ebenso vielfältig ist die Auswahl der Gemüse: Erbsen, Pilze, Bohnen, Karotten, Zucchini und Zuckerschoten, alles bissfest und sehr schmackhaft. So wird auf der Zunge eingelöst, was das Auge schon vorher gereizt hat. Fast ebenso intensiv in Geschmack und Farbe ist das Xao Can mit seinem vietnamesischen Sellerie und der frischen Tomaten-Tamarinden-Soße. Die dunklen Sojascheiben bieten ein Kaugefühl, das tatsächlich an Fleisch erinnert. Verbesserungwürdig dagegen ist im Chay Village der etwas missmutige Service, der daran erinnert, dass in Vietnam offiziell immer noch der Sozialismus regiert. 

FAZIT: Vegetarischer Farbenflash, der (fast) alle Sinne anspricht.

Infos: Niederbarnimstr. 10, 10249 Berlin, Mo–Fr 11:30–23 Uhr, Sa 15–23 Uhr,  So 14–23 Uhr

Texte: Josephien Albrecht, Carsten Bauhaus