Frontmann Axel im Interview Kakkmaddafakka über abgefuckte Bandnamen und Ruhm

Wir sprachen mit Frontmann Axel über die hilfreiche Abkürzung KMF, unerwünschten Ruhm und darüber, dass dich nie jemand so sehr mögen wird wie du dich selbst.

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Die norwegische Band mit dem klangvollen Namen hat ihren dritten Longplayer „KMF“ veröffentlicht. Auf diesem lösen die Brüder und Gründungsmitglieder Axel und Pål ihren Freund und Wegbegleiter Erlend Øye (Kings Of Convenience, The Whitest Boy Alive) in der Rolle des Produzenten ab. Der sonst so quirlige, typisch gute Laune bringende Indie-Pop-Sound bekommt plötzlich hier und da eine melancholische Note. Wir sprachen mit Frontmann Axel über die hilfreiche Abkürzung KMF, unerwünschten Ruhm und darüber, dass dich nie jemand so sehr mögen wird wie du dich selbst. 

Kakkmaddafakka – Was bedeutet das? 
Nun, eigentlich bedeutet es gar nichts. Alle erwarten immer eine besondere Erklärung oder eine spezielle Antwort. Aber eigentlich ging es vor 11 Jahren nur darum, einen abgefuckten oder coolen Namen für unsere Band zu finden. Wir überlassen es einfach den Leuten, ihre eigene Interpretation zu finden. In jeder Sprache könnte es ja auch andere Bedeutungen haben. Für uns steht der Name einfach dafür, wer wir sind.  

Vor elf Jahren entstand der Bandname. Magst du ihn noch?
Ja, schon. Wir werden ja auch KMF genannt – das ist ganz cool. Wir werden auch alle älter, da passt das vielleicht irgendwann besser (lacht). Manchmal macht die Abkürzung mehr her. Das ist auch besser fürs Radio. Insbesondere in Amerika gestaltet sich Kakkmaddafakka im kommerziellen Bereich etwas schwierig (lacht).

Was ist der Unterschied zwischen „KMF“ und den anderen Alben?
Das ist schwierig zu beantworten, weil es ein permanenter Prozess ist. Wir sind alle älter und erwachsener geworden. Es ist nicht unbedingt so anders als die anderen, es sind neue Songs – klar. Aber sie sind immer noch von uns gesungen, in einem Studio. Und in den Songs geht es immer noch um unsere Heimat Bergen, das Leben … Meistens traurige Songs.

Meistens traurige Songs?
Na ja, sie sind einfach wahr. Und die besten Songs sind fast immer die traurigen Songs.

Würdest du sagen, du bist generell ein eher betrübter Mensch?
Nicht hauptsächlich, aber jeder ist doch irgendwie traurig. Ich finde auch , dass das eines der wichtigsten Eigenschaften und Gefühle eines menschlichen Wesens ist. Ich denke, deswegen sind wir auch so erfolgreich. Die Leute können sich mit unseren Lyrics identifizieren. 

Für eure Alben habt ihr schon öfter eher negative Kritik erhalten. Ärgert euch das oder interessiert das nicht?
Wir scheren uns nicht darum, weil wir wissen, dass das, was wir machen, sehr sehr gut ist. Weißt du, wir mögen uns selbst so sehr … das genügt völlig (lacht). Wenn uns Leute nicht mögen, könnten wir angepisst sein, aber wir wissen, dass die falsch liegen. Ich habe recht (lacht). Es gibt eine Menge Sachen im Leben, da weiß ich einfach, dass ich recht habe und die anderen falsch liegen. 

Klingt sehr selbstbewusst. Ihr habt keine wirklich gute Beziehung zu norwegischen Medien. Warum?
In Deutschland, Spanien oder Frankreich wird über uns mehr geschrieben als in Norwegen. Zum Beispiel wurden wir im Radio in Norwegen nicht gepusht, sondern eher gehatet. In Norwegen darfst du nicht selbstbewusst sein – das mögen die Leute oder speziell die Medien nicht. Wenn du ein bisschen von der Norm abweichst, ist das nichts Gutes. Jetzt lieben sie es plötzlich, lieben unsere Musik und uns. Aber das hat elf Jahre gedauert. Es ist eine Geschmacksache, ob du diese Art Musik magst oder nicht. Es ging nie um die Qualität, denn die war schon immer da. Da sind wir wieder bei diesem Selbstbewusstsein: Auch durch unsere Fans wissen wir, dass unsere Musik verdammt noch mal gut ist – da brauchen wir keine Kritiker aus den Medien. Dafür sind wir auch sehr dankbar. 

Es gibt den „No Song“. Darin heißt es: „I was a yes-man, now I‘m a no-man“. Bist du jetzt der No-Man?
Ich sagte eine lange Zeit immer nur ja. Und heute sage ich die meiste Zeit nein. Ich war der Yes-Man und musste erst mal lernen, nein zu sagen. Mein Leben wurde dadurch tatsächlich besser. Zum Beispiel wenn es um Werbung geht: Früher habe ich alles mitgemacht, heute ist es wesentlich stressfreier, wenn ich nein sage. Ich will mich einfach nur auf meine Musik konzentrieren. Es geht mir damit sehr gut. 

Im Privaten auch?

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Ja, seitdem der Erfolg da ist, bin ich weniger aktiv in meinem sozialen Leben. Ich bin mehr alleine. Und das mag ich. Das Ding ist, wenn du berühmt und erfolgreich wirst und dich viele Leute kennen, dann wollen sie mit dir nur darüber sprechen. Und das langweilt mich. Ich bleibe dann lieber zu Hause.  

Hört sich an, als sei Bekanntheit schwierig für dich.
Ich denke, es liegt viel in der eigenen Hand. Jeder kommt zu dir und denkt, er wüsste alles von dir. Du brauchst gar nichts mehr erzählen – er weiß eh schon alles. Diese Art von Konversation liegt mir einfach nicht. Über meinen eigenen Erfolg zu reden ist langweilig. Aber ich sollte auch aufhören mich zu beschweren. Es könnte alles schlimmer sein (lacht). 

Also reicht dir der derzeitige Ruhm?
Ich schere mich nicht um Ruhm. Ich möchte einfach nur gute Musik und gute Konzerte machen. Ich war nie von Ruhm getrieben. Ich finde auch ruhmreiche Leute nicht anziehend. Ich folge diesem Kreis überhaupt nicht. Klar, wenn ich einen coolen Künstler kennenlerne, unterhalte ich mich mit ihm gerne – über seine Kunst. Menschen lieben es normal zu sein. Wenn du berühmt bist, bist du automatisch ein Außenseiter.

Kakkmaddafakka live:

Leipzig – 7. April 2016 – im Täubchenthal
Berlin – 9. April 2016 – im Huxleys Neue Welt