Berliner Poetry-Slam-Künstler Julian Heun und Bastard Slam

Poetry Slam – die junge amerikanische Version des Dichterwettstreits. In Berlin kann man bei den Lyriker-Wettbewerben an fast jeder Ecke mitfiebern. Wir haben mit Julian Heun gesprochen, einem der bekanntesten Berliner Poetry Slammer.

Poetry Slam – die junge amerikanische Version des Dichterwettstreits. In Berlin kann man bei den Lyriker-Wettbewerben an fast jeder Ecke mitfiebern. Wir haben mit Julian Heun gesprochen, einem der bekanntesten Berliner Poetry Slammer.

© Niclas Dietrich
Der Slam Poet Julian Heun ist in seinen jungen Jahren schon einer der bekanntesten Wortspiel-Künstler Deutschlands.
Mit seinem Studium an der Freien Universität Berlin in Vergleichender Literaturwissenschaft und Germanistik und dem schon lang ersehnten Wunsch irgendwann einmal einen Roman zu schreiben und zu veröffentlichen, war Julian Heun der Poetry-Slam-Szene gar nicht mehr so fern.
„Ich hab’s einmal gesehen und wusste sofort: Da willst du unbedingt mitmachen! Aber das traust du dich auf keinen Fall“, so Julian und legte damals mit seinem Workshopleiter, der in ihm großes Potenzial sah und ihn glücklicherweise etwas auf die Bühne getreten hat, den Grundstein seiner Karriere.
Mit ein bisschen Übung und großem Talent machte er dann bald bei den einmal jährlich stattfindenden deutschsprachigen Meisterschaften mit, die 2007 in Berlin waren, und belegte in der Kategorie U20 auf Anhieb den ersten Platz. Ein Jahr darauf wurde er dann auch in der Einzelkategorie der Erwachsenen Zweiter und so ging es dann auch immer weiter.

Etwa hundert Tage im Jahr ist Julian Heun seitdem unterwegs. Er wird zu unzähligen Poetry-Slam-Veranstaltungen bundesweit und auch über die Landesgrenzen hinaus eingeladen um dort mit seinen selbst geschriebenen Texten für Stimmung zu sorgen.
„Poetry Slam ist wie eine Wundertüte – du weißt nicht, wie der Abend wird und was dich erwartet – ob die Slam Poeten dich mit ihren Texten berühren.“
Sein Glücksrezept heißt: Gefühle in deiner Poesie verarbeiten und mit dem Publikum teilen. „Es tut gut darüber zu schreiben was ich hasse, worauf ich wütend bin. So wird aus der schlechten Energie etwas Gutes, etwas Schönes.“ Nur so bewegt man die Zuhörer und peitscht die Stimmung in die Höhe.

Und Julian Heun in Berlin?

© Hendrik Schneller

Eigentlich wollte er nie selber Veranstalter eines Poetry Slams werden, doch mit der Vorstellung wie man einen besseren und professionelleren Poetry Slam machen könnte, ist Julian dann doch vor fast genau einem Jahr selber in die Veranstalter-Schiene gerutscht. Seither organisiert er an jedem dritten Freitag im Monat mit Wolf Hogekamp, dem Macher des wohl ältesten Poetry Slams Deutschlands, den Bastard Slam in der Ritter Butzke. „Ich war früher immer mal gern im Ritter Butzke tanzen und dachte mir, wenn ein Poetry Slam, dann hier! Seitdem ist das immer mein Lieblingstag im Monat.“
Hierzu werden nicht nur lokale Slammer eingeladen, sondern auch gute Poeten aus anderen Ländern wie der Schweiz und Österreich. So ist beim Bastard Slam die Professionalität gesichert und durch den Wettbewerbscharakter peitscht sich die Stimmung richtig hoch, es gibt riesig viel Applaus und die Wertung bereitet dem mit fiebernden Publikum Diskussionsstoff.
„Die Poetry-Slam-Szene ist wie eine große Familie“, findet Julian und das ist auch der Grund, warum er es am liebsten macht.
Um die etwas ruhigere Ausführung eines Poetry-Slam-Auftrittes von Julian Heun zu sehen besucht man die jeden dritten Montag im Monat stattfindende Lesebühne Spree vom Weizen in der Jägerklause. Hier setzt man sich nur hin und lauscht, denn eine Jury gibt es in der Jägerklause nicht.

Trotz des ausgefüllten Lebens als Berliner Slam Poet hat Julian Heun seinen Kindheitswunsch Autor zu werden nicht vergessen und im März 2013 seinen ersten Roman „Strawberry Fields Berlin“ veröffentlicht. Bei seiner Erfolgsgeschichte bestimmt auch sehr lesenswert!