Independent, Blockbuster und Dokus aus Spanien Spanisches Filmfestival, 6.-11.10. 2015

Beim Stichwort spanischer Film denken alle an Pedro Almodóvar. Eine unzulässige Verkürzung! Das spanische Filmfestival lädt ein, noch viel mehr zu entdecken.

© Warner Bros
Der Fokus des diesjährigen spanischen Filmfestivals ist auf die Gegenwart scharfgestellt: Die europäische Krise und die damit verbundenen Folgen für die Bürger Spaniens ist in viele der Filme eingeflossen.

Thema Jugendarbeitslosigkeit in Europa als romantische Komödie

Wie etwa bei „Verloren im Norden“: Hugo und Braulio, zwei junge Uni-Absolventen, finden in Spanien keine Anstellung – Zukunftsaussichten sind Mangelware und sie entschließen sich nach Deutschland auszuwandern. Es folgt die schmerzhafte Erkenntnis, dass auch dort Jobs Mangelware sind. Das Thema Jugendarbeitslosigkeit in Europa als romantische Komödie zu verpacken ist ein Wagnis, welches aber in „Verloren im Norden“ so gut gelungen ist, dass der Film in Spanien einer der Blockbuster dieses Sommers war.

Kurzfilme, Dokus und auch Filme aus Mexiko

Independent-Filme jenseits des Mainstreams bietet die Sektion „Kaleidoskop“, außerdem werden Kurzfilme und Dokumentationen gezeigt, wie etwa „Baratometrajes“ („Billige Streifen“). Der Film nimmt sich das eigene Biotop vor und zeigt das Bild einer Filmindustrie mit sehr begrenzten Mitteln, in der Filmschaffende kaum in der Lage sind, ihre Filme zu produzieren.

Die Sektion „Mit anderem Akzent“ spannt traditionell den Bogen zu anderen spanischsprachigen Ländern. Dieses Jahr werden vier Filme aus Mexiko gezeigt, unter anderen „llévate mis amores“ (Nimm dir meine Liebe). Dokumentiert wird die Arbeit einer Gruppe engagierter Frauen, die sich um Migranten kümmert, die einen gefährlichen Weg nach Nordamerika nehmen, indem sie auf Güterzüge aufspringen. Doch wie hilft man, wenn „la bestia“, wie die Güterzüge genannt werden, nicht halten? Die Frauen schmeißen gut verpackte warme Mahlzeiten auf die Züge, um den Schutzlosen wenigstens ein bisschen Liebe zu geben.

In bester Festivalmanier sind viele der Filmschaffenden vor Ort, um nach den Filmen mit dem Publikum zu diskutieren. Die meisten der Filme werden in O-Ton mit englischen Untertiteln gezeigt.

Infos: 6.-11.10, Moviemento, Kottbusser Damm 22, 10967 Berlin, www.sffberlin.de