Berlins zweites Gesicht I knips Berlin – Foto-Locations abseits der Touristenpfade

Berlin hat scheinbar alles zu bieten. Neben den Touristen-Hotspots sind es aber auch die weniger frequentierten Orte, die besondere Fotomotive liefern.

Berlin hat alles: Vom Street Style zum versnobten Restaurant, vom imposanten Dom zum bald fertigen Stadtschloss. Und eines haben alle Touristenorte gemeinsam: Sie sind bekannt und voller Menschen. Neben den Hauptattraktionen gibt es aber auch ein zweites Bild der Hauptstadt. Versteckte Locations, perfekte Bildmotive für Hobbyfotografen, die die eingefangenen Stimmungen zum Beispiel als Drucke auf Acrylglas anfertigen lassen können. Die entstandenen Bilder jenseits von Brandenburger Tor, Reichstag oder Checkpoint Charlie geben wunderbare (Weihnachts-)Geschenke für Freunde und Familie ab, erst recht, wenn der Schenker einen persönlichen Bezug zum abgebildeten Ort hat. 

Außergewöhnliche Menschen an gewöhnlichen Orten

© Rainer Sturm / pixelio.de

Was Berlin von allen deutschen Citys unterscheidet, sind die Menschen, die hier wohnen. Sie leben nach ihrer eigenen Uhr, setzen ihre eigenen Trends und machen aus alltäglichen Umgebungen tolle Foto-Spots – in der U-Bahn beispielsweise. Hier drängen sich vor allem zu Feierabendzeiten bunte Jacken und merkwürdigste Stiefel, Schuhe, Sandalen oder nackte Füße auf engsten Raum. Hier sitzt der Hipster mit Jutebeutel direkt neben dem Bierbauch-Bauarbeiter, der elitäre Banker hockt neben der Tür am Boden und liest den Wirtschaftsteil einer Zeitung. Auch die U-Bahnhöfe Berlins zeigen sich facettenreich – mal sakral, mal provinziell. Der Heidelberger Platz beispielsweise ist einer Kathedrale nachempfunden, die Mohrenstraße gibt sich als Moskauer Metro und die Haltestelle Wittenbergplatz bietet eine pittoreske Zeitreise in den Neoklassizismus. Wer auf buntes Treiben und vielseitige Typen als Fotomotiv steht, sollte auch einen der vielen Food-Märkte wie die Arminiushalle in Moabit besuchen. 

Alte Gebäude neu entdeckt

© Jan Kowalski / pixelio.de

Berlins Lost Places üben seit Jahren eine große Anziehungskraft auf Fotografen aus und werden als Tipps und Impressionen auf Facebook-Seiten wie dieser gern an andere weitergegeben. Einer dieser verlorenen Orte ist das Blub. Früher war es das bekannteste Badespaß-Paradies der Stadt. Wegen Besuchermangel und Hygieneproblemen musste das Spaßbad vor einigen Jahren schließen und wurde aus Kostengründen – wie so manche Orte in der Hauptstadt – einfach sich selbst überlassen. Heute ist die Ruine ein einzigartiger Foto-Spot: Verlassene Pools, Graffiti-Wände, halbwegs intakte Glasdächer, die jeden Moment einzustürzen drohen. Der Charme des geisterhaften Ortes ist gleichzusetzen mit dem Teufelsberg, dessen ehemalige Abhörstation einer der bekanntesten „Lost Places“ Berlins ist. Ambivalent, nämlich zwischen alt und verlassen sowie lebenserfüllt, mutet das RAW-Gelände in Friedrichshain an. Hier reihen sich Graffiti-Mauern und Steinruinen der Reichsbahn-Industrie mit ausgefallenen Bars, Party- und Konzert-Locations aneinander und schaffen eine vollkommen verquere Welt aus Leben und Vergänglichkeit. Wen es in die sportliche Vergangenheit der Stadt zieht, der sollte in das brandenburgische Elstal fahren. Hier liegt das ehemalige Olympische Dorf von 1936. Der Ort wurde von der DKB-Stiftung gekauft und ist seither der Öffentlichkeit gegen ein Eintrittsgeld zugänglich.

Bunt und skurril

© Rolf Handke / pixelio.de

Berliner kennen die Gartenstadt Falkenberg unter dem Spitznamen „Tuschkastensiedlung“. Die ehemalige Arbeitersiedlung in Treptow-Köpenick ist eine von sechs Kulturerbe-Siedlungen der Hauptstadt. Hier reihen sich bunt bemalte Häuser und Wohnanlagen an kleine Vorstadtgärten, die vor allem im Herbst in imposanter Farbenpracht erleuchten. Ebenfalls herbstbunt, aber auch königlich erhaben unter winterlicher Schneedecke ist das Mittelmeerhaus im Botanischen Garten Steglitz. Der Garten selbst zählt zu den schönsten der Welt und das Mittelmeerhaus im Jugendstil bildet das heimliche Herz des Gartens. Keineswegs bunt, aber umso skurriler wirkt die Philologische Bibliothek der FU Berlin. Sie wurde von Lord Norman Foster entworfen und gleicht der Form eines Gehirns. Unweigerlich hat sich deshalb der Name „The Brain“ manifestiert. An dieser Location trifft Rostlaube auf blasenförmigen Neubau und leichtes Mero-Raumtragwerk auf modernes Glasfasergewebe.