Realitycheck Neukölln Sachbuch: „Keine Angst hier gibt’s auch Deutsche“

Buchrezension: Mit drei Kindern zieht Thomas Lindemann aus Prenzlauer Berg nach Neukölln und wundert sich über wenig Begeisterung in seinem Bekanntenkreis…

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Mit drei Kindern zieht Thomas Lindemann aus Prenzlauer Berg nach Neukölln und wundert sich über wenig Begeisterung in seinem Bekanntenkreis. Müll und Gewalt auf den Straßen, heruntergekommene Gebäude und rasende Autofahrer, das ist das Bild der Medien. Lindemann spricht mit Sozialarbeitern und Polizisten ebenso wie mit Barbetreibern und Mitbürgern. Er berichtet viel aus eigener Erfahrung und lässt bei seinen Erkundungen weder schöne noch problematische Aspekte des Stadtteils aus. Ein Buch, gemacht für Leute, die hinter das von den Medien vermittelte Bild steigen wollen. Amüsante Momente entstehen, wenn er Neukölln mit Prenzlauer Berg vergleicht. Während dort Helikoptereltern jedes Schulfest unendlich verkomplizieren, funktioniert Dosenwerfen an der Schule in Neukölln auch ohne am Elternabend verteilte Pfandmarken. Oder wenn unfassbarerweise einfach ein Nachbarskind vor der Tür steht, das ohne elterliche Anmeldung zum Spielen kommt: „Toll! Wie früher!“. Insgesamt verfällt der Autor weder in Neukölln-Euphorie noch Katastrophenstimmung, sondern liefert ein differenziertes Bild. 

Infos: Thomas Lindemann: „Keine Angst, hier gibt’s auch Deutsche!“, Berlinverlag 2016, 287 Seiten, 12,99€