Bernd-Uwe Hildebrandt spricht Klartext Ex-SCM-Manager wehrt sich gegen Vorwürfe

Am 16. März 2007 wurde eine gewaltige Lawine in der Magdeburger Sportszene losgetreten. Aufgrund einer anonymen Anzeige und vielen Anschuldigungen musste Bernd-Uwe Hildebrandt von seinen Ämtern zurücktreten. Danach hielt er sich mit Äußerungen zurück. Doch in diesem Monat spricht der 50-jährige exklusiv in urbanite. Und wehrt sich gegen die Unterstellungen.

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Herr Hildebrandt, in den letzten zwölf Monaten mussten Sie sich vielen Anschuldigungen gegenüberstellen. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?

Bernd-Uwe Hildebrandt:

Es war schwierig und nicht einfach damit umzugehen. Aber ich muss mir keinerlei Vorwürfe machen, habe Entwicklungen getätigt, die immer im Sinne des Sports waren. Über 17 Jahre habe ich mir eine Menge Vertrauen erarbeitet, dass jetzt durch abgestimmte Aktionen zerstört werden soll. Speziell in der deutschen Geschichte findet man es nicht selten, dass man Menschen, die Großes geleistet haben, im Regen stehen lässt und es anscheinend keine Gremien gegeben hat, die mit entschieden haben.

Sie wurden unter anderem als Kaputtmacher des Handballs bezeichnet.

Das ist völliger Unsinn. Ich habe den Magdeburger Handballsport über die Wende gebracht, hab ihn zu dem gemacht, was er heute ist. Dass es, wie bei jedem Unternehmen, auch mal Schwierigkeiten gibt, ist sicher, wie auch in anderen Bereichen der Gesellschaft, normal.

Ohne Sie hätte es nach der Wende keinen Magdeburger Handball mehr gegeben?

Genauso ist das. Ohne mich und mein Team hätte der Handball in Magdeburg den gleichen Weg wie in den anderen ehemaligen ostdeutschen Handballhochburgen wie Leipzig oder Rostock eingeschlagen. Das heutige System ist das, was ich aufgebaut habe. Die Entwicklung habe ich geprägt und so verkehrt kann das nicht gewesen sein.

Ihnen wurde Ämterhäufung vorgeworfen und dass Sie Verträge mit sich selbst geschlossen hätten.

Alle Verträge und Zahlungen sind auf der Grundlage von Satzungen, Geschäftsführer- Verträgen und Beschlüssen beschlossen oder getätigt wurden. Mehrere Ämter habe ich aus der Notwendigkeit heraus ausgeübt. Zum Beispiel war beim Haus der Athleten überhaupt kein Geld da, um einen Geschäftsführer zu bezahlen. Dort habe ich die Verantwortung übernommen, ohne dafür honoriert zu werden. Denn die vorhandenen Mittel wurden zur Entwicklung des Hauses oder Honorierung des Prokuristen und der Mitarbeiter eingesetzt.

Was sagen Sie zu den Behauptungen, dass Fördergelder nicht in Sportschulen, sondern für Herrenzimmer im Haus der Athleten ausgegeben wurden?

Alle Gelder, die dem Sport zukommen sollten, sind auch in den Sport geflossen. So etwas wie ein Herrenzimmer gibt es im Haus der Athleten nicht. Von unserem Innenarchitekten wurden uns Möbel empfohlen, die den Namen ´Herrenzimmer´ tragen. Wir wollten eine angenehmere Atmosphäre schaffen, weg von diesem Bahnhofshallencharakter. Die Möbel wurden im ganzen Haus verteilt aufgestellt und stehen da heute noch. Auf meiner Homepage steht dazu alles. Es gab und gibt nur einen, für alle zugänglichen, Gastraum und kein Herrenzimmer.


Foto: Axel Ruland
Glauben Sie an eine lang geplante Kampagne gegen sich?

Ja, natürlich. Das ist eine offenkundige Geschichte. Es ist völlig klar, dass das eine lang gehegte Kampagne ist. Diese äußert sich darin, dass über ein Jahr unwesentliche Dinge hochstilisiert wurden, um mich und ehemalige Vorstands- und Gremienmitglieder zu diskreditieren. Wenn es keine Kampagne gewesen wäre, hätte man die Sache mit dem Tag des Ausscheidens beendet. Auch das Ziel, das damit verfolgt wurde, ist eindeutig: Gewisse Leute wollen sich hier an der Region profilieren und haben auch langfristig ganz andere Ziele. Die tatsächlichen Hintermänner in den zwei Bereichen sind bekannt. Was da läuft, sieht man an der Art und Weise der Berichterstattung, ungeklärte Dinge den Leuten als die Wahrheit einzureden. Wenn man das häufig tut, wird das auch geglaubt, so war das schon immer.

Unterdessen wird Ihnen von einer Magdeburger Lokalzeitung indirekt vorgeworfen, Sie würden hinter Anschlägen auf deren Privatbesitz, wie zum Beispiel Autos, stecken.

Das ist völlig suspekt. Ich weiß doch nicht mal, wem welche Autos gehören. Ich habe andere Sachen zu tun. Ich lehne Gewalt ab, was soll das bringen? Aber auch das zeigt eben die Kampagne, die gefahren wird: Es soll eine Person in allen Punkten geschädigt werden. Und es wird einem alles Mögliche unterstellt. Solche Behauptungen werden gedruckt und damit ist die Sache erledigt. Es gibt da weder einen Anhaltspunkt, noch Nachweise. Gegen solche Vorwürfe verwahre ich mich entschieden.


Fotos: Axel Ruland
Kommen wir zum SCM. Glauben Sie auch hier an gezielte Aktionen? Nachdem Sie gezwungenermaßen am 16. März 2007 zurücktreten mussten, wurde zwei Tage später mit Holger Kaiser, ein Freund des Präsidenten Rolf Oesterhoff, ein neuer Geschäftsführer vorgestellt.

Dass das eine Kampagne ist, sieht man an den Abläufen. Man erkennt es zum Beispiel daran, wann es Herr Kaiser schon abgelehnt hat, in Ahlen seinen Vertrag zu verlängern (November 2006, siehe urbanite 09/2007, d. Red.). Auch Personen, die heute in der Verantwortung stehen, haben schon Anfang Dezember in internen Kreisen darüber gesprochen, dass ich im Frühjahr 2007 nach der WM weg in.

Von der neuen SCM-Führung wird Ihnen vorgeworfen, sie hätten Millionen-Löcher verursacht.

In den Medien wurde von den Verantwortungsträgern nur gesagt, dass da ein Etatloch sei. Doch es wurde nichts bewiesen, die Entstehung wurde nicht dargestellt. Beweisen muss man mit Zahlen, Fakten und Unterlagen- nicht mit pauschalen Aussagen von zwei Herren. Zu den Fakten: Wie soll ein 3-Millionen-Loch unbemerkt von der Lizenzierungskommission und der Hausbank, sowie den Gremien entstehen? Und das bei einem Jahresetat von 3,8 Mio. Euro. Wie konnte sonst bei einem einfachen Haushalt wie der Handball Magdeburg GmbH durch die strenge Lizenzierungskommssion eine Lizenz bei Vorlage aller Bilanzen und Planungen im Mai 2007 erteilt werden? Hierzu müssen doch alle Einnahmen und Ausgaben konkret belegt sein und auch vorliegen. Wenn ich natürlich in der Planung zu hohe Zuschauerzahlen kalkuliere, die Einnahmen sich in allen Bereichen verringern und mit Beginn der Saison die Geschäftsstellenkosten von 200 000 auf ca. 700 000 Euro erhöht werden und mit Largent, Erevik und Wiegert Spieler verpflichtet wurden, die ich nicht geholt hätte- und wodurch ca. 350000 Euro Zusatzkosten entstanden sind-, ist die Ursache klar. Bis zum letzten Tag meines Ausscheidens wurden alle Gehälter und alle Rechnungen bezahlt. Das kann durch Spieler und andere Bereiche bestätigt werden. Aber meine Theorie ist, dass ich noch in drei Jahren, wenn ein Loch auftritt, dafür verantwortlich gemacht werde.

Wie empfinden Sie die sportliche Entwicklung des SCM?

Zuerst freue ich mich, dass die von mir verpflichteten Spieler, Kabengele und Vasilakis, jetzt ihre Leistung bringen und Silvio Heinevetter sich so weiterentwickelt hat, dass ihm mindestens acht Punkte zu verdanken sind. Die Mannschaft, mit Ausnahme von Tönnesen, Erevik und Wiegert, ist meine Mannschaft, die ich zusammengestellt habe. Bedenklich ist der enorme Zuschauerschwund.

Ihnen wurde auch von der neuen SCM-Führung Einjahresplanung vorgeworfen.

Völliger Quatsch. Wer über 17 Jahre hier Erfolg hat, kann nicht nur für ein Jahr planen. Im Gegenteil: Meine Strategie war immer auf drei bis vier Jahre ausgerichtet und nur durch das Erkennen von jungen, unbekannten Spielern wie Bitter, Heinevetter, Bielecki und Tkaczyk sind für uns bezahlbare Spieler verpflichtet und entwickelt worden.

Was sagen Sie zur neuen SCM-Führung mit drei verantwortlichen Personen?

Die drei Verantwortlichen sind schon einmalig in der Bundesliga. Eigentlich sind es sogar vier, wenn man Marketing-Leiter Wagener noch dazu zählt. Ich war allein verantwortlich, selbst ein Uwe Schwenker arbeitet in Kiel, die einen 9-Millionen- Etat haben, als alleiniger Verantwortlicher. Die Frage ist, was machen die da alle? Der Spielbetrieb ist ein wiederkehrender Prozess und 15 Spieler zu lenken und zu ergänzen ist auch kein Tagesgeschäft.

Was machen Sie heute, knapp 14 Monate nachdem Sie aus Ihren Ämtern ausgeschieden sind?

Ich bin selbstständig tätig, arbeite als Entwickler in der Wirtschaft.

Gibt es ein Zurück in den Sport?

Ob es einen Weg generell zurück in den Sport gibt, das muss man abwarten. Wichtig ist für mich, dass ich vor allem mit vielen Spielern, mit denen ich die großen Erfolge errungen habe, weiterhin Kontakt habe. Sei es ein Kervadec, Stefansson oder Gaudin. Ich habe aber auch Kontakt zu Spielern aus der jetzigen Mannschaft. Zu denen, die klar denken können und sich nicht von der Anweisung beeinflussen lassen, mit mir und anderen Personen keinen Kontakt zu halten.

Wer mehr über Bernd-Uwe Hildebrandt und seine Verteidigung wissen möchte, der findet alle Informationen auf seiner Homepage www.bernd-uwe-hildebrandt.de.

Weiterführende Links

Homepage von Bernd Uwe Hildebrandt