Sänger Max: "Man streitet zwar, aber ... das Kuscheln in einer Band ist relativ schwierig." Steaming Satellites im Interview über Gepose und Bandkrise

Der Steaming Satellites-Sound ist ein Stilmix aus Synthie, Rock und Pop – und wird einzigartig durch die Stimme des Sängers Max. Mit eben jenem sprachen wir über Hypes österreichischer Bands, die Bandkrise und das furchtbare Rock‘n‘Roll-Image.

© Christian Maislinger
Steaming Satellites ist eine dieser Bands, die man zumeist auf Konzerten das erste Mal mitbekommt. Der Sound ist ein Stilmix aus Synthie, Rock und Pop – und wird einzigartig durch die Stimme des Sängers Max. Mit eben jenem sprachen wir über Hypes österreichischer Bands, die Bandkrise und das furchtbare Rock‘n‘Roll-Image.

Eure Musik besteht aus einem ungewöhnlichen Stilmix: Synthie, dann wieder Blues und Pop. Wie kommt das? Könnt ihr euch nicht entscheiden?

Ja, genau. Wir wollen uns auch nicht entscheiden. Wir sind immer am Ausprobieren. Und je nach emotionaler Lage und Gemütszustand entstehen dann die Songs. Davon ist es abhängig. Das neue Album ist auch anders, aber das war so nicht geplant, sondern das kam aus verschiedenen Momentaufnahmen heraus. 

Österreichische Bands sind derzeit ziemlich erfolgreich, v.a. Wanda und Bilderbuch. Schätze, ihr werdet des Öfteren darauf angesprochen … Nervt das?

Es nervt nicht, aber ich denke, es gibt sehr viel gute Musik aus Österreich. Klar, es sind die erfolgreichsten Bands, aber es gibt auch gute Bands, die eben nicht auf Deutsch singen. Natürlich ist es eingängiger und leichter zugänglich im Sprachraum. Aber die österreichische Musikszene an zwei Bands aufzuhängen, ist schade. Mich stört es nicht, uns geht es gut, wir können von unserer Musik leben. Aber Bands, die extrem viel Enthusiasmus haben und wirklich sehr gut sind, bleiben dann oft auf der Strecke. Aber, das ist jetzt kein riesen Ding … (lacht). Das kann man auch nicht beeinflussen.

Schon mal überlegt, auf Deutsch zu singen?

Nee, nicht ernsthaft. Ich könnte das nicht machen. Es gibt z.B. einige Bands aus Österreich, die jetzt auf einmal Deutsch singen. Ich meine, jeder wie er will. Aber ich würde es nicht machen. Da würden wir vom Weg abkommen, den wir versuchen zu halten. 

Wie würdest du diesen Weg beschreiben?

Etwas holprig (lacht). Dadurch, dass wir nie diesen Hype hatten, steckt jahrelange Arbeit dahinter. Bei uns weiß man auch nie genau, was als nächstes kommt. Für einige ist das schwierig, andere schätzen das aber auch an uns. Wenn eine Band versucht, sich ständig weiterzuentwickeln, hat sie dabei auch ein gewisses Risiko. 

Bei euch wurde früher oft vermutet, dass ihr nur angesoffen spielen könntet. Wie kam das denn?

Ich habe keine Ahnung (lacht). Früher haben wir einen noch spezielleren Sound gemacht als heute – das war eher Avantgarde und Progressive Rock … Und wenn du dich in die Musik so hineinversetzt, scheinst du für viele Leute nicht ganz zurechnungsfähig zu sein (lacht) bzw. im Rausch. 

Wie viel Rock’n’Roll seid ihr denn? 

Eigentlich sind wir mittlerweile sehr vernünftig – was auch im Auge des Betrachters liegt. Ich bin vom Land und da hat es viele Bands gegeben, die die klassische AC DC-, Iron Maiden-, Metallica-Musik gemacht haben – ich kenne das zur Genüge. Von daher hat das Rock’n’Roll-Image für mich ganz furchtbare Assoziationen (lacht). Das war für mich eher ein engstirniges Denken. 

Inwiefern?

Wenn man z.B. andere Musik hören will, wird man gleich als schwul bezeichnet, weil das nicht in das Macho-Gehabe passt. Und das finde ich sehr problematisch. Jeder, wie er will, aber ich ziehe meine Konsequenzen daraus. 

Ihr hattet beim aktuellen Album „Steaming Satellites“ einen schwierigen Start wegen Streitereien innerhalb der Band. Was war das Problem?

Ich glaube, jeder musste seinen Platz in der Band finden. Das war sonst eher chaotisch. Wenn man auf Dauer eine Band hat, braucht man so gewisse Strukturen, wer was macht. Es gab viele Missverständnisse. Man hat nicht mehr normal miteinander reden können. Deswegen war es ganz gut, dass wir dann einen Produzenten hatten, der da so ein bisschen die Luft abgelassen hat und für uns ein Ventil war. Er hat eine sehr große Vermittlerrolle gespielt. Zwei Tage vor der Albumaufnahme sagten wir: Das war’s. Wir wollten nicht mehr. Wir wussten, das geht so nicht. Und dann haben wir uns doch wieder zusammengerauft. Das letzte Album war ein ziemlich düsteres Kapitel in unserer Bandgeschichte (lacht). Man lernt daraus. 

Was hat euch doch wieder zusammengeführt?

Ich denke, schon die Liebe an der Musik. Wenn wir miteinander arbeiten, dann können wir wirklich gut sein. Im Februar sind die nächsten Aufnahmen und wir sind sehr motiviert, weil momentan die Stimmung einfach sehr gut ist. Und das ist für jeden in der Band sehr befreiend. Dann kann man auch miteinander arbeiten und muss nicht so viel diskutieren. 

Was macht ihr nun anders, dass so etwas nicht mehr passiert? Gibt es denn jetzt Regeln, dass es nicht noch einmal so weit kommt?

Wenn man merkt, das war jetzt zu grob oder einfach too much, dann lenkt man mittlerweile ein. Man hat gelernt, sich zu entschuldigen. 

Ihr seid schon seit 10 Jahren zusammen, quasi wie in einer Ehe. Das ist sicherlich manchmal auch sehr anstrengend.

Ja, das ist furchtbar – man streitet zwar, aber … das Kuscheln in einer Band ist schwierig, sagen wir es mal so. Man tut sich relativ schwer, wieder anzuknüpfen. Es ist wie in einer Beziehung, nur ohne Kuscheln. 

Ihr habt schon sehr viele erfolgreiche Bands supported. Ist dir etwas besonders in Erinnerung geblieben? 

Nicht so cool war Monster Magnet. Das war nur eine Supportshow, aber das war genau das, was ich mit Rock’n’Roll-Image meine und womit ich mich schwertue. Das war so ein Gepose – das habe ich bis heute nicht ganz verkraftet (lacht). Wir sind eine Viertelstunde vor der Show bei denen in den Backstageraum gekommen und das wirkte alles so inszeniert. Das war so lächerlich und so klassisch L.A., Las Vegas … und dessen Abgründe.

Was sind deine Wünsche fürs neue Jahr?
Natürlich Gesundheit und Glück für alle Lieben. Wenn es um die Musik geht, dann neue Aufnahmen und eine neue EP, dass wir bald mal eine neue Single rausbringen, damit wir wieder arbeiten können. 

Wieder arbeiten? Ihr seid doch jetzt auf Tour.

Aber das ist eine Akustik-Tour, eigentlich ein Ausläufer des letzten Albums. Beziehungsweise es wird eine Neufindung. Wie haben jetzt ein neues Bandmitglied. Und es macht gerade riesig Spaß, weil wir extrem viel ausprobieren. Jedes Konzert ist anders. Von einer geplanten Akustiktour spielen wir nun vier, fünf neue Songs bei den Auftritten. Und eigentlich ist es mittlerweile mehr verstärkt als akustisch (lacht). Wir machen gerade einfach das, was uns Spaß macht. Und das war schon lange nicht mehr so (lacht).

Steaming Satellites live:

20. Januar 2017 im Beatpol, Dresden

21. Januar 2017 im so&so, Leipzig