"Echte Emotionen und eine gewisse Tiefe sind mir sehr wichtig" Neele Ternes – Die Stimme aus dem Edeka-Spot

Jeder kennt den Song „Dad“ aus dem kontrovers diskutierten Weihnachtsspot von Edeka. Doch wer steckt eigentlich dahinter?

© Sony Music
Die Wahl-Berlinerin und Interpretin des Songs „Dad“, der durch den kontrovers diskutierten Weihnachtsspot in aller Munde ist, arbeitet seit vielen Jahren als Songwriterin und Studiosängerin hinter den Kulissen. Das Rampenlicht ist neu für die 34-jährige. Und so wächst ihr dieser Tage das Anforderungsprotokoll für eine öffentliche Person bisweilen über den Kopf – fast verpasste Termine inklusive. Ihre Reaktion darauf lässt schließen, dass sie sympathisch auf dem Boden geblieben ist. Aber seht selbst …

Neele, schön, dass es doch noch mit uns geklappt hat…

(unterbricht mich sofort) Ich bin echt untröstlich. Tut mir total leid, dass du so lange warten musstest. Diese Fülle an Terminen und Anfragen überfordert mich ein bisschen. Schlimm?

Nein, gar nicht. Alles gut. Eine gewisse „Zeitspanne“ plant man bei Interviews immer mit ein. Allerdings entschuldigt sich nur ganz selten einer dafür. Hut ab!

Das ist doch selbstverständlich. Ich mag es ja auch nicht, wenn man mich warten lässt.

Dieser Tage stehst du wahrscheinlich nur selten irgendwo nicht abgeholt in der Gegend rum, oder?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe gerade kaum Zeit zum Luftholen. Aber es ist schön; eine tolle Zeit, in der viel Aufregendes passiert.

Was war denn das ultimative Highlight bisher?

Naja, der Moment, in dem wir gemerkt haben, welche Wellen der Werbespot schlägt, war schon ziemlich heftig.

Stimmt es, dass der Song zu dem Zeitpunkt eigentlich noch gar kein richtiger Song war?
Ja, das stimmt. Als mir Florian Lakenmacher, mit dem ich schon seit vielen Jahren zusammen arbeite, von dem Angebot erzählte, war erstmal nur ein Appetizer für den Spot geplant. Erst als wir gemerkt haben, dass sich die Leute damit beschäftigen, haben wir uns dazu entschlossen, einen kompletten Song daraus zu machen.

Ein Song namens „Dad“, der es bis auf Platz 32 der deutschen Single-Charts geschafft hat und den viele nun für den Anfang von etwas ganz Großem halten. Sprich: Album. Wie sieht’s dahingehend aus?

Da mache ich mir überhaupt keinen Druck. Sicher, es wäre natürlich super, wenn man das Ganze noch ausbauen könnte. Wir schreiben auch fleißig Songs. Aber Konkretes gibt es noch nicht zu vermelden.

„Dad“ beeindruckt neben deiner außergewöhnlichen Stimmfarbe auch mit aufwühlender Kammer-Pop-Melancholie. Ein grundsätzlicher Vorgeschmack auf das, was vielleicht noch nachkommt?

Auf jeden Fall. Echte Emotionen und eine gewisse Tiefe sind mir schon sehr wichtig. Die kann man aber natürlich auch in schnelleren Songs transportieren. Es würde also nicht nur Balladen zu hören geben (lacht).

Berlin ist auf jeden Fall gespannt auf sein neuestes Musik-Juwel. Warum hast du dich eigentlich für Berlin entschieden, als es vor einigen Monaten darum ging, die Zelte in neuen Gefilden aufzuschlagen?

Ich habe ja lange Zeit in Hamburg gelebt. Und die Stadt ist auch toll, keine Frage. Aber ich glaube, wenn man hierzulande kreative Grenzen auslotsen will, dann bietet Berlin das beste Fundament dafür. Hier sieht und erlebt man Dinge, die es in der intensiven Form anderswo einfach nicht gibt.

Interview: Kai Butterweck