Konzertlocation und fantastischer Ort für einen verbummelten Sonntag Seele baumeln lassen und Kultur in der Spandauer Zitadelle

Die Spandauer Zitadelle in Berlin ist für Konzerte und Events bekannt – wie man dort auch sehr herrlich einen entspannten Tag verbringen kann, erfahrt ihr hier.

© CC 2.0 / www.flickr.com/photos/vicchi/
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Vielleicht wart ihr schon mal bei einem der Events in der Spandauer Zitadelle, etwa dem jährlichen Citadel Music Festival, dem Nachtmarkt oder ihr habt euch schon Zucchero, ZZ Top oder Alligatoah im Kalender 2017 angekreuzt. Es ist also immer viel los in den alten Gemäuern – man kann dort aber auch einen herrlich entspannten Tag mit Berliner Geschichte, aktueller Kultur und gutem Essen verbringen.

Spandau liegt wahrscheinlich für die meisten Berliner nicht gerade auf dem täglichen Trail, aber man ist trotzdem ganz schnell da: In die U7 fallen lassen, Zitadelle Spandau aussteigen, 500 Meter Fußweg, und schon steht man vor der beeindruckenden Renaissance-Festung. Erbaut wurde sie von Berliner Kurfürsten zwischen den Jahren 1559 und 1594, um der Residenzstadt Berlin Schutz zu bieten. Die hier schlummernde Geschichte reicht jedoch über 1.000 Jahre zurück, im 9. Jahrhundert befand sich hier eine slawische Siedlung, die später zu einer Burg ausgebaut wurde, die dann noch später zur Festung erweitert wurde. Jedes Jahrhundert hat seine Spuren hinterlassen, es gibt unendlich viel in den historischen Ausstellungen zu entdecken.

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Die Ausstellungen im Palas, also dem Haupthaus der Zitadelle bringen, die Geschichte der Festung mit vielen Exponaten näher, darunter die abgebildeten Kopfbekleidungen, außerdem Kettenhemden, Tagebucheinträge aus frühen Jahrhunderten, die u.a. eine ziemliche Verliebtheit einer der Burgherrinnen verraten.

Kunst und Geschichte, Literatur und ein fantastischer Blick: Hier kann man Tage verweilen

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Mit das Schönste ist der Juliusturm. Bei gutem Wetter kann man von seiner Spitze aus den Fernsehturm am Alexanderplatz sehen und damit eine Weite genießen, die den Augen in Berlin sonst selten vergönnt ist. Wer das Auge im Arbeitsalltag kaum weiter als auf Computernähe fokussiert oder die Berliner Häuserschluchten als maximale Blickdistanzen gewöhnt ist, wird das sehr sehr toll finden, man mag gar nicht mehr herunter vom Turm.

Hat man sich dann doch noch gelöst und ist ein Stück auf der Wallanlage spaziert, warten viele weitere Ausstellungen, etwa in der Westkurtine das „Archäologische Fenster“ mit mittelalterlichen jüdischen Grabsteinen.

© Schriftbögen von Ulrike Damm
Im Proviantmagazin, erbaut ab dem 16. Jahrhundert, kommt man sich ein wenig vor wie in einem Madame Tussauds der Berliner Geschichte: Hier werden in Reih und Glied und dicht gedrängt Denkmäler ausgestellt, die einst über die ganze Stadt verteilt waren. Und wer meint, historisch so einigermaßen alles gesehen zu haben, was die Zeit Nazi-Deutschlands betrifft, kann in einem lichtlosen Raum eine sehr eindrückliche Klang-Installation aus eben dieser Zeit erleben, bei der sich einem die Nackenhaare aufstellen.

Gegenwartskultur und Kunst sind unter anderem in der Alten Kaserne (19. Jahrhundert) zu erleben. Im oberen Stockwerk ist ein Teil der schier unendlich langen Räume mit einer Ausstellung der Schriftstellerin Ulrike Damm belegt, in den zahllosen großen Leinwandbögen liest man sich sofort fest. Hier einmal der Hinweis: Mann sollte wirklich Zeit und Muße mitbringen, um in die Zitadelle und ihre kulturellen Schätze wie die Schriften von Ulrike Damm einzutauchen.

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Gleich daneben wird noch bis  April 2017 eine Auswahl von Kunstwerken der Kunstausstellung „Enthüllt. Eine andere Sicht auf Denkmäler“ gezeigt, mit Arbeiten von Matthias Koeppel, Liane Lang, Ingeborg Leuthold, Søren Lose, Katharina Pöhlmann und SOOKI.

Im Erdgeschoss der Kaserne ist eine Dauerausstellung mit Denkmälern aus Ost- und Westberlin zu sehen. Berliner Nachkriegszeitgeschichte, die gespiegelt wird durch staatliche Denkmäler, mit denen BRD und DDR sich selbst präsentierten. Auch die damaligen Debatten, zum Beispiel die Frage, wie mit sowjetischen Denkmälern nach der Wiedervereinigung umzugehen sei, werden hier in gut verdaulicher Weise nachgezeichnet.

Apropos verdauen: In der Zitadellenschänke mag man sich dann noch, nach einem langen Tag der Entspannung und Inspiration, zum Schmaus niederlassen. Dort kann man dann auch beratschlagen, wann man zurückkehrt in die Spandauer Zitadelle – denn alle oben benannten Ausstellungen sind nur ein Teil des Ganzen, es gibt noch viel mehr zu entdecken.

Infos: Eintritt 4,50 Euro, Öffnungszeiten, Ausstellungen und Veranstaltungen hier: www.zitadelle-berlin.de

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