"Vorbilder sind wichtig, globale Besinnung und Bewusstsein wachsen – auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt." Interview mit Norma Jean Martine zu „Only In My Mind“

Mit „Only In My Mind“ veröffentlichte die New Yorker Sängerin Norma Jean Martine am 20.1.2017 ihr Debütalbum. Im Interview mit Urbanite spricht die erfahrene Songwriterin (u.a. Ronan Keating, Lena) über die Bedeutung weiblicher Vorbilder und ihre Arbeit mit Burt Bacharach…

© Erik Weiss
Mit „Only In My Mind“ veröffentlichte die New Yorker Sängerin Norma Jean Martine am 20.1.2017 ihr Debütalbum. Im Interview mit Urbanite spricht die erfahrene Songwriterin (u.a. Ronan Keating, Lena) über die Bedeutung weiblicher Vorbilder und ihre Arbeit mit Burt Bacharach…

Interview: Friedrich Reip

Du hast mit Burt Barcharach an diesem Album zusammengearbeitet. Bitte erzähl von dieser Erfahrung!
 
Es fühlte sich unwirklich an, bis ich tatsächlich vor seinem Haus stand. Ich war ziemlich aufgeregt, als ich ihm begegnete, versuchte mich aber cool zu geben. Er spielte mir Janis Ians „At Seventeen“ vor und erzählt mir, diese Art Lyrics gefalle ihm – das war ja mal gar kein Druck! Ich spielte ihm „Still In Love With You“ vor, den es ist eine Art Hommage an seine große Zeit. Wir spielten ein paar Melodien durch und stießen schließlich auf eine, die mir lag und für die er auch schon einen Titel hatte: „I’m Still Here“. Burt ist ja berühmt dafür, den Titel schon mitzuliefern und Künstler damit auf den Weg zu schicken. Ich hatte Heimweh, und die erste Zeile erinnerte mich an meinen Vater. Burt hat einen Sohn in meinem Alter, und so teilen wir die Erfahrung des großen Altersunterschieds. Burt schickte mich nach Hause, und den ganzen Abend und den nächsten Tag über schrieb ich an den Lyrics – Teile davon sogar im Schlaf. Ich tippte die Lyrics für Burt ab, und er setzte sich mit dem Zettel ans Klavier und sang meinen Text. Ich konnte es nicht fassen. Danach klopfte er mir auf den Rücken und sagte: „You did good kid, you did good“.
 
Wie lang hast du die Songs von „Only In My Mind“ in dir und mit dir herum getragen?
 
Mit dem Schreiben habe ich vor fünf Jahren begonnen – mit dem Titeltrack. Die anderen Lieder waren allesamt Teil der Reise, auf der ich mich befand und während der ich als Mensch und als Musikerin gewachsen bin.

Du hast auch schon für andere Künstler/innen geschrieben. Inwiefern fühlt es sich vielleicht anders an, jetzt unter eigener Flagge zu fahren?
 
Es macht mich schon stolz und es geht mir auch näher. Wenn ich Songs weggebe, gehören sie mir auch nicht mehr, sie sind dann weg. Das ist jetzt anders.
 
In der Presseinfo zum Album war zu lesen, du hieltest „Only In My Mind“ für eine „verschollene Platte aus den 60ern / 70ern“. Was meinst du damit?
 
Ehrlich gesagt, denke ich das keineswegs – diese Idee war lediglich der Anfangspunkt der ganzen Sache, denn ich wusste, ich brauchte eine Ecke, in die ich mich als Künstlerin stellen musste. Ich wollte kein Wannabe sein, sondern ich selbst und etwas finden, was sonst keiner macht. Ich hatte einen Co-Autoren, der vorgeschlagen hatte, ich solle ein Rockalbum machen, aber dazu ist es nie gekommen – ebenso wie Amy ein Motown-Album gemacht hat, zu dem es nie gekommen ist.
 
Man hat den Eindruck, es gebe derzeit mehr starke weibliche Sängerinnen und Stimmen in der Musik als vielleicht jemals zuvor. Wie siehst du das?
 
Ich glaube einfach, die Menschen wollen jemanden, den sie verstehen und an den sie glauben können. Vorbilder sind wichtig, globale Besinnung und Bewusstsein wachsen – auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt – und die Menschen sind hungrig nach etwas Rohem und Echtem von Bedeutung im Leben. Das schafft Raum für fantastische talentierte weibliche Vorbilder. Denn die sind es, die die Menschen tatsächlich wollen.